Die kontinuierliche Mehrsekretion von Parathormon, mehr als zur Aufrechterhaltung
eines normalen Serum-Calciumwertes nötig ist, wird als Hyperparathyreoidismus (HPT)
bezeichnet. Sie geht meist von einem Adenom, einer Hyperplasie oder einem Karzinom
der Nebenschilddrüsen aus.
Beim primären Hyperparathyreoidismus (pHPT) wird die Mehrsekretion in den Nebenschilddrüsen
selbst verursacht. Die regulative Mehrsekretion von Parathormon als Antwort auf eine
chronische Hypokalzämie wird als sekundärer HPT bezeichnet (sHPT). Ein hyperkalzämischer
sHPT wurde früher im deutschsprachigen Raum als tertiärer HPT (tHPT) bezeichnet. Heute
wird der Begriff international nur für den hyperkalzämischen renalen HPT nach Nierentransplantation
verwandt.
Der pHPT ist nach den Schilddrüsenerkrankungen und dem Diabetes mellitus die dritthäufigste
endokrinologische Erkrankung. Die Entfernung des hormonüberaktiven Gewebes ist bislang
die einzige Therapieoption, welche die Hyperkalzämie langfristig korrigiert. Neben
der bilateralen zervikalen Exploration stehen heutzutage verschiedene limitierte bzw.
fokussierte Operationsverfahren zur Verfügung.
Obwohl etwa 50 % der Patienten mit chronischer dialysepflichtiger Niereninsuffizienz
im Laufe der Behandlung einen klinisch relevanten sHPT ausbilden, müssen nur etwa
2 - 5 % operiert werden. Die Prophylaxe und konservative Therapie besteht in eingeschränkter
Phosphatzufuhr, Gabe von Phosphatbindern, aktivem Vitamin D und Kalzimimetika.
Bei adäquater Expertise ist die chirurgische Erstbehandlung des pHPT und sHPT nahezu
immer erfolgreich. Zudem kann bei guter Kenntnis der chirurgischen Anatomie von einer
sehr geringen perioperativen Morbidität ausgegangen werden.