Physikalische Medizin, Rehabilitationsmedizin, Kurortmedizin 2007; 17(2): 81-87
DOI: 10.1055/s-2007-961798
Wissenschaft und Forschung

© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Prävalenz und assoziierte Faktoren des Rückenschmerzes bei Jugendlichen - Ergebnisse einer Querschnittsuntersuchung von 2368 Adoleszenten

Prevalence and Associated Factors of Lower Back Pain in 2368 AdolescentsG. Spahn 1 , A. Hell 2 , H. M. Klinger 2 , A. Langlotz 3 , T. Mückley 4 , R. Schiele 5
  • 1Praxisklinik für Unfallchirurgie und Orthopädie Eisenach. Eisenach
  • 2Orthopädische Klinik, Universität Göttingen, Göttingen
  • 3Landratsamt Wartburgkreis, Gesundheitsdienst, Bad Salzungen
  • 4Klinik für Unfall-, Hand- und Wiederherstellungschirurgie. Universität Jena, Jena
  • 5Institut für Arbeits-, Sozial- und Umweltmedizin, Universität Jena, Jena
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Publication History

eingereicht: 5. 1. 2006

angenommen: 19. 10. 2006

Publication Date:
25 April 2007 (online)

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Zusammenfassung

Rückenschmerz ist ein häufiges Problem sowohl im Jugendalter als auch bei Erwachsenen. Es hat eine hohe soziale, aber auch ökonomische Bedeutung in der Medizin und im Gesundheitswesen. In der folgenden Studie wurden sowohl die Prävalenz bei einer Querschnittsuntersuchung als auch assoziierte Faktoren, wie Rückenpatho-logien, soziale Faktoren und Genussmittelgebrauch untersucht.

Material und Methoden: Insgesamt 2368 Jugendliche (1137 männlich, 1231 weiblich; Alter: 14,5±0,65 Jahre, 13-18 Jahre) wurden im Rahmen der obligatorischen Schulärztlichen Untersuchung erfasst. Alle Jugendlichen füllten zu Beginn der Untersuchung einen Fragebogen aus, in dem sowohl Angaben zur Häufigkeit und Lokalisation von Beschwerden des muskulo-ske-lettalen Systems, als auch des sozialen Umfeldes, zur Häufigkeit des Nikotin- und Alkoholkonsums und zur Sportaktivität erfragt wurden. Nach vorhergehender Einweisung durch einen Facharzt für Orthopädie untersuchten insgesamt 4 Schulärzte die Jugendlichen klinisch. Dabei erfolgte eine standardisierte Untersuchung.

Ergebnisse: Die Gesamtprävalenz des Rücken-schmerzes betrug 45,5%. Von diesen Jugendlichen hatten 38,2% gelegentlich Schmerzen, 4% gaben an, immer bei der Belastung Rückenschmerzen zu haben. Über dauernde Rückenschmerzen klagten 3,3% der Jugendlichen. Die Prävalenz von klinisch auffälligen Befunden lag bei 28,1%. Das Zusammentreffen von Rückenschmerzen und unauffälligen Rückenbefunden lag bei 29%. Bei 11,7% der Jugendlichen wurden durch Schulärzte klinische Auffälligkeiten des Rückens ermittelt, ohne dass Schmerzen angegeben wurden. Nur in 16,5% der Fälle lagen Rücken-pathologien mit gleichzeitiger Schmerzangabe vor. Signifikant mit Rückenschmerzen assoziierte Faktoren (p < 0,05) waren: weibliches Geschlecht (OR=1,6), Realschulbesuch (OR=1,5), Besuch des Gymnasiums (OR=1,7), Rauchen (OR=1,5), Skoliose (OR=1,8), Rundrücken (OR=1,6) und Beckenschiefstand (OR=1,4).

Diskussion: Unsere Ergebnisse zeigen, dass das Rückenschmerzen bereits in der Adoleszenz mit einer Gesamtprävalenz von 45,5% ein bedeutsames Problem sind. Dabei finden sich objektivierbare klinische Befunde nur bei 28,1% der Jugendlichen. Dagegen sind andere, außerhalb des Rückenbereichs liegende assoziierte Faktoren in einer signifikanten Anzahl vorhanden, dazu zählen weibliches Geschlecht, aber vor allem auch Genussmittelmissbrauch. Daher sind zur Vermeidung einer Chronifizierung dieser Beschwerden umfassende Präventivmaßnahmen bereits in dieser Altersgruppe zu fördern.

Abstract

Back Pain is a common problem for adoles-cents and adults. It has high social but also economic importance in medicine and public health.

Material and methods: A total of 2368 adolescents (1137 male, 1231 female; age 14.5±0.65, 13-18 years) who had undergone obligatory public health examination were included into the study. In the beginning the adolescents had to answer a questionnaire. Here were asked frequency and localisation of muscoluskeletal and back pain but also social status and consumption of tobacco and alcoholic beverages. The clinical examination was performed by 4 well experienced school-doctors. At the beginning the doctors were instructed by an orthopaedic surgeon and the criteria for clinical signs of back pathologies were standardized.

Results: The overall prevalence of LBP was 45.5%. From these 38.2% adolescents had occasional back pain, 4% during physical activity, and 3.3% reported permanent pain. The prevalence of back pathologies was 28.1%. The prevalence of back pain without concomitant back pathologies was 29%. In 11.7% of the adolescents pathologies of the back were detected without any symptoms. The combination of back pain and back pathology was observed in 16.5%. Metaanalysis revealed the following significant risk factors (p<0.05) for developing LBP: Female gender (OR=1.6), visit of a middle school (OR=1.5) or visit of a high school (OR=1.7), smoking (OR=1.5), scoliosis (OR=1.8), round back (OR=1.6), and inclined pelvic tilting pelvis (OR=1.4).

Conclusions: In our adolescent population back pain is a common problem with an overall life time prevalence of 45,5%. Objective pathological changes as detected by clinical examination are only found in 28.1% of these children. Other factors such as female gender, alcohol or smoking seem to be related to a higher prevalence of LBP as well. Therefore, early preventive programs for this age group may reduce the prevalence of LBP.

Literatur

Korrespondenzadresse

Dr. G. Spahn

Praxisklinik für Unfallchirurgie und Orthopädie Eisenach

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