"Noch bis vor Kurzem haben wir Patienten mit chronischer Hepatitis C nach einem relativ starren Schema therapiert", konstatierte Priv.-Doz. Thomas Berg, Berlin. Hepatitis-C-Patienten, die mit dem Virus vom Genotyp 1 infiziert waren, wurden grundsätzlich über 48 Wochen behandelt. Lag eine Infektion mit einem Hepatitis-C-Virus vom Genotyp 2 oder 3 vor, war die Behandlungsdauer mit 24 Wochen angesetzt. Inzwischen gibt es deutlich stärker individualisierte Therapiekonzepte, die nicht nur die Kosten der Behandlung zum Teil drastisch reduzieren, sondern als effektive Behandlungsmaßnahme die Nebenwirkungsrate deutlich senken können.
Anders als früher liegt das Hauptaugenmerk nicht mehr nur auf dem Genotyp des Hepatitis-C-Virus (HCV), sondern auch auf der (Ausgangs-)Viruslast, den Leberwerten und dem Fibrose- bzw. Zirrhosegrad der Leber. "Entscheidend aber ist, wie schnell die Patienten auf die Behandlung ansprechen", erklärte Berg. Denn je länger der Patient unter der Therapie virusfrei - also HCV-RNA-negativ ist - desto höher sind seine Chancen, keinen Rückfall zu erleiden.
Wie bedeutet dies für die Praxis?
Wie bedeutet dies für die Praxis?
Sind die Patienten schon nach vier Wochen virusnegativ - genauer HCV-RNA-negativ - lassen sich mit einer Standardtherapie dauerhafte Ansprechraten von über 90 % erreichen. Bringt ein Patient jedoch günstige Voraussetzungen wie zum Beispiel eine niedrige Viruslast mit, sind auch mit kürzeren Behandlungszeiten vergleichbare Ansprechraten möglich.
So sprachen 92 % der Patienten mit HCV-Genotyp 1 und einer Ausgangsviruslast von weniger als 600 000 IE/ml, die von Woche 4 bis Woche 24 virusnegativ waren, dauerhaft auf die Behandlung mit pegyliertem Interferon α-2b (PegIntron®) plus Ribavirin (Rebetol®) an [2]. Die Behandlung solcher Patienten über 48 Wochen bezeichnete Berg als "immense Übertherapie". Unbedingte Voraussetzung für die Verkürzung der Therapie sei jedoch, die qualitativen HCV-RNA-Bestimmungen mit einem hochsensitiven Test durchzuführen. "Nur dann wissen Sie mit ausreichender Sicherheit, ob der Patient wirklich virusnegativ ist", erklärte Berg.
Noch besser ist die Ausgangslage von Patienten, die mit einem Hepatitis-C-Virus vom Genotyp 2 oder 3 infiziert sind. Diese sprechen prinzipiell etwas besser auf die Behandlung an als HCV-Patienten mit Genotyp 1. Schon nach einer zwölfwöchigen Behandlung war bei 87 % der Patienten mit HCV-Genotyp 2 ein dauerhaftes Ansprechen zu sehen, wenn die quantitative Bestimmung der HCV-RNA nach vierwöchiger Therapie negativ ausgefallen war [1]. Zum Vergleich: Nach 24-wöchiger Behandlung war die Ansprechrate mit 89 % nur geringfügig höher. Anders als die auf 24 Wochen verkürzte Therapie mit Peginterferon α-2b und Ribavirin bei HCV-Gentoyp-1-Patienten, ist die zwölfwöchige Kombinationstherapie bei HCV-Genotyp-2/3-Patienten in Deutschland jedoch noch nicht zugelassen.
Virale Kinetik und Patientencharakteristika berücksichtigen
Virale Kinetik und Patientencharakteristika berücksichtigen
"Die virale Kinetik ist also der beste Prädiktor für eine mögliche Heilung der Hepatitis-C-Patienten", schloss Berg. Allerdings reicht dies alleine nicht aus, um die Therapiedauer festzulegen. Auch die Patientencharakteristika zu Behandlungsbeginn müssen in die Überlegungen mit einfließen. "Besteht beispielsweise bereits eine Zirrhose, sollten Sie die Patienten nicht mit dem verkürzten Therapieschema behandeln. Gleiches gilt natürlich auch für Patienten mit hoher Ausgangsviruslast."
sts
Quelle: Presse-Workshop "Meet & Treat", veranstaltet von der essex pharma GmbH, München