Psychiatrie und Psychotherapie up2date 2007; 1(05): e1-e13
DOI: 10.1055/s-2007-970902
Störungsübergreifende Themen und Methoden

Fahrtauglichkeit unter Psychopharmaka

Gerd Laux
,
Alexander Brunnauer
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Kernaussagen

Bei bestimmungsgemäßer Einnahme von Medikamenten besteht in vielen Fällen Fahreignung. Kritische Phasen umfassen die Aufdosierung, die Medikamentenumstellung und das Absetzen.

Unter den potenziell verkehrsbeeinträchtigenden Psychopharmaka stehen Tranquilizer und Hypnotika aufgrund ihrer sedierenden Wirkung an erster Stelle; epidemiologische Studien konnten zeigen, dass die Einnahme von Benzodiazepinen das relative Verkehrsunfallrisiko in Abhängigkeit von Dosierung und Einnahmeintervall deutlich erhöhen. Akuteffekte von insbesondere sedierenden Antidepressiva können das Unfallrisiko erhöhen, nach Abklingen der Symptomatik sind mit Antidepressiva behandelte Patienten in der Regel wieder fahrtüchtig. Im Gegensatz zu vielen trizyklischen Antidepressiva führen neuere selektive Antidepressiva wie SSRIs, Mirtazapin, Moclobemid und Reboxetin nicht zu signifikanten Beeinträchtigungen kognitiver und psychomotorischer Leistungsparameter.

Die große interindividuelle Varianz psychomotorischer Leistungen schizophrener Patienten weist auf die Notwendigkeit einer individuellen Bewertung der Verkehrssicherheit hin, unter Berücksichtigung der psychopathologischen Leitsymptomatik sowie möglicher Kompensationsfaktoren. Die Effekte von Neuroleptika/Antipsychotika weisen eine große Variabilität auf. Neuere atypische Neuroleptika scheinen hinsichtlich Effekten auf Vigilanz und Psychomotorik Vorteile gegenüber konventionellen Neuroleptika wie Haloperidol aufzuweisen.

Der behandelnde Arzt sollte Psychopharmaka sorgfältig, auch unter verkehrsmedizinischen Aspekten, auswählen und eine stets individuelle Beurteilung der Fahrtauglichkeit unter Berücksichtigung des Krankheitsbildes und -verlaufes, der individuellen Reaktion auf das verordnete Präparat und die Dosierung treffen.

Der Patient sollte angehalten werden, sich selbst zu beobachten und dem Arzt schon kleine Änderungen der Bewusstseinslage während der Therapie mitzuteilen. Er sollte insbesondere informiert werden, keine eigenmächtige Selbstmedikation vorzunehmen. In Zweifelsfällen sollte eine neuropsychologische Untersuchung durchgeführt werden.



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Publication Date:
10 July 2007 (online)

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