Rezidivierende Polychondritis (Relapsing polychondritis, Meyenburg-Altherr-Uehlinger
Syndrom)
Rezidivierende Polychondritis (Relapsing polychondritis, Meyenburg-Altherr-Uehlinger
Syndrom)
A. Gemmeke, S. Schmidt
Ein 73-jähriger Patient stellte sich mit akut aufgetretenem Erschlaffen der rechten
Ohrmuschel vor. Eine Entzündung oder ein Infekt waren nicht erinnerlich.
Hautbefund: Der kraniale Anteil der rechten Ohrmuschel hing schlaff herab ([Abb. 1 ]). Bei weicher Konsistenz des betroffenen Ohres bestand kein Druckschmerz. Die linke
Ohrmuschel war unauffällig.
Abb. 1 Rezidivierende Polychondritis der rechten Ohrmuschel.
Laborbefunde: BSG 21 mm; CRP 22,9 mg/l; Rheumafaktoren quantitativ > 200 IU/ml; ANA 1 : 640.
Histologie: Der Ohrknorpel ist hochgradig mukoid degeneriert mit verbreitertem und narbig fibrosiertem
Perichondrium mit hierin nachweisbaren Gefäßproliferaten mit schütterer bis mitteldichter,
überwiegend lymphoplasmazellulärer entzündlicher Infiltration ([Abb. 2 ]).
Abb. 2 Rezidivierende Polychondritis - Histologie: Verlust des basophilen Färbeverhaltens
des Knorpels und fokale monolymphozytäre Infiltration (HE).
Bildgebende Verfahren und Konsile ohne Anhalt für eine interne Mitbeteiligung.
Therapie: Eine interne Therapie mit Indomethazin 100 mg/d p. o. wurde eingeleitet.
Kommentar: Die rezidivierende Polychondritis ist eine seltene, systemische Erkrankung des artikulären
und nichtartikulären Knorpels mit Chondrolyse und Knorpelatrophie. Histologisch fällt
ein entzündliches lymphozytäres Infiltrat mit Knorpelfragmentation und fibrotischem
Bindegewebe auf. Laborchemisch sind eine Leukozytose, erhöhte Blutsenkung und CRP
sowie ein positiver Rheumafaktor typisch [3].
Eine Autoimmunreaktion mit Bildung von Antikörpern gegen Mukopolysaccharide und Kollagen
Typ II mit anschließender Knorpelentzündung und -zerstörung wird vermutet. Die Erkrankung
beginnt häufig nach einem grippalen Infekt oder Katarrh der oberen Atemwege. In ca.
80 % der Fälle sind die Ohren oder die Nase beteiligt. Durch die Erweichung des Knorpels
kommt es zur Ausbildung sogenannter Blumenkohl- oder Waschlappenohren. Befall des
äußeren Gehörganges kann sich in Taubheit äußern [3]. Die Augen können mit Konjunktivitis,
Skleritis oder Iritis mit betroffen sein. Atemnot kann ein Hinweiszeichen für eine
Erweichung im Bereich des Kehlkopfes oder der Trachea sein. Gelenkbeteiligung führt
zu rheumatoiden Beschwerden. Auch Gefäßbeteiligung mit Ausbildung von Aortenaneurysmen
oder Aortenklappenveränderungen wurde beschrieben, in schweren Fällen ist daher ein
tödlicher Verlauf möglich. Die wichtigsten Differenzialdiagnosen der Ohrveränderungen
stellen das Granuloma anulare und das Ringerohr dar. Die Allgemeinerkrankung muss
von der rheumatoiden Arthritis, dem Reiter-Syndrom und der akuten Polyarthritis abgegrenzt
werden.
Eine Standardbehandlung ist nicht validiert. Therapieerfolge wurden unter Immunsuppressiva
wie Mycophenolatmofetil, Methotrexat und Cyclosporin ebenso wie mit Infliximab, Hydroxychloroquin
und Cyclophosphamid beschrieben [1, 2]. Dapson soll die Freisetzung lysosomaler Enzyme
während der Entzündung hemmen. Ein schnelles Therapieansprechen bei guter Verträglichkeit
wurde unter der Behandlung mit Indomethazin allein oder in Kombination mit Prednisolon
oder Colchicin beobachtet [2].
Literatur
Literatur
1 Chow MT, Anderson SF. Relapsing polychondritis. Optom Vis Sci 2000; 77 : 286 - 292
2 Goldenberg G, Sangueza OP, Jorizzo JL. Successful treatment of relapsing polychondritis with mycophenolate mofetil. J Dermatolog
Treat 2006; 17 : 158 - 159
3 Mark KA, Franks AG Jr. Colchicine and indomethacin for the treatment of relapsing polychondritis. J Am Acad
Dermatol. 2002; 46 (Suppl 2): S22 - S24
4 Rapini RP, Warner NB. Relapsing polychondritis. Clin Dermatol 2006; 24 : 482 - 485
Pigmentiertes Dermatofibrosarcoma protuberans (Bednar 1957)
Pigmentiertes Dermatofibrosarcoma protuberans (Bednar 1957)
M. Gruner, G. Richter-Huhn, G. Haroske
Ein 24-jähriger Patient bemerkte seit einem Jahr über dem rechten Acromioclavicular-Gelenk
eine knotige Hautveränderung mit langsamem Wachstum.
Hautbefund: Ein knapp 3 cm im Durchmesser großer bläulich-rötlicher weicher Tumor mit subkutanem
Anteil, indolent ([Abb. 3 ]).
Abb. 3 Klinisches Bild des Bednar-Tumors.
Histologie: Das gesamte dermale Bindegewebe wird bis hinein in das subkutane Fettgewebe durchsetzt
von dicht gepackten Spindelzellen, die Schweißdrüsenausführungsgänge und Nervenfasern
umwachsen, sich auch ins subkutane Fettgewebe hinein ausbreiten und zur Tiefe hin
eine zunehmende Hyalinisierung der Zwischensubstanz erkennen lassen. In oberflächennahen
Tumorabschnitten erkennt man zwischen den nicht pigmentierten Spindelzellen wiederholt
stark pigmentierte Spindelzellen mit langen Zellfortsätzen, die offensichtlich stärkergradig
pigmentierten dendritischen Melanozyten entsprechen sowie großleibige abgerundete
Zellen mit grobscholligem Pigment, bei denen es sich entweder um Melanozyten mit Melanosomen
oder Melanophagen handelt. Die beschriebenen Spindelzellen erweisen sich als positiv
für Vimentin und CD 34 ([Abb. 4 a - c ]). Sie reagieren nicht mit den melanozytären Markern S 100 und MART 1.
Abb. 4 Histologie des Bednar-Tumors. a Übersicht, storiformer dermaler und subkutaner Tumor (HE). b Immunhistologie: CD34-positive Zellen. c Histologie: Vimentin-Expression.
Diagnose: Pigmentiertes Dermatofibrosarcoma protuberans (DP), sog. Bednar-Tumor.
Labor und bildgebende Diagnostik: unauffällig.
Therapie und Verlauf: Nach diagnostischer Sicherung erfolgte die mikrografische Exzision des Tumors makroskopisch
mit einem Sicherheitsabstand von jeweils ca. 10 mm. Histologisch wurde der Tumor basal
nicht im Gesunden entfernt, deshalb erfolgte die Nachexzision. Die Defektdeckung erfolgte
mittels Spalthauttransplantation vom Oberschenkel mit unauffälligem postoperativen
Verlauf.
Kommentar: Der Bednar-Tumor stellt die pigmentierte Variante des Dermatofibrosarcoma protuberans
(DP) dar, einem seltenen fibrohistiozytären Hauttumor mit intermediärer Malignität.
Das lokale infiltrative Wachstum des DP ist gekennzeichnet durch asymmetrische, subklinische
Ausläufer, besonders häufig langstreckig in horizontale Richtung, und auch eine Infiltration
tiefer liegender Strukturen. Er neigt zu lokalen Rezidiven (in bis zu 80 %) und metastasiert
nur selten (ca. 5 %). Epidemiologische Untersuchungen in den USA haben von 1973 bis
2002 einen Anstieg des DP um 43 % auf 4,4 Betroffene pro Million Einwohner pro Jahr
ergeben. Die Inzidenz ist unter Farbigen doppelt so hoch wie bei Weißen, das relative
5-Jahres-Überleben lag bei 99,2 % [2].
Die Therapie besteht in der chirurgischen Exzision des Tumors mit einem Sicherheitsabstand
von ca. 1 cm mit Markierung und anschließender lückenloser histologischer Untersuchung
der Schnittränder zur Erfassung subklinischer Tumorausläufer. Nur bei inoperablen
oder Rezidiv-Tumoren stellt die Strahlentherapie (60 bis 70 Gy Gesamtdosis) eine Therapieoption
dar. Eine wirksame Chemotherapie ist nicht bekannt. Zur Nachsorge werden halbjährliche
klinische Untersuchungen über mindestens 5 Jahre empfohlen [1].
Genetische Forschungen zeigen in den Zellen des DP chromosomale Translokationen, ähnlich
wie bei anderen Tumoren. Diese Ringchromosomen, bestehend aus Genlokationen, welche
die alpha-Kette des Typ I-Kollagens COL1A1 und die β-Kette des platelet derived growth
factor (PDGF-β) kodieren, exprimieren ein Fusionsprotein COL1A1- PDGFβ, welches als
kontinuierlicher Stimulator auf die DP-Zellen wirkt. Durch Hemmung der Tyrosinase-Aktivität
des PDGF-Rezeptors mit Imatinib (Glivec®) an DP-Zellen ist erstmals eine gezielte
pharmakologische Therapie möglich [3]. Noch stellt die operative Therapie den Goldstandard
dar [1].
Literatur
Literatur
1 Breuninger H, Sebastian G, Garbe C. Kurzleitlinie - Dermatofibrosarcoma protuberans. J Dtsch Dermatol Ges 2006; 4: 684
- 685
2 Criscione VD, Weinstock MA. Descriptive epidemiology of dermatofibrosarcoma protuberans in the United States,
1973 to 2002. J Am Dermatol 2006; Nov.: 30
3 Sirvent N, Maire G, Pedeutour F. Genetics of dermatofibrosarcoma protuberans family of tumors: ring chromosomes to
tyrosine kinase inhibitor treatment. Gene Chromosomes Cancer 2003; 37: 1 - 19
Pityriasis rubra pilaris Typ I
Pityriasis rubra pilaris Typ I
A. Koch, R. Frank
Seit Juni 2006 litt der 60-jährige Patient unter generalisierten, stark juckenden
ekzematoiden Hautveränderungen, die sich einer externen Therapie gegenüber resistent
zeigten. Im August des Jahres 2006 erfolgte eine stationäre Behandlung in einem auswärtigen
Krankenhaus zur Diagnostik und Einleitung einer spezifischen internen Therapie (Neotigason®).
Da es nach zweimonatiger Einnahmezeit zu keiner Besserung kam, wurde die Medikation
wieder abgesetzt. Zusätzlich traten Schwellungen im Bereich der Malleolen auf. Im
November des gleichen Jahres wurde der Patient in unsere Klinik eingewiesen.
Hautbefund: Es fanden sich am gesamten Integument erythematöse, feinlamellär schuppende sowie
leicht infiltrierte Plaques mit Inseln erscheinungsfreier Hautareale ([Abb. 5 a ]). Eine follikuläre Verhornung im Sinne eines Reibeisenphänomens ließ sich bei mehrmonatiger
Vorbehandlung der Haut nicht finden. Sowohl Palmae als auch Plantae wiesen plattenartige
Hyperkeratosen auf, teils mit tiefen Rhagaden ([Abb. 5 b ]).
Abb. 5 Pityriasis rubra pilaris Typ I. a Fillikuläre Keratosen am Rumpf und b palmare Hyperkeratosen.
Histologie: (Haut-Bioptat thorakal): Befundkombination einer chronischen oberflächlichen perivaskulären Dermatitis. Angedeutet
psoriasiform hyperplastisch mit orthokeratotischer Verhornung sowie mehrere kleinherdig
umschriebene Parakeratosen ohne typisches Schachbrettmuster.
Laborbefunde: Pathologisch waren eine leichte Bluteosinophilie mit 6,7 % sowie eine erhöhte CD4/CD8-Ratio
von 5,3. Blutbild sowie Entzündungsparameter waren unauffällig.
Therapie und Verlauf: Unter intensiver externer Therapie mit Bade-PUVA und Salicylvaseline in unterschiedlichen
Konzentrationen von 2 % bis 10 % sowie mechanischer Abtragung der Hornplatten kam
es zur relativ raschen Besserung der Hautveränderungen. Intern ordinierten wir Acitretin
(Neotigason®) 75 mg pro Tag per os. Gegen den Juckreiz kam AH3N® zum Einsatz. Einige
Wochen nach Entlassung aus dem Krankenhaus musste der Patient die Medikation aufgrund
zunehmender Knochenschmerzen absetzen. Mit dem Absetzen von Neotigason® kam es zum
prompten Rezidiv der Hauterscheinungen, die eine erneute Einstellung erforderten.
Weitere Verlaufsbeobachtungen sind erforderlich. Röntgenologische Untersuchungen erbrachten
keine pathologischen Auffälligkeiten.
Kommentar: Bei der Pityriasis rubra pilaris sind unterschiedliche klinische Erscheinungs- und
Verlaufsformen bekannt. Griffiths erarbeitete 1980 folgende Klassifikation:
I : klassische adulte Form (> 50 %), Erythrodermie mit freien Inseln, follikuläre Papeln,
Keratosen an Hand- und Fußflächen,
II : atypische adulte Form (5 %), Dauer > 20 Jahre, ichthyosiform,
III : klassische juvenile Form (10 %), 1. bis 2. LJ selbstlimitierend,
IV : zirkumskripte juvenile Form (25 %),
V : atypische juvenile Form (5 %), chronischer Verlauf, follikuläre Hyperkeratose [4].
Mit einer Inzidenz von 1/35 000 bis 1/50 000 handelt es sich um eine relativ seltene
Dermatose. Bei einer Pityriasis rubra pilaris kann die Abgrenzung von einer Psoriasis
follicularis sehr schwierig sein. Erst wenn die typischen follikulären keratotischen
Papeln sichtbar sind, ist eine klare Diagnosestellung möglich.
Die Erkrankung kann in jedem Alter beginnen. Bei Patienten im Jugendalter wird an
eine autosomal-dominante Vererbung gedacht, zumal wenn auch in der Familie gehäuft
diese Erkrankung auftritt. Bei Erstmanifestation im Erwachsenenalter, wie in unserem
Fall, ist die Wahrscheinlichkeit einer genetischen Disposition nicht gegeben. Als
Triggerfaktoren für die Pityriasis rubra werden gelegentlich schwere Traumen oder
Krankheiten angesehen [3, 4].
Die Behandlung ist schwierig und verlangt oft viel Geduld. Mit gutem Erfolg lassen
sich intern Retinoide wie Acitretin (Neotigason®) und Isotretinoin (Acnefug ISO®,
Aknenormin®, Isotret-HEXAL®, Isotretinoin-ISIS®, Isotretinoin-ratiopharm® oder Roaccutan®)
bei den Betroffenen anwenden. Neotigason® wird üblicherweise in einer Dosierung von
0,5 mg/kg KG über viele Wochen verabreicht. Die Behandlung mittels UV-Therapie wird
in der Literatur oft kritisch gesehen [5]. Wir hingegen haben gute Erfahrungen mit
der Anwendung von Bade-PUVA bei Patienten mit Pityriasis rubra pilaris, so dass deren
Einsatz durchaus in Betracht gezogen werden sollte. Einzelfallbeschreibungen über
die erfolgreiche Therapie mit Ciclosporin, Methotrexat sowie Infliximab liegen vor
[1, 2].
Literatur
Literatur
1 Manoharan S, White S, Gumparthy K. Successful treatment of type I adult-onset pityriasis rubra pilaris with infliximab.
Australas J Dermatol 2006; 47: 124 - 129
2 Booth AV, Ma L. Pityriasis rubra pilaris, type 1. Dermatol Online J 2005; 11: 9
3 Selvaag E, Haedersdal M, Thomsen K. Pityriasis rubra pilaris: a retrospective study of 12 patients. J Eur Acad Dermatol
Venereol 2000; 14: 514 - 515
4 Griffiths WA. Pityriasis rubra pilaris. Clin Exp Dermatol 1980; 5: 105 - 112
5 Evangelou G, Murdoch SR, Palamaras I, Rhodes LE. Photoaggravated pityriasis rubra pilaris. Photodermatol Photoimmunol Photomed 2005;
21: 272 - 274
Prurigo nodularis Hyde
Prurigo nodularis Hyde
C. Nelskamp, K. Oppers
Im Herbst 2005 bemerkte die 46-jährige Patientin stark juckende Papeln und Knötchen
an Gesäß und unterer Rückenpartie. Die Hautveränderungen nahmen an Größe weiter zu,
zunehmend traten auch am übrigen Integument mit Betonung der Extremitäten-Streckseiten
und Sakralregion neue einzeln stehende keratotisch veränderte Knötchen und Knoten
auf. Lokaltherapeutisch kamen zunächst kortisonhaltige Externa zur Anwendung. Im Verlauf
wurde 2 × wöchentlich eine UV-Therapie ambulant durchgeführt, welche nach Angaben
der Patientin nur eine leichte Besserung der Symptomatik brachte.
Nach Angaben der Mutter litt die Patientin im 1. Lebensjahr unter einem generalisierten
Ekzem. Andere Grunderkrankungen sind nicht bekannt.
Hautbefund: Wir sahen multiple einzeln verstreute erbs- bis münzgroße derbe Knötchen und Knoten
mit keratotischer teilweise exkoriierter Oberfläche am gesamten Integument mit Betonung
der Extremitätenstreckseiten und Sakralregion und Aussparung von Hals und Gesicht.
Weiterhin imponierten Glanznägel als Zeichen übermäßigen Kratzens.
Histologie: Hautprobe Oberarm rechts: Hautgewebe mit geringer Papillomatose sowie stark ausgeprägter
irregulärer epidermaler Akanthose unter dem Bild einer pseudoepitheliomatösen Hyperplasie.
Oberflächlich mäßige Hyper- und Parakeratose, teils mit Einlagerungen von Plasma und
Entzündungszellen ([Abb. 6 ]). Im angrenzenden Korium lymphohistiozytäre Entzündungszellinfiltrate sowie Fibroblasten
und Fibrosierungen. Im Bereich einer Exkoriation herdförmig zahlreiche neutrophile
Granulozyten sowie fokale granulozytäre epidermale Exozytose.
Abb. 6
a Prurigo nodularis Hyde. b Histologie: Hyperkeratose mit fokaler Parakeratose, unregelmäßiger Akanthose, Papillomatose,
dermalen vertikal ausgerichtete Kollagenfasern (HE).
Laborbefunde: Pathologisch waren: Gesamt-IgE (280,0 U/ml), BSG 20 mm, Gesamtcholesterin (6,77 mmol/l)
und Triglyceride (1,73 mmol/l).
Erlanger Atopie-Score nach Diepgen et al. (1991): 10 Punkte = atopische Hautdiathese
wahrscheinlich.
Therapie und Verlauf: Nach Ausschluss der Kontraindikationen und Aufklärung der Patientin über mögliche
Nebenwirkungen begannen wir mit Acitretin (Neotigason® 50 mg/die) und reduzierten
nach 14 Tagen auf 30 mg/die. Gegen den Juckreiz verabreichten wir zusätzlich Hydroxizin-Tabletten
(AH3N®) 2 × täglich. Die Prurigoherde wurden mit Pix lithanthracis pur über insgesamt
acht Tage behandelt. Intermittierend verwendeten wir kortisonhaltige Externa (vorwiegend
Clobetasolsalbe), zum Teil unter Folieokklusion. Während des 18-tägigen stationären
Aufenthaltes konnte bereits ein leichter Rückgang der Hautveränderungen verzeichnet
werden, die Knoten waren bei Entlassung wesentlich flacher und weicher. Drei Monate
später erfolgte eine Dermojetbehandlung der Prurigoknoten durch intraläsionale Injektion
von insgesamt zwei Ampullen Triamcinolon (Volon A 40) 1 : 1 verdünnt mit Xylocitin
2 %.
Kommentar: Die Prurigo nodularis Hyde ist eine seltene, stark juckende Hauterkrankung, gekennzeichnet
durch isolierte, chronisch persistierende, kalottenartig vorspringende Knoten. Die
Erkrankung betrifft vorwiegend Frauen im mittleren Lebensalter. Die Ätiologie ist
unbekannt, emotionale Stresssituationen werden vielfach angeschuldigt. Einige Untersuchungen
haben Komorbiditäten mit psychischen Erkrankungen (Depression, ängstlich-depressive
Verstimmung) gezeigt. Bei vielen Patienten liegt eine atopische Diathese vor [1,2].
Manche Autoren betrachten die Prurigo nodularis als Variante der Prurigo simplex chronica,
es fehlen jedoch bei der Hyde-Prurigo die Seropapeln. Histologisch findet sich eine
typische Hypertrophie später Degeneration zahlreicher dermaler Nervenfasern und Proliferation
von Schwann-Zellen (Pautrier-Neurome). Weitere Kennzeichen sind die pseudoepitheliomatöse
Hyperplasie, vermehrte prominente Fibroblasten und verdickte, vertikal verlaufende
kollagene Faserbündel [3].
Die therapeutischen Möglichkeiten sind begrenzt, nur selten besteht eine spontane
Rückbildungstendenz. Eine Abklärung der möglichen Ursachen des Pruritus ist anzuraten.
In der topischen Behandlung haben sich intrafokale Injektionen von Triamcinolonacetonid
Kristallsuspension bewährt. Bei besonders quälenden Knoten sind Exzision, Kryotherapie,
Laser- oder Elektrokoagulation möglich. Für großflächig betroffene Areale werden fluorierte
Glukokortikoide in Salbenform unter Okklusionsbedingungen empfohlen. Auch ein Ansprechen
auf Calcipotriol, Capsaicin oder UV-Therapie wird beschrieben.
In der systemischen Behandlung scheinen Antihistaminika mit ausreichender sedativer
Komponente wirksam zu sein. Auch wenn eine psychiatrische Erkrankung nicht der eigentliche
Auslöser des Pruritus ist, empfiehlt sich unterstützend zur Krankheitsbewältigung
eine Zusammenarbeit mit Psychosomatikern, Psychotherapeuten oder Psychiatern. In Abhängigkeit
von der psychischen Verfassung können Tranquilizer, Neuroleptika oder Antidepressiva
hilfreich sein.
Es liegen zudem Berichte über eine erfolgreiche Therapie mit Cyclosporin A oder Retinoiden
vor. Thalidomid, 100 - 200 mg/Tag, kommt nur in schwersten Fällen in Betracht (Cave:
teratogene und neurotoxische Nebenwirkungen!) [4].
Literatur
Literatur
1 Accioly-Filho LW, Nogueira A, Ramos-e-Silva M. Prurigo nodularis of Hyde: an update. J Eur Acad Dermatol Venerol 2000; 14: 75 -
82
2 Wollina U, Simon D, Knopf B. Hyde’s nodular prurigo-preference for creases of the skin. Dermatol Monatsschr 1990;
176: 469 - 473
3 Lee MR, Shumack S. Prurigo nodularis: a review. Australas J Dermatol 2005; 46: 211 - 218
4 Alfadley A, Al-Hawsawi K, Thestrup-Pedersen K, Al-Aboud K. Treatment of prurigo nodularis with thalidomide: a case report and review of the
literature. Int J Dermatol 2003; 42: 372 - 375
Treppen-Verschiebelappen nach Plattenepithelkarzinom der Unterlippe
Treppen-Verschiebelappen nach Plattenepithelkarzinom der Unterlippe
E. Köstler, A. Dietz
Bei dem 68-jährigen Patienten entstand vor ca. einem Jahr eine sich vergrößernde Kruste
der Unterlippe. Eine auswärtige diagnostische Exzision hatte einen „Sonnenlichtschaden”
ergeben. Im Januar 2007 im Rahmen einer Wespengift-Desensibilisierung erneute hautärztliche
Vorstellung mit nachfolgender stationärer Einweisung unter dem Verdacht eines Lippenkarzinoms.
Nebenbefundlich besteht ein insulinabhängiger Diabetes mellitus Typ 2.
Hautbefund: Mäßig poikilodermatische Gesichtshaut mit leicht weißlich-streifiger Unterlippe,
in deren Zentrum ein etwa 1,5 cm großer, leicht erhabener und infiltrierter, derber,
zerklüfteter Tumor ([Abb. 7 a ]). Keine palpablen zervikalen Lymphknoten.
Abb. 7 Plattenepithelkarzinom der Unterlippe. a Ausgangsbefund. b Anzeichnung des OP Situs. c Schnittführung der Treppenplastik. d Wundverschluss.
Histologie: Unterlippenexzisat mit aktinischer Cheilitis; geringgradige Zell- und Kernatypien,
entzündliche Infiltration, zentral ein überwiegend noch hoch-, herdförmig mäßig differenziertes
verhorntes kleinherdig ulzeriertes Plattenepithelkarzinom (M 8071/3, pT1, G2), größte
Tumordicke 1,54 mm, Entfernung in toto. Ausläufer der aktinischen Cheilitis, jedoch
ohne nennenswerten zellulären Atypien, erreichen bds. den seitlichen Resektionsrand.
Laborbefunde: Pathologisch waren NBZ 7,90 mmol/l, HbA1c 8,8, Gamma-GT 1,25 μkat/l.
Bildgebende Diagnostik: Kein Anhalt für Metastasierung.
Therapie und Verlauf: Exzision des Tumors in Form eines liegenden Rechteckes, Wiederherstellung der Unterlippe
nach dem Prinzip der horizontalen Verschiebelappenplastik, Operation in Infiltrationsanästhesie,
unauffälliger postoperativer Verlauf, Fadenentfernung ab dem 6. Tag ([Abb. 7 ]).
Kommentar: Johanson u. Mitarb. inaugurierten 1974 die Treppen-Verschiebelappenplastik zur Wiederherstellung
der Unterlippe nach Plattenepithelkarzinom [1]. Bis maximal eine halbe Unterlippenlänge
betragende Defekte können auf diese Weise je nach Lokalisation unilateral oder bilateral
verschlossen werden. Nach Exzision des Tumors werden die Inzisionen für die erste
Treppe durchgehend gestaltet, die weiteren Inzisionen verlaufen im oberflächlichen
Fettgewebe, so dass weitere zwei bis vier Treppen entstehen. Kinnseitig wird jeweils
überschüssige Haut entfernt, daraufhin erfolgt ein schichtweises Vernähen. Sebastian
u. Mitarb. haben 1986 an einem größeren Patientengut über die sehr guten postoperativen
Ergebnisse nach dieser Methode berichtet; die Unterlippe wird praktisch aus dem gleichen
Gewebe rekonstruiert, das entfernt werden musste [2]. Die Schnittführung bleibt auf
das Lippen-Kinnfeld mit intakten Mundwinkeln und intakter Mimik beschränkt. Tumornachkontrollen
sind notwendig.
Literatur
Literatur
1 Johanson B, Aspelund E, Breine U, Holmström H. Surgical treatment of non traumatic lower lip lesions with special reference to the
step technique. Scand J Plast Reconstr Surg 1974; 8: 232 - 240
2 Sebastian G, Horn K, Hackert I. Der Treppen-Verschiebelappen zur Wiederherstellung der Unterlippe nach Spinaliomresektion.
Dermatol Monatsschr 1986; 172: 145 - 152
Kleinknotige kutane Sarkoidose mit Lungenbeteiligung
Kleinknotige kutane Sarkoidose mit Lungenbeteiligung
K. Hasenöhrl, U. Gabsch
Der 54-jährige Patient bemerkte erstmals vor 10 Jahren die Bildung rötlicher Knoten
in Narben. Danach kam es zur Entwicklung von Infiltraten im Gesicht.
Allgemeinbefund: Patient mit behandelter arterieller Hypertonie und Hyperurikämie. Nebenbefundlich
fiel eine eingeschränkte Beweglichkeit im Schultergelenk mit Schmerzhaftigkeit auf.
Hautbefund: Es fanden sich livide knotige Tumoren, weich bis prall palpabel mit Teleangiektasien,
ca. kirschgroß an Augenbrauen, Nasenspitze ([Abb. 8 ]) und anderen Teilen des Gesichtes. Am rechten Ellenbogen und Knie fielen livide
Plaques, an den Oberarmen rötlich bräunliche Papeln auf. Negatives Sondenphänomen.
Unter Diaskopie verfärbten sich die Infiltratherde apfelgeleeartig.
Abb. 8 Kleinknotige kutane Sarkoidose.
Histologie: Im dermalen Bindegewebe findet sich ein epitheloidzellig granulomatöses Infiltrat
aus vielfach konfluierenden, zur Fibrose neigenden sog. nackten Granulomen mit nur
spärlich ausgebildeten peripheren Lymphozytenwällen und wenigen mehrkernigen Riesenzellen
([Abb. 9 ]).
Abb. 9 Kutane Sarkoidose - Histologie (Übersicht): Im Korium multinodale „nacktzellige” Granulome
(HE).
Laborbefunde: Pathologisch waren das Angiotensin-Converting Enzym 246.5 E/l (Norm: 8 - 53 E/l),
25-OH-Vitamin D 2,6 ng/ml (8 - 40), Gamma-Globuline 20,8 % (8,7 - 16,0). Der Tuberkulintest
war nach 48 Stunden negativ.
Bildgebende Diagnostik: In der Sonografie Abdomen unauffällig, axillär bds. Lymphadenopathie. Rö Thorax p.
a.: Hilusverbreiterung, Verbreiterung des oberen und mittleren Mediastinums. Retikulonoduläre
Zeichnungsvermehrung. CT Thorax: Nachweis sehr ausgeprägter Lymphome im gesamten Mediastinum,
den Axillen, an der lateralen Thoraxwand, supraklavikulär und hiliär. Kein Anhalt
für Knochendestruktionen ([Abb. 10 ]).
Abb. 10 Sarkoidose: CT-Bild des Thorax mit Lymphknoten-Konglomeraten im gesamten Mediastinum.
Bronchoskopie: Kein Anhalt für endobronchiales Tumorwachstum.
Zytologie: Lymphozytenreiche BAL.
Bodyplethysmografie: Beginnende Restriktion, geringe respiratorische Partialinsuffizienz.
Therapie: Wir haben eine interne Kortisonbehandlung mit initial 50 mg Prednisolon/d vorgeschlagen.
Kommentar: Die Sarkoidose ist eine chronisch granulomatöse Multisystemkrankheit unbekannter
Ätiologie und Pathogenese, die durch nicht verkäsende Granulome in verschiedenen Geweben
und bestimmte Immunparameter gekennzeichnet ist. Die Erkrankung ist weltweit verbreitet
mit einer Prävalenz von 1/10 000 bei Kaukasiern und bis zu 10/10 000 bei afrikanisch
stämmigen Amerikanern [1].
Häufigste Manifestatsorte sind das Mediastinum und der Respirationstrakt. Die Haut
ist das am zweithäufigsten betroffene Organ. Spezifische Hautmanifestationen umfassen:
Angiolupoid, disseminierte kleinknotige Form, großknotige Form - Lupus pernio, zirzinärer
Typ, subkutan-knotiger Typ und Narbensarkoidose. Das Erythema nodosum ist eine unspezifische
Hautveränderung. Daneben können Gelenke, Augen (Uveitis - kombiniert mit Parotitis
und Fazialisparese als Heerfordt-Syndrom), Knochen und Nieren betroffen sein.
Die lividroten polsterartigen Infiltrate des Gesichtes erinnern an Frostbeulen. Später
können die Läsionen fibrosieren und exulzerieren („Lupus”). Die Form ist fast stets
mit Läsionen des Respirationstraktes verbunden. Unser Patient leidet an einer Lungensarkoidose
mit Lymphknotenbeteiligung. Die massiven axillären Lymphome können die Schmerzhaftigkeit
bei Elevation der Arme erklären. Eine systemische Behandlung erfolgt bei symptomatischem
Verlauf und der Gefahr von Organschäden. Für Prednisolon existieren die größten therapeutischen
Erfahrungen. Alternativ sind Zytostatika, andere Immunsuppressiva (z. B. Cyclosporin
A, Tacrolimus, Leflunomid), Antimalariamittel, Doxycyclin sowie TNF-α-Hemmer (z. B.
Thalidomid, Biologicals). Bei begrenztem Befall der Haut sind neben topischen Kortikoiden,
die UVA1-Phototherapie, PUVA-Therapie und die photodynamische Therapie wirksam [2,
3].
Literatur
Literatur
1 Ahmed I, Harshad R. Subcutaneous sarcoidosis: Is it a specific subset of cutaneous sarcoidosis frequently
associated with systemic disease? J Am Acad Dermatol 2006; 54: 55 - 60
2 Bäcker H, Landthaler M, Szeimies RM. Die Therapiestrategien bei kutaner Sarkoidose. J Dtsch Dermatol Ges 2005; 3: 284
- 298
3 Graefe T, Konrad H, Thiele J, Wollina U. Successful ultraviolet A1 treatment of cutaneous sarcoidosis. Br J Dermatol 2001;
145: 354 - 355