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DOI: 10.1055/s-2007-963300
© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York
Wissenschaft und Forschung finden allmählich ihren Platz
Bericht vom 52. Ergotherapie-Kongress des Deutschen Verbandes der Ergotherapeuten (DVE) e. V. in KasselPublication History
Publication Date:
04 July 2007 (online)
Vom 3. - 6. Mai 2007 trafen sich in Kassel 1.400 Ergotherapeuten zum Austausch und zur Fortbildung. Das Angebot umfasste wie gewohnt eine breite Palette an Themen in Vorträgen, Seminaren, Kurzvorträgen und Diskussionsforen.
Mit den Hauptvorträgen der Eröffnungsveranstaltung zur Evidenz-basierten Praxis (EBP) in der Ergotherapie machte der DVE deutlich, dass er die Wichtigkeit des Themas erkannt und angenommen hat.
Angela Harth führte in ihrem Eröffnungsvortrag aus, dass viele Möglichkeiten genutzt werden müssen, z. B.: Eine nationale Forschungskommission einrichten; Zugang zu Datenbanken und Bibliotheken mit Studienbeschreibungen ermöglichen; Regelmäßige Workshops in EBP anbieten.
Da Evidenz-basierte Praxis jedoch meist an den fehlenden Rahmenbedingungen wie Zeit oder Internet- und Datenbankzugang am Arbeitsplatz scheitert, müssen auch die Arbeitgeber von der Notwendigkeit Evidenz-basierter Praxis überzeugt werden.
Ellen Romein ging am Beispiel der Bobath-Therapie bei Kindern darauf ein, dass die Evidenzbasierung viele komplexe Fragestellungen aufwirft, die vor allem mit der Forschungsfrage, dem Studiendesign und den Messinstrumenten zu tun haben (Was soll wie gemessen werden?). Die Anwendung und Weiterentwicklung geeigneter Assessments ist ein wichtiger Baustein zur Evidenzbasierung. Ellen Romein appellierte vor allem an die Zuhörer, mehr betätigungsorientierte Assessments anzuwenden.
Im weiteren Verlauf des Kongresses war es für den wissenschaftlich orientierten Besucher leider schwierig, aus dem weit gefächerten Angebot die für ihn interessanten Beiträge herauszufinden. Das Spektrum reichte von sehr praktisch orientierten Vorträgen und Seminaren bis hin zur Präsentation zukunftsweisender Studienergebnisse.
Hier wäre mehr Orientierung und Übersicht im Programmheft wünschenswert. Beiträge könnten z. B. nach der Zielgruppe (z. B. Anfänger, Fortgeschrittene, Forschungsinteressierte) oder der Zielstellung gekennzeichnet werden, und eine Übersicht könnte wissenschaftlich orientierte Beiträge zusammenfassen.
Schade war auch, dass einige wissenschaftliche Vorträge parallel stattfanden. So musste man häufig auf einen interessanten Beitrag verzichten, was einen Austausch der Fachhochschulen, ihrer Mitarbeiter und Studierenden verhindert.
Als Querschnitt oder Zusammenfassung lassen sich folgende aktuelle Entwicklungen in der deutschen Ergotherapie festhalten:
Therapie findet zunehmend mehr in der Lebenswelt des Klienten „vor Ort” statt oder bezieht sich auf die Lebenswelt (z. B. Kubny-Lüke). Individualisierte, am Klienten und seinem Bedarf orientierte Therapie ist effektiver und auch kostengünstiger (Harth). Geeignete Assessments sind wichtig (Romein). Modularisierte Therapieprogramme ermöglichen EBP (Winter). Kulturelle Aspekte in der Ergotherapie finden vermehrt Beachtung. Netzwerke sind nötig, z. B. zur besseren Patientenversorgung (z. B. in der integrierten Versorgung) und zur Entwicklung neuer Konzepte (Prävention, Psychiatrie).
Die wichtige Aufgabe, Rahmenbedingungen dafür zu schaffen, liegt auch beim Berufsverband, der sich zurzeit beispielsweise bemüht, alle Kräfte in der Entwicklung von Präventionsangeboten zu bündeln.
Besonders spannend wird der Kongress 2008 in Hamburg werden, der zugleich auch Europäischer Kongress ist. Dort kommt der wissenschaftlich interessierte Besucher sicher auf seine Kosten.
Heidrun Becker
Email: Heidrun.Becker@thieme.de