Der Klinikarzt 2007; 36(2): 66
DOI: 10.1055/s-2007-970247
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Krebszellen "aushungern" - Hilft eine kohlenhydratarme Diät im Kampf gegen den Tumor?

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Publikationsdatum:
12. März 2007 (online)

 
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Viele Tumoren verbrauchen massenhaft Zucker. Könnte man sie aushungern, wenn man ihnen diesen Stoff wegnimmt, indem die Patienten eine spezielle kohlenhydratarme Diät einhalten? Noch gibt es nur zaghafte Hinweise darauf, dass eine spezielle Ernährungsweise bei der Behandlung von Tumorpatienten hilfreich sein könnte. "Wir haben aber in Vorversuchen gute Ergebnisse gesehen, bisher aber nur bei vereinzelten Fällen. Die Patienten hatten durch ihre Krebserkrankung schon stark abgenommen, legten aber durch eine ketogene Diät wieder zu", berichtete Ulrike Kämmerer, Würzburg.

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Erste Studie in Deutschland läuft jetzt an

Eine Studie soll nun klären, ob eine solche Diät wirklich einen Effekt hat. Hochwertige Pflanzenöle kombiniert mit Joghurt, Fisch, Fleisch, Wurst, Käse, viel Gemüse und Nüsse dürfen die Patienten essen. Süßigkeiten, Kartoffeln, Reis und Nudeln dagegen sind verboten. Restriktionen gibt es auch beim Obst oder Brot - hier sind jeweils nur spezielle Sorten erlaubt.

"Wir sind die Ersten in Deutschland, die diese Diät in der Klinik testen werden, konstatierte Prof. Johannes Dietl, Würzburg. Zunächst werden natürlich nur Patienten mit weit fortgeschrittenen Tumoren in die Studie aufgenommen, die mit herkömmlichen Therapieverfahren nicht mehr behandelt werden können. An welcher Tumorerkrankung die Patienten leiden, ist dabei zweitrangig, teilnehmen können zum Beispiel Betroffene mit Brust-, Speicheldrüsen- oder Hautkrebs.

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Glukoseabbau über Milchsäuregärung ist Voraussetzung

Doch Vorsicht: Nicht für jeden Patienten macht eine solche Öl-Eiweiß-Diät Sinn. Voraussetzung ist, dass die Tumoren die Glukose über den Weg der Milchsäuregärung abbauen. Das ist jedoch nur bei 30-50 % der weit fortgeschrittenen Tumoren der Fall. Darum muss zunächst pathologisch geklärt sein, ob es wirklich die "richtigen" Krebszellen sind.

idw

Quelle: Pressemitteilung "Wenig Kohlenhydrate für Krebspatienten" herausgegeben von der Stabsstelle Öffentlichkeitsarbeit der Julius-Maximilans-Universität Würzburg