Z Sex Forsch 2007; 20(2): 145-161
DOI: 10.1055/s-2007-960692
© Georg Thieme Verlag Stuttgart · New York

Zum Problem der männlichen Geschlechtszuweisung bei XX-chromosomalen Personen mit Adrenogenitalem Syndrom (AGS)

K. Schweizer1 , L. Brinkmann1 , H. Richter-Appelt1
  • 1Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf, Zentrum für Psychosoziale Medizin, Institut für Sexualforschung und Forensische Psychiatrie
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Publication Date:
05 June 2007 (online)

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Übersicht:

Eine männliche Geschlechtszuweisung bei XX-chromosomalen Personen mit Adrenogenitalem Syndrom (AGS) gilt als umstritten. Die Autorinnen berichten von einer Person, die aufgrund ihres virilisierten Genitales dem männlichen Geschlecht zugewiesen und als Junge großgezogen wurde. Auf Grundlage einer selbstverfassten Lebensgeschichte des Patienten beschreiben sie seine körperliche und seelische Entwicklung und seine Behandlungserfahrungen. Geschlechtszuweisung und Sozialisation werden dabei retrospektiv als „falsch” bewertet, ebenso die medizinischen Eingriffe wie Hysterektomie und Testosteron-Behandlung. Im Zentrum der Kritik an den Behandlungserfahrungen steht die als unmenschlich erfahrene Zurschaustellung des Genitales durch die Ärzte. Überlegungen zur psychotherapeutischen Begleitung des Entscheidungsprozesses für oder gegen eine Geschlechtsrollenänderung schließen den Beitrag ab.