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DOI: 10.1055/s-2007-963776
© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York
Nachruf Prof. Dr. med. habil. Werner Teichmann
Publication History
Publication Date:
11 January 2008 (online)
Am 31.10.2007 verstarb Herr Prof. Dr. med. habil. Werner Teichmann nach längerer Krankheit im Alter von 90 Jahren. Der langjährige Leiter der Abteilung für Gastroenterologie der Klinik für Innere Medizin an der Medizinischen Fakultät der Universität Rostock wurde am 8.9.1917 in Leipzig geboren. 1939 begann er mit dem Studium der Medizin an der UniversitäLeipzig und legte 1943 das ärztliche Staatsexamen ab. Im gleichen Jahr promovierte Werner Teichmann zum Dr. med. Unmittelbar nach Staatsexamen und Promotion wurde er zum Militärdienst eingezogen und war nach Ende des Krieges bis 1949 als Arzt in sowjetischer Kriegsgefangenschaft tätig. Auch später hat er aus tiefer Überzeugung freundschaftliche und wissenschaftliche Bindungen zu Menschen in der damaligen Sowjetunion gepflegt.
Nach Entlassung aus der Kriegsgefangenschaft erhielt er seine Ausbildung zum Facharzt für Innere Medizin am Stadtkrankenhaus St. Georg in Leipzig und wurde 1952 zum Oberarzt ernannt. 1959 erfolgte der Wechsel an die Medizinischen Klinik der Universität Rostock. Hier habilitierte sich Werner Teichmann 1961 mit der Habilitationsschrift „Klinische, klinisch-chemische und statistische Untersuchungen an einem größeren Patientenkollektiv von Hepatitis epidemica”. Es folgten die Berufungen zum Dozenten für das Fachgebiet Innere Medizin 1961, zum Professor mit Lehrauftrag 1966 und zum ordentlichen Professor für Innere Medizin/Gastroenterologie 1969.
Professor Teichmann hat sich sehr früh und intensiv um den wissenschaftlichen Nachwuchs bemüht und sich von 1967 bis zu seiner Emeritierung in verschiedenen Gremien der Universität Rostock für ihn eingesetzt. Mit seinem außergewöhnlichen Talent für Fragen der Biometrie und medizinischen Statistik wurde er zum Schrittmacher statistischer Verfahren in der klinischen Forschung und zum kritischen Prüfer labordiagnostischer Parameter in der klinischen Gastroenterologie. Neben seinen wissenschaftlichen Veröffentlichungen haben ihn zahlreiche Monografien, Hand- und Lehrbuchbeiträge, vornehmlich auf dem Gebiet der Hepatologie und der gastroenterologischen Infektionen, bekannt gemacht. Als Hochschullehrer war Werner Teichmann immer bemüht, seine breite humanistische Bildung, die sich mit tiefen Kenntnissen in Medizin, Biochemie, Mathematik und Statistik paarte, an junge Wissenschaftler weiterzureichen. Seine Patienten kannten ihn vor allem als behutsam-einfühlsamen Arzt.
Innerhalb der Forschungstätigkeit der DDR war er u. a. Mitglied der Problemkommission „Hepatitis”, der Problemkommission „Klinische Chemie und Laboratoriumsdiagnostik” und hatte die Leitung eines Teilprojektes des Forschungsprojekts „Chronische Hepatitis und Folgekrankheiten” inne. Von 1971 bis zu seiner Emeritierung 1982 leitete Professor Teichmann die Hauptforschungsrichtung Gastroenterologie. Mit dieser Funktion lagen Koordination und Entwicklung der gastroenterologischen Forschung in der DDR in seinen Händen.
Von 1965 bis 1967 war Professor Teichmann Sekretär der Arbeitsgemeinschaft für Gastroenterologie und Ernährung in der Gesellschaft für Klinische Medizin der DDR und war als Gründungsmitglied an deren Umwandlung in eine selbstständige Gesellschaft für Gastroenterologie der DDR beteiligt. Er gehörte dem Vorstand von 1967 bis 1982 an. Während dieser Zeit war er von 1973 bis 1977 1. Vorsitzender und hat die Gastroenterologenkongresse der DDR 1975 in Rostock und 1977 in Schwerin geplant, durchgeführt und geleitet.
Professor Teichmann sind viele Ehrungen zu Teil geworden. Erwähnt sein sollen die Hufeland-Medaille in Silber und Gold und die Ismar-Boas-Medaille der Gesellschaft für Gastroenterologie der DDR sowie Ehrenmitgliedschaften der Tschechoslowakischen Gesellschaft für Gastroenterologie, der Tschechoslowakischen Gesellschaft für Hepatologie, der Slowakischen Ärztegesellschaft, der Polnischen Gesellschaft für Gastroenterologie und der Gesellschaft der Internisten Mecklenburgs.
Seit seiner Emeritierung war Professor Teichmann besonders intensiv auf dem Gebiet medizinhistorischer Arbeiten tätig. Mit ausgesprochener Gründlichkeit bis in kleinste Detail und seinem geradezu enzyklopädischen Gedächtnis wurde dieses Hobby betrieben. Aus seiner Feder stammen zahlreiche Biografien und Artikel über bedeutende Mediziner wie Martin Gülzow, Ismar Boas, Gerhardt Katsch, Friedrich Martius und viele andere Wissenschaftler, die an der Universität Rostock gewirkt haben.
Bis ins hohe Alter ist Professor Teichmann seiner ehemaligen Abteilung treu geblieben und hat an ihrer Entwicklung Anteil genommen. Kurz vor seinem Tode konnte er seinen 90. Geburtstag noch mit zahlreichen Weggefährten seines langen Berufslebens verbringen.
Prof. Dr. Stefan Liebe
Abteilung für Gastroenterologie, Klinik und Poliklinik für Innere Medizin, Universitätsklinikum Rostock
Ernst-Heydemann-Straße 6
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