Der Klinikarzt 2007; 36(6): 358
DOI: 10.1055/s-2007-980835
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Typ-2-Diabetes - Insulinproduktion zielgenau anregen

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Publication Date:
28 June 2007 (online)

 
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Schon seit über zehn Jahren ist bekannt, dass Inkretine wie das Glucagon-like Peptide 1 (GLP-1) die Insulinsekretion abhängig von der Glukosekonzentration steigern und die Gukagonsekretion hemmen [1], berichtete Prof. Reinhard Bretzel, Gießen. Die Dipeptidyl-Peptidase-4 (DPP-4) baut dieses Inkretin wieder ab, Sitagliptin (Januvia®) wiederum hemmt diesen Abbau - und adressiert somit indirekt die Insulin- und Gukagonsekretion. "Erstmals stehen jetzt mit den DPP-4-Inhibitoren Substanzen zur Verfügung, die bedarfsgerecht die Insulinproduktion ohne Hypoglykämieneigung anregen", konstatierte Prof. Hellmut Mehnert, München.

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Wirkprinzip "Inkretinverstärkung" funktioniert

Einen Beleg für dieses Wirkprinzip liefert zum Beispiel eine aktuelle Vergleichsstudie [3]. Hier hatten Typ-2-Diabetiker deren Blutzuckerspiegel trotz einer Metformintherapie nicht gut genug eingestellt war, zusätzlich 100 mg Sitagliptin oder 20 mg Glipizid erhalten. Im Verlauf eines Jahres verringerte sich der durchschnittliche HbA1c-Wert bei beiden Gruppen um fast 0,7 %, wenn der HbA1c-Ausgangswert 7,5 % betragen hatte. Waren die Probanden mit HbA1c-Werten zwischen 9 und 10 % zum Studienstart deutlich schlechter eingestellt gewesen, reduzierten sich die Werte sogar um nahezu 1,7 %.

Überlegen zeigte sich Sitagliptin bezüglich Sicherheit und Verträglichkeit: Während unter dem Inkretin nicht nur die Rate an Hypoglykämien, sondern auch alle anderen Nebenwirkungen auf Placeboniveau lagen, erlebte jeder dritte Patient aus der Sulfonylharnstoffgruppe eine Hypoglykämie. Zudem legten die Patienten unter der Glipizidtherapie im Studienverlauf um mehr als 1 kg an Körpergewicht zu, unter Sitagliptin nahmen sie sogar um durchschnittlich 1,5 kg ab.

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Günstiger Einfluss auf die Pathogenese?

Möglicherweise hat der Inkretinverstärker auch noch einen weiteren positiven Effekt, hob Prof. Heinz-Jürgen Rüßmann, Dinslaken, hervor. Denn während sich die Beta-Zellmasse beim Gesunden dem Körpergewicht anpasst, gehen beim Typ-2-Diabetiker Beta-Zellen progressiv verloren. Nun nähren Tierversuche die Hoffnung, dass Sitagliptin diese Progression stoppen könnten [2]. Prof. Bretzel gestand: "Es hat mich in den vergangenen Jahren kein Konzept so begeistert wie diese Beta-Zellen-Protektion."

Dr. Lutz Retzlaff, Neuss

Quelle: Mittagsgespräch "Januvia®: Inkretinverstärkung - eine neue Option in der modernen Diabetes-Therapie", im Rahmen des Internistenkongresses in Wiesbaden, unterstützt von der MSD Sharp & Dohme GmbH, Haar

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Literatur

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