Gastroenterologie up2date 2007; 3(2): 135-156
DOI: 10.1055/s-2007-966631
Leber/Galle/Pankreas

© Georg Thieme Verlag Stuttgart · New York

Hereditäre Lebererkrankungen

Marcus-Alexander  Wörns, Arndt  Weinmann, Peter  R.  Galle
Further Information

Publication History

Publication Date:
06 July 2007 (online)

Kernaussagen

Hereditäre Hämochromatose

  • Neben unspezifischen Symptomen wie Müdigkeit und Gelenkbeschwerden kommt es zu Organschädigungen im Bereich der Leber (Leberzirrhose, HCC), des Pankreas (Diabetes mellitus) und des Herzens (Kardiomyopathie, Herzrhythmusstörungen).

  • Die Testung der beiden häufigsten HFE-Mutationen (C282Y, H63D) ermöglicht die Diagnosesicherung und dient als Screeningmethode in der Familienuntersuchung.

  • In Gestalt der einfach zu handhabenden Aderlasstherapie existiert eine sehr effektive und kostengünstige Therapie, die bei konsequenter Anwendung im Frühstadium der Erkrankung eine normale Lebenswartung ermöglicht.

Morbus Wilson

  • Neben der Leber (Zirrhose) und der Kornea (Kaiser-Fleischer-Kornealring) ist vor allem das Gehirn (motorisches System) von den Kupferablagerungen betroffen, was sich in schwerwiegenden neuropsychiatrischen Symptomen äußert.

  • Die Diagnose der Erkrankung basiert auf klinischen (Spaltlampenuntersuchung) und laborchemischen (Kupferstoffwechsel, Leberdiagnostik) Befunden. Die Leberbiopsie zur quantitativen Kupferbestimmung, radiologische Diagnostik (MRT) und Mutations-/Haplotypenanalyse ergänzen die Diagnostik.

  • Therapeutisch bedarf es einer lebenslangen medikamentösen Therapie mittels Chelatbildnern und Zinksalzen. Mit der Lebertransplantation besteht ein kurativer Ansatz.

α1-Antitrypsin-Mangel

  • Die Einteilung der Allele erfolgt nach dem PI*-System, wobei insbesondere das Z-Allel mit einem erniedrigten AAT-Spiegel und einem erhöhten Risiko hinsichtlich einer pulmonalen (Lungenemphysem, COPD) und hepatischen Manifestation (Leberzirrhose, HCC) einhergeht.

  • Während das Lungenemphysem direkt durch den AAT-Mangel hervorgerufen wird, ist die Leberschädigung durch Ablagerung von mutiertem AAT in polymerisierter Form bedingt.

  • Therapeutische Maßnahmen, insbesondere bei hepatischer Schädigung, sind aktuell noch limitiert, eine konsequente Vermeidung zusätzlicher Noxen ist obligat.

Literatur

Univ.-Prof. Dr. med. Peter R. Galle

Direktor der I. Medizinischen Klinik und Poliklinik
Klinikum der Johannes Gutenberg-Universität Mainz

Langenbeckstraße 1
55131 Mainz

Email: galle@uni-mainz.de