Tumoren und Präkanzerosen des Analkanals und der perianalen Region entziehen sich
oft einer frühzeitigen Erkennung und damit der rechtzeitigen Behandlung. Dies ist
bedingt durch die unspezifischen Symptome, Schamhaftigkeit der Patienten und Schwierigkeit
der Diagnose trotz einer Vielzahl von medizinischen Fachrichtungen, die sich mit dieser
Körperregion befassen.
Für die Entstehung von gutartigen Analtumoren, Präkanzerosen und Analkarzinomen spielen
humane Papillomaviren eine bedeutende Rolle. Die häufigsten gutartigen Tumoren sind
Marisken, Analfibrome und Condylomata acuminata. Spitze Kondylome werden je nach Lokalisation
und Ausdehnung entweder äußerlich behandelt oder mechanisch abgetragen.
In der Gruppe von intraepithelialen Neoplasien wird heute eine Reihe von klinischen
Krankheitsbildern zusammengefasst, die als intraepitheliale Karzinome und damit als
Präkanzerosen angesehen werden: Morbus Bowen, bowenoide Papulose und Morbus Paget.
Abgesehen vom Morbus Paget liegt auch hier eine HPV‐Assoziation vor. Die Therapie
besteht in der lokalen Exzision, ggf. plastischen Deckung und regelmäßigen klinischen
Kontrollen.
Das Analkarzinom ist mit ca. 1 % aller gastrointestinalen Tumoren selten und in 80
% assoziiert mit einer HPV-16-Infektion, die sexuell übertragen wird. Das Analkarzinom
betrifft vorwiegend Frauen ab dem 6. Lebensjahrzehnt, jedoch sind zunehmend auch jüngere
homosexuelle und HIV‐positive Männer betroffen.
Die primäre Standardtherapie des regional begrenzten Analkarzinoms ist heute die Radiochemotherapie
mit 5-Fluorouracil und Mitomycin C. Nur bei mikroinvasiven T1-Karzinomen kommt eine
lokale Abtragung infrage. Bei Tumorpersistenz, Rezidiv oder lokalen Komplikationen
wie Kloakenbildung, Fistel oder Inkontinenz ist eine abdominoperineale Rektumexstirpation
indiziert.
Analrandkarzinome werden wie Hauttumoren eingeteilt und behandelt. Bei T1/2-Stadien
ist eine lokale Exzision indiziert, bei höheren Tumorstadien erfolgt die Therapie
nach den Prinzipien der Behandlung des Analkanalkarzinoms.
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Prof. Dr. Martin Wolff
Klinik für Allgemein-, Viszeral- und Thoraxchirurgie
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