Zusammenfassung
Die Behandlung von Infektionen gehört zu den zentralen Aufgaben in der operativen
Intensivmedizin und trägt wesentlich zum Ergebnis der intensivmedizinischen Behandlung
bei. Qualitätsindikatoren für eine erfolgreiche Therapie wie die Verkürzung der Behandlungsdauer
auf der Intensivstation oder im Krankenhaus, die Vermeidung von Organversagen, die
Vermeidung der Entwicklung von Antibiotikaresistenzen, die Vermeidung von nosokomialen
Infektionen und eine Verbesserung der Überlebensrate werden in Zusammenhang mit der
Verordnung von Antibiotika in der Intensivmedizin diskutiert. Die Anforderungen an
eine Antibiotikatherapie in der Intensivmedizin lauten: die Therapie muss frühzeitig
einsetzen, das verordnete Antibiotikum muss gegen den verantwortlichen Erreger wirksam
sein, die Risikofaktoren der Patienten für Infektionen mit Problemerregern müssen
berücksichtigt werden, die lokalen Resistenzen der Erreger müssen bekannt sein, die
Dosis des Antibiotikums muss ausreichend hoch sein und die Dauer der Therapie muss
den Risikofaktoren des Patienten und dem verantwortlichen Erreger entsprechend angepasst
sein. Die Vielzahl der notwendigen Detailkenntnisse zur Festlegung einer frühzeitigen
kalkulierten Therapie zu jeder Tageszeit erfordert stringente lokale Standards für
die Therapie, die die Resistenzsituation der eigenen Klinik berücksichtigen und einer
regelmäßigen Überprüfung unterliegen. Ziel des vorliegenden Artikels ist die Darstellung
einer Auswahl von Voraussetzungen und Strategien für die Behandlung von Infektionen
und die Verordnung von Antibiotika in der Intensivmedizin.
Summary
The treatment of infections is one of the central elements in post-operative intensive
care and contributes significantly to outcome. Measures of quality of antibiotic therapy
include survival, duration of ICU or in-atient stay and rates of organ failure, antibiotic
resistance or nosocomial infection. The pre-requisites for antibiotic prescribing
in the intensive care unit are as follows: the treatment has to be started early,
the antibiotic must be effective against probable causative organisms, the patient's
risk factors for infection with multi-drug resistant organisms must be taken into
account, local patterns of resistance must be known, an effective dosage must be used
and the duration of therapy should be adjusted to the patient's risk factors and probable
causative organisms. The multiplicity of factors which must be taken into account
when determining timely empirical therapy and the fact that this must be possible
at any time of the day, make local standard operating procedures for antibiotic prescribing
imperative. These standards should reflect local resistance patterns and should be
regularly reviewed. The aim of this educational article is to portray a selection
of the pre-requisites and strategies available in the treatment of infections with
antibiotics in intensive care medicine.
Schlüsselwörter:
Antibiotika in der Intensivmedizin - Antibiotikaresistenz - Problemerreger - kalkulierte
Therapie
Key words:
Pre-requisits for antibiotic prescribing in ICU - antibiotic resistance patterns -
multi-drug resistant organisms - empirical therapy
Kernaussagen
Die Antibiotikatherapie sollte so früh wie möglich beginnen. Auch diagnostische Maßnahmen
dürfen den Beginn der Therapie nicht verzögern.
Vor jeder Antibiotikaverordnung ist möglichst Untersuchungsmaterial für den Erregernachweis
und die Resistenztestung zu gewinnen.
Die Notwendigkeit der möglichst frühen Therapie erfordert beim kritisch kranken Patienten
zwingend die kalkulierte oder empirische Therapie.
Voraussetzung für eine erfolgreiche kalkulierte oder empirische Therapie ist die Kenntnis
der klinisch relevanten Erreger und ihrer Resistenz auf der eigenen Intensivstation.
Das Antibiotikum für die kalkulierte Therapie wird anhand der Risikofaktoren des einzelnen
Patienten für Infektionen mit speziellen Erregern ausgewählt.
Der Nachweis des Erregers und seine Resistenztestung ermöglichen es, ein Antibiotikum
mit schmalerem Erregerspektrum und evtl. besserer Wirkung zu verordnen. Diese Deeskalationsstrategie
ist wichtig, um die Resistenzentwicklung und Selektion von Erregern zu vermeiden und
die Ressourcen besser zu nutzen.
Infektionen in der Intensivmedizin erfordern in der Regel weniger als 12 Tage Antibiotikabehandlung.
Eine längere Therapiedauer ist nur bei speziellen Infektionen (Osteomyelitis), Patienten
mit speziellen Risikofaktoren und bei Infektionen mit Problemerregern notwendig.
Wesentlicher Bestandteil eines kontrollierten Umgangs mit Antibiotika ist die regelmäßige
Prüfung der Indikation für die Antibiotikatherapie.
Jede Klinik sollte Dosierungen/Applikationsdauer und Dosierungsintervalle für die
dort gebräuchlichen Antibiotika festlegen.
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Dr. med. Maria Deja Dr. med. Irit Nachtigall
Email: maria.deja@charite.de
Email: irit.nachtigall@charite.de