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DOI: 10.1055/s-2007-965864
© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York
Langzeittherapie in der Frühphase der Schizophrenie - Einsatz von langwirksamem Risperidon für eine nachhaltige Erhaltungstherapie
Publication History
Publication Date:
15 March 2007 (online)
- So früh wie möglich effektiv behandeln
- Atypisches Depotpräparat als wirksame Therapieoption
- Fazit
- Quellen
Ersterkrankte Schizophreniepatienten werden - nach erfolgter Akutbehandlung - derzeit nur zu einem geringen Anteil mit einem Depotpräparat behandelt, obwohl diese Form der Therapie eine Reihe von Vorteilen bietet [1]. So erfüllt das atypische Depotpräparat Risperdal® Consta® alle Voraussetzungen, um auch in der Frühphase der Krankheit die Symptome wirksam und verträglich zu lindern, die Therapietreue zu verbessern und so Rückfälle dauerhaft zu vermeiden [2]. Bei dessen Einsatz besteht damit die Chance für eine frühzeitige, positive Weichenstellung.
Nur etwa ein Fünftel aller Patienten, die an einer Schizophrenie leiden, werden mit einem antipsychotischen Depotpräparat behandelt. Dabei ist die Akzeptanz gegenüber dieser Form der Therapie unter den Betroffenen sehr hoch. So zeigen die Ergebnisse der FAME-Studie[1], dass Depot-Antipsychotika für 40 % der Patienten eine denkbare Alternative darstellen und die Mehrzahl derjenigen, die bereits über Erfahrung mit einem Depotpräparat verfügen, diese Therapie sogar vorziehen würde [3], [4]. Demgegenüber werden aber nur etwa 35 % der Schizophreniekranken jemals von ihrem Arzt ein Depotpräparat angeboten, d.h. lediglich jeder Dritte hat überhaupt die Möglichkeit, entsprechend auszuwählen [1]. Hinzu kommt, dass die behandelnden Psychiater vor allem solchen Patienten eine Depottherapie empfehlen, bei denen bereits Rezidive oder Phasen der Non-Compliance aufgetreten sind, so die Ergebnisse einer aktuellen Umfrage. Als weitere Kandidaten gelten gut informierte, krankheitseinsichtige und kooperative Patienten in der Frühphase der Erkrankung [5].
#So früh wie möglich effektiv behandeln
Die Wahl der Therapie ist jedoch gerade in der Frühphase einer Schizophrenie von großer Bedeutung, da ihr Erfolg oder Misserfolg in vielen Fällen entscheidend den weiteren Krankheitsverlauf beeinflusst: So verlängert sich mit jedem Rückfall die Zeit bis zur Remission [6]; zudem wächst die Gefahr, dass Restsymptome bleiben. Eine häufigere stationäre Aufnahme der Patienten ("Drehtür-Psychiatrie") ist die Folge. Je mehr Rezidive ein Patient erleidet, desto schwieriger wird es auch, das vorherige soziale Funktionsniveau wieder zu erreichen, was in vielen Fällen die Chance auf Re-Integration sinken lässt. Ein weiteres Problem ist das bereits in der ersten Episode der Krankheit erhöhte Suizidrisiko von etwa 10 Prozent [7], [8]. Hinzu kommt, dass die Schizophrenie meist im Alter zwischen 15 und 35 Jahren und damit in einer Lebensphase ausbricht, in der wichtige berufliche und soziale Entwicklungen stattfinden, die in der Regel durch die charakteristische Symptomatik der Erkrankung erheblich beeinträchtigt werden [9]. Schließlich erleiden auch schon sehr früh erkrankte Schizophreniepatienten einen signifikanten Verlust an grauer Hirnsubstanz, d.h. es kommt zu strukturellen Schädigungen im Gehirn, die mittels bildgebender Verfahren nachgewiesen werden können [10].
Durch eine optimale Behandlung, die möglichst direkt nach der Erstmanifestation beginnt, lässt sich demnach der Krankheitsverlauf erheblich verbessern und so die Funktionsfähigkeit der Betroffenen eher stabilisieren (Abb. [1]). Eines der größten Probleme in diesem Zusammenhang ist jedoch häufig eine unzureichende Therapietreue vieler Schizophreniepatienten, die den Erfolg der Behandlung oft schon in der Anfangsphase gefährdet. Hohe Rückfallraten von mehr als 80 % in den ersten fünf Jahren der Therapie sind die Folge [11]. Erschwerend hinzu kommt, dass viele Ärzte die Compliance ihrer Patienten zu hoch einschätzen und dementsprechend keinen Handlungsbedarf sehen, wie die Ergebnisse einer Studie zeigen [12]: Die befragten 21 Psychiater waren der Meinung, dass etwa 95 % ihrer Patienten während des Untersuchungszeitraums von drei Monaten compliant wären. Eine objektive Überprüfung der Therapietreue mithilfe des MEMS[2] - eine Methode, bei der die Medikamentenentnahme aus speziellen Schachteln elektronisch registriert wird - ergab hingegen eine Compliancerate von lediglich 38 %.

Abb. 1 Spontaner Krankheitsverlauf der Schizophrenie sowie die alternative Entwicklung bei optimaler Therapie. Durch eine konstante Langzeittherapie, z.B. mit langwirksamem Risperidon, lässt sich der Verlauf verbessern und die Funktionsfähigkeit der Patienten weitestgehend erhalten.
Atypisches Depotpräparat als wirksame Therapieoption
Eine gute Möglichkeit, um die Therapietreue der Patienten positiv zu beeinflussen, bietet der Einsatz von langwirksamem Risperidon (Risperdal® Consta®). Das bisher einzige atypische Antipsychotikum in Depotform besitzt eine Reihe von Vorteilen: Bedingt durch die Art der Applikation wird eine hohe Therapietransparenz ermöglicht, d.h. wird ein Injektionstermin versäumt, dann erkennt der behandelnde Arzt unmittelbar die fehlende Compliance. Da die Wirkung noch bis zu zwei Wochen nach dem Absetzen anhält, bleibt genügend Zeit, entsprechend gegenzusteuern. Außerdem wird durch den regelmäßigen Injektionstermin der Arzt-Patienten-Kontakt intensiviert, was sich ebenfalls auf die Compliance positiv auswirken kann. Im Gegensatz zu oralen Präparaten treten nach Gabe des Depots nur geringe Wirkstoffschwankungen im Blut auf, was das Nebenwirkungsrisiko reduzieren, aber auch die Wirksamkeit der Behandlung positiv beeinflussen kann [13]. Da es sich bei dem enthaltenen Wirkstoff um ein Atypikum handelt, wirkt dieses atypische Depotpräparat sowohl gegen die Positiv- als auch die Negativsymptome der Schizophrenie und induziert seltener die bei herkömmlichen Neuroleptika gefürchteten extrapyramidal-motorischen Störungen [14], [15].
Dass eine Umstellung auf das langwirksame Risperidon auch für schizophrene Patienten in einem frühen Stadium der Erkrankung sinnvoll ist, zeigen die Ergebnisse einer Subgruppenanalyse der StoRMi[3]-Studie [2]. In deren Rahmen wurden die Daten von 382 Patienten ausgewertet, bei denen höchstens drei Jahre vorher u.a. eine Schizophrenie diagnostiziert worden war. Nach einer sechsmonatigen Therapie mit langwirksamem Risperidon konnten die Positiv- und Negativsymptome der Patienten signifikant gelindert werden (Abb. [2]). Der klinische Gesamteindruck und die Funktionsfähigkeit besserten sich ebenso wie die Lebensqualität deutlich. Dementsprechend waren auch 30 % der Patienten gegen Ende der Studie mit der Behandlung "sehr zufrieden" gegenüber 7 % zu Studienbeginn. Darüber hinaus verringerte sich unter dem atypischen Depotpräparat die Nebenwirkungsrate: So sank der Wert für extrapyramidal-motorische Störungen von 5,2 Punkten auf der ESRS[4] zu Behandlungsbeginn auf 2,4 Skalenpunkte nach sechs Monaten.

Abb. 2 Entwicklung der Schizophrenie-Symptomatik nach Umstellung auf langwirksames Risperidon. Die Symptome besserten sich gemäß PANSS unter der Behandlung mit dem atypischen Depotpräparat bei jungen Patienten ähnlich deutlich wie innerhalb der Gesamtpopulation. PANSS: Positive-and-Negative-Syndrome-Scale
Fazit
Mit Risperidon in Depotform steht dem Arzt ein modernes Präparat für die Langzeittherapie der Schizophrenie zur Verfügung, das sich durch gute Wirksamkeit und Verträglichkeit sowie hohe Therapietransparenz auszeichnet. Die Behandlung fördert damit - auch langfristig - die Compliance und damit verbunden eine effektive Rezidivprophylaxe, von der auch Patienten in der Frühphase profitieren. Je früher im Krankheitsverlauf Risperidon in Depotform zum Einsatz kommt, desto eher besteht die Möglichkeit, Folgeschäden und Komplikationen zu vermeiden. Voraussetzung für eine derartige Optimierung der Therapiestrategie ist jedoch, dass möglichst vielen Patienten diese Form der Behandlung schon nach der Erstmanifestation angeboten, von Seiten des Arztes erklärt und somit zugänglich gemacht wird.
Mit freundlicher Unterstützung der Janssen-Cilag GmbH
#Quellen
- 01 Heres S . et al . Attitudes of psychiatrists toward antipsychotic depot medication. J Clin Psychiatry. 2006; 67 (12) 1948-53
- 02 Parellada E . et al . Patients in the early phases of schizophrenia and schizoaffective disorders effectively treated with risperidone long-acting injectable. J Psychopharmacol. 2005; 19 5-14
- 03 Pajonk FG . et al . Psychopharmacological treatment of schizophrenia - How is medication favoured by the patient? First result of the FAME I-Study. Pharmacopsychiatry. 2005; 38 (5) 268
- 04 Schmitz FS . et al . Psychopharmacological treatment of schizophrenia - how is medication favoured by the patients?. Schiz Res. 2006; 81 (Suppl) 596
-
05 Herres S . et al . Data on file.
- 06 Lieberman JA . et al . Factors influencing treatment response and outcome of first-episode schizophrenia: implications for understanding the pathophysiology of schizophrenia. J Clin Psychiatry. 1996; 57(Suppl 9) 5-9
-
07 Berufsverband Deutscher Psychologinnen und Psychologen: http://www.bdp-verband.org/psychologie/glossar/suizid.shtml
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08 Möller HJ et al. Duale Reihe: Psychiatrie und Psychotherapie. Stuttgart: Thieme 2001.
-
09 American Psychiatric Association. Practice Guideline for the Treatment of Patients With Schizophrenia, Beilage zu Am J Psychiatry, 1997; 154: 4.
- 10 Thomopson PM . et al . Mapping adolescent brain change reveals dynamic wave of accelerated gray matter loss in very early-onset schizophrenia. PNAS. 2001; 98 11650-5
- 11 Robinson DG . et al . Predictors of relapse following response from a first episode of schizophrenia or schizoaffective disorder. Arch Gen Psychiatry. 1999; 56 241-7
-
12 Byerly MJ . et al . A Comparison on Clinician Versus Electronic Monitoring of Antipsychotic Adherence Poster # 176, presented at the 156th APA Meeting; 2003.
- 13 Mannaert E . et al . Plasma concentration profile of long-acting injectable risperidone after multiple doses, compared with oral formulation. Int J Neuropsychopharmacol. 2004; 7(Suppl 2) S39
- 14 Fleischhacker WW . et al . Treatment of Schizophrenia With Long-Acting Injectable Risperidone: A 12-Month Open-Label Trial of the First Long-Acting Second-Generation Antipsychotic. J Clin Psychiatry. 2003; 64 1250-7
- 15 Möller HJ . et al . . Efficacy and safety of direct transition to risperidone long-acting injectable in patients treated with various antipsychotic therapies. Int Clin Psychopharmacol. 2005; 20 121-30
02 Medical Event Monitoring System
03 Switch to Risperidone Microspheres
Quellen
- 01 Heres S . et al . Attitudes of psychiatrists toward antipsychotic depot medication. J Clin Psychiatry. 2006; 67 (12) 1948-53
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12 Byerly MJ . et al . A Comparison on Clinician Versus Electronic Monitoring of Antipsychotic Adherence Poster # 176, presented at the 156th APA Meeting; 2003.
- 13 Mannaert E . et al . Plasma concentration profile of long-acting injectable risperidone after multiple doses, compared with oral formulation. Int J Neuropsychopharmacol. 2004; 7(Suppl 2) S39
- 14 Fleischhacker WW . et al . Treatment of Schizophrenia With Long-Acting Injectable Risperidone: A 12-Month Open-Label Trial of the First Long-Acting Second-Generation Antipsychotic. J Clin Psychiatry. 2003; 64 1250-7
- 15 Möller HJ . et al . . Efficacy and safety of direct transition to risperidone long-acting injectable in patients treated with various antipsychotic therapies. Int Clin Psychopharmacol. 2005; 20 121-30
02 Medical Event Monitoring System
03 Switch to Risperidone Microspheres

Abb. 1 Spontaner Krankheitsverlauf der Schizophrenie sowie die alternative Entwicklung bei optimaler Therapie. Durch eine konstante Langzeittherapie, z.B. mit langwirksamem Risperidon, lässt sich der Verlauf verbessern und die Funktionsfähigkeit der Patienten weitestgehend erhalten.

Abb. 2 Entwicklung der Schizophrenie-Symptomatik nach Umstellung auf langwirksames Risperidon. Die Symptome besserten sich gemäß PANSS unter der Behandlung mit dem atypischen Depotpräparat bei jungen Patienten ähnlich deutlich wie innerhalb der Gesamtpopulation. PANSS: Positive-and-Negative-Syndrome-Scale