intensiv 2007; 15(4): 180-190
DOI: 10.1055/s-2007-963248
Intensivpflege

© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Können Pflegende auf Intensivstationen die Kosten senken?

Peter Nydahl1
  • 1Neurologische Intensivstation und Strokeunit, UK-SH, Campus Kiel
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Publication Date:
10 September 2007 (online)

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Zusammenfassung

Untersuchung: Es wurde eine Literatursichtung zur der Frage durchgeführt, ob Intensivpflegende in der Lage sind, die Kosten auf Intensivstationen zu beeinflussen, bzw. zu senken. Design: Eine Suche in der Medline und medpilot.de wurde mit einzelnen und kombinierten Suchbegriffen und MeSH-Begriffen durchgeführt. Begriffe waren u. a. „icu”, „nurs*” und „cost”. Vorhandene Literaturanalysen (Reviews) wurden bevorzugt gelesen. Nach einem ersten Überblick wurden Einzelsuchen zu Reviews bestimmter Fragestellungen (z. B. Pneumonie oder Sedierung) durchgeführt. Ausgeschlossen wurden Veröffentlichungen zu Kinderintensivstationen und solche, die älter als 10 Jahre waren. Ergebnisse: Die Berechnung der Kosten einer Intensivstation ist im internationalen Vergleich nicht homogen. Die Berechnung von Durchschnittswerten führt zu falsch hohen Ergebnissen, da die ersten beiden Aufenthaltstage eines Intensivpatienten 30 - 45 % der Gesamtkosten ausmachen und spätere Tage, die evtl. durch eine Reduktion des Aufenthaltes gespart werden, vergleichsweise billig sind. Außerdem können nur direkte, variable Kosten, die ca. 30 % der Gesamtkosten ausmachen, von Pflegenden beeinflusst werden. Intensivpflegende können Kosten senken, und zwar durch Maßnahmen, die die Beatmungszeit und die Verweildauer auf einer Intensivstation verkürzen. Hierzu gehören vor allem die Vermeidung von nosokomialen Infektionen, die Steuerung der Sedierung durch Pflegende anhand von Sedierungsprotokollen, ebenso das Weaning durch Pflegende anhand von Richtlinien sowie dem Erkennen von Delirien. Ein weiterer Faktor zur Einsparung ist die Teamstruktur bzw. die Kommunikationsqualität. Das Einsparpotenzial hierzu liegt in Deutschland abhängig von dem Patientengut und der Größe der Intensivstation bei mehreren Hunderttausend Euro pro Jahr und Station. Die Kürzung von Pflegestellen erhöht langfristig die Kosten.Konsequenzen: Intensivpflegende benötigen Schulungen, um ihr ökonomisches Verständnis und Kosten senkende Projekte zu entwickeln. Diese Projekte sind Erfolg versprechend, wenn sie im gesamten Team umgesetzt werden und das Team zu dem Erfolg (Kosten, Infektionsraten, Kostensenkung) regelmäßig ein Feedback erhält. Hierzu empfiehlt es sich, einzelne Pflegende weiter zu schulen und mit Kompetenzen auszustatten.

Literatur

Peter Nydahl

Sternstraße 2

24116 Kiel

Email: peter.nydahl@basale-stimulation.de