Der Klinikarzt 2007; 36(7): 372-374
DOI: 10.1055/s-2007-985406
Medizin & Managemnet

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Anforderungen an die Weiterbildung für Mediziner - Managementkompetenz für das Krankenhaus

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Korrespondenz

Dr. Reinhard Schwarz

Sana Kliniken GmbH & Co. KGaA

Gustav-Heinemann-Ring 133

81739 München

Email: r.schwarz@sana.de

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Publication Date:
26 July 2007 (online)

 
Table of Contents

Immer öfter müssen Ärzte heute ihre therapeutischen Entscheidungen an den ökonomischen Druck anpassen. Grundlegende Voraussetzung hierfür sind neben ihren fachlichen auch entsprechende betriebswirtschaftliche, ökonomische, gesundheitspolitische und auch juristische Kenntnisse - Kompetenzen also, die es erlauben, die sich bietenden Chancen in diesem Wachstumsmarkt zu identifizieren, die damit verbundenen Risiken zu minimieren und gleichzeitig eine hohe Qualität an innovativer Leistung zu realisieren. Da das Medizinstudium selbst diesen Bedarf derzeit nicht abdecken kann, sind Mediziner, aber auch Krankenhausmanager, gefragt, sich selbst (aufgrund der hohen Kosten solcher Angebote auch in Kooperation mit dem Krankenhausträger) um den Ausbau ihrer Fähigkeiten zu bemühen und so in ihre eigene Zukunft zu investieren. Es gilt, die Zeichen der Zeit zu erkennen: Hoch qualifiziertes, interdisziplinär ausgebildetes Personal ist gefragt - heute und in Zukunft.

Der Gesundheitsmarkt gilt als einer der vielversprechendsten Wachstumsmärkte der Zukunft. Demografischer Wandel, medizinisch-technischer Fortschritt und ein sich änderndes Gesundheitsbewusstsein in der Bevölkerung treiben diese Entwicklung maßgeblich voran. Insbesondere aber sind es die systemimmanenten Steuerungsdefizite und die Fehlanreize der gesetzlichen Krankenversicherung, die zu einem ständig wachsenden Finanzierungsbedarf führen.

Veränderte Rahmenbedingungen und immer knappere Ressourcen sind der Grund, warum therapeutische Entscheidungen vermehrt auch unter einem ökonomischen Kalkül stehen müssen. Für die Leistungserbringer wird dabei ein wichtiges Element die Orientierung am Behandlungsverlauf einer Krankheit sein, was letztlich ein ganzheitliches und individuell abgestimmtes Behandlungsmanagement erfordert. Grundlegende Voraussetzung für all dies ist eine entsprechende ökonomische Kompetenz der Entscheidungsträger im Gesundheitswesen.

Krankenhäuser begegnen dabei aufgrund ihrer zentralen Rolle als Leistungserbringer besonderen Herausforderungen. Die teilweise gravierenden Veränderungsprozesse erfordern immer größere fachliche und führungsspezifische Kompetenzen der Entscheidungsträger. Daher wird die Nachfrage nach hoch qualifiziertem Führungspersonal weiter wachsen.

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Neue Anforderungen an das ärztliche Berufsbild

Vor diesem Hintergrund müssen Führungskräfte im Gesundheitswesen nicht nur über das nötige Fachwissen und die Kenntnis der Prozesse im Gesundheitssektor verfügen. Sie brauchen darüber hinaus fundierte Managementfähigkeiten, um die sich bietenden Chancen in dem Wachstumsmarkt zu identifizieren, die damit verbundenen Risiken zu minimieren und trotz der knapper werdenden Ressourcen eine hohe Qualität an innovativer Leistungserbringung zu realisieren.

Demzufolge wandelt sich auch das Berufsbild des Arztes: Der vereinfachte Leitsatz "Ärzte sind da, um kranken Menschen zu helfen" verliert zwar nicht seine Gültigkeit, er muss jedoch erweitert werden. Ärzte sind zunehmend auch "Manager des Mangels". In Zukunft muss ein Arzt immer stärker nicht nur das Krankheitsbild eines Patienten richtig diagnostizieren und therapieren, es gilt für ihn auch, die ökonomische Tragweite seiner Behandlung zu erkennen.

Der notwendige, effiziente Einsatz der Mittel erfordert daher immer häufiger auch die Entwicklung und Umsetzung innovativer Lösungen und wirtschaftlich durchdachter Behandlungsabläufe. Einen guten Arzt zeichnet also nicht mehr nur sein exzellentes medizinisches Fachwissen aus, sondern ebenso fundierte betriebswirtschaftliche, ökonomische, gesundheitspolitische und auch juristische Kenntnisse.

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Vielfältiges Weiterbildungsangebot

Das Weiterbildungsangebot für Mediziner, die sich diese Kenntnisse aneignen wollen, wächst fast täglich. Besonders beliebt sind Studiengänge, die mit dem angelsächsischen Titel des "Master of Business Administration" (MBA) abschließen. Sie sprechen jene Personen an, die bereits heute die Verschärfung des Wettbewerbs im Gesundheitswesen erkennen und sich auf ihrem Arbeitsmarkt gezielt Wettbewerbsvorteile gegenüber ihren Kollegen aufbauen wollen.

Diese Angebote bieten jedoch keine Patentrezepte, die es den Studierenden ermöglichen, nach erfolgreichem Abschluss Lösungen für alle Managementaufgaben parat zu haben. Die Fülle der Probleme im klinischen Alltag macht es unmöglich, vorgefertigte Lösungen zu vermitteln. Daher geht es weniger um die Frage der Berufsfertigkeit, sondern vielmehr um die Fähigkeit des Arztes, auch nichtmedizinische Themen anzugehen.

Die Weiterbildungsstudiengänge sollen zwar in erster Linie eine ordentliche Ausbildung gewährleisten, die akademisches Niveau mit den gegenwärtigen Bedürfnissen des Krankenhauses in Einklang bringt. Sie sollen die Absolventen aber ebenso in die Lage versetzen, für die individuellen Ansprüche und spezifischen Probleme selbst eine passende Lösung zu entwickeln sowie sich darüber hinaus auch eine ökonomisch fundierte Meinung zu gesundheitspolitischen Entwicklungen zu bilden.

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Interdisziplinarität und solides ökonomisches Fundament

Wie sollte somit ein Studiengang konzipiert sein, um in die Position eines Entscheidungsträgers hineinwachsen zu können? Zwar gibt es auch hierzu kein Patentrezept, einige grundsätzliche Regeln sind aus Sicht eines Krankenhausbetreibers jedoch wichtig. Zunächst darf ein Weiterbildungsstudiengang nicht nur einen groben Überblick über das Gesundheitswesen geben und betriebswirtschaftliches Faktenwissen vermitteln. Ein gutes Studienkonzept berücksichtigt das breite Hintergrundwissen der teilnehmenden Ärzte. Daher müssen Vertiefungsmodule, die ihnen das Rüstzeug für den Klinikalltag als Manager liefern, Inhalte vermitteln, die es ermöglichen, individuelle Problemstellungen zu bearbeiten.

Die Module eines Studiengangs müssen sich durch eine breit angelegte fundierte Vermittlung von Wissen und Problemlösungskompetenz auszeichnen. Dies gelingt am besten, wenn sie dem angehenden Manager allgemeine Verhaltensmuster für Entscheidungssituationen näher bringen und sich konsequent an den in der krankenhausbetrieblichen Praxis geforderten Ansprüchen und Herausforderungen orientieren. Zu einem großen Teil ist also auch Persönlichkeitsentwicklung gefragt. Möglichst sollten nicht nur fachliche Inhalte aneinandergereiht werden, es geht auch um deren Anwendung.

Insbesondere darf nicht der Eindruck entstehen, dass es den Krankenhausbetreibern nur auf die Frage des richtigen Umgangs mit Zahlen ankommt. Die Führung von Abteilungen oder gar ganzen Häusern kann zwar nur dann mit Erfolg verbunden sein, wenn das Verständnis für betriebswirtschaftliche Notwendigkeiten vorhanden ist. Ein modernes Krankenhausmanagement zeichnet sich jedoch auch durch andere, sogenannte "Soft Skills" aus. Respekt vor den Kollegen und Patienten, transparente Entscheidungsstrukturen, Einbindung der Mitarbeiter, aber auch eine gewisse Prognosefähigkeit sind nur einige der notwendigen Erfolgsfaktoren.

Eine rein betriebswirtschaftliche Ausrichtung würde der Besonderheit der medizinischen Leistungen nicht gerecht werden. Gleichwohl ist sie eine zwingende Voraussetzung. Die ausschließliche medizinische Kompetenz für ein erfolgreiches Behandlungsmanagement reicht aber eben heute nicht mehr aus.

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Großer Bedarf an Führungspersonal im Krankenhaus

Der Bedarf an hoch qualifiziertem Führungspersonal für das Krankenhaus wird in den kommenden Jahren weiter wachsen, wobei der besondere Charakter der Leistungen einer Klinik ein Profil der Entscheidungsträger verlangt, das heute schwer zu finden ist. Der Boom auf dem Weiterbildungsmarkt lässt die Krankenhausbetreiber hoffen, dass der Mangel an gut ausgebildetem Führungspersonal behoben oder zumindest verringert wird. Das Fehlen ökonomischer Problemstellungen im Medizinstudium kann durch das wachsende Weiterbildungsangebot ausgeglichen werden. Davon profitieren letztlich beide Seiten.

Nicht nur die Mediziner sind also gefragt, wenn es um die Weiterbildung im wirtschaftlichen Denken geht. Auch die Krankenhäuser müssen neue Wege des Personalmanagements beschreiten. Nur wer sich intensiv um seinen Führungsnachwuchs bemüht, wird letztlich die Früchte in Form zukünftiger Managementkompetenz ernten.

Den Krankenhausbetreibern stehen im Rahmen des Personalmanagements sicher eine Reihe von Wegen offen, um sich gutes Führungspersonal zu beschaffen. Die Option in Form einer Kooperation mit einer Bildungseinrichtung wird in den kommenden Jahren wohl an Bedeutung gewinnen. Dies zeichnet sich schon jetzt ab. Zum Beispiel gibt es eine Kooperation der Sana Kliniken mit der Steinbeis Hochschule Berlin. In dem Studiengang "Bachelor of Science in Physician Assistance" werden in einer "Sana-Klasse" Mitarbeiter der eigenen Krankenhäuser zu Arzt-Assistenten ausgebildet.

Derartige Kooperationen versprechen deshalb Erfolg, weil der Krankenhausbetreiber Einfluss auf das Studienkonzept nehmen kann und die Weiterbildung zielgerichtet auf die Bedürfnisse im eigenen Unternehmen abgestimmt ist. Aus Sicht des Krankenhausbetreibers sind Schwerpunkte wie Krankenhausorganisation, Krankenhauscontrolling, Krankenhaus-Praxis-Kooperationen, Finanzplanung, Marketing, Qualitätsmanagement, die Vermittlung von Führungskompetenz und Motivationsstrategien besonders bedeutsam.

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Investition in die eigene Zukunft

Auch wenn der Fokus dieses Beitrags auf der akademischen Fortbildung von Medizinern liegt, ist das Feld der notwendigen Fort- und Weiterbildungsmaßnahmen im Krankenhausbereich damit längst nicht abgedeckt. Studiengänge, Seminare und Workshops für Pflegedienstleiter, Pflegepersonal und die technischen sowie krankenhausnahen Dienstleistungen sind ebenfalls Märkte, die vor dem Hintergrund der anstehenden Veränderungen im Krankenhaus von großer Bedeutung sind.

Gerade die nichtmedizinische Arbeitsbelastung der Ärzte erfordert die Entwicklung neuer Berufsbilder sowie eine den Erfordernissen angemessene Neuorientierung bestehender Berufsgruppen. Als eines von sehr vielen Beispielen sei nur die Ausbildung von Kodierassistenten genannt, welche die Ärzte von Dokumentationspflichten entlasten können.

Die Qualität der Fort- und Weiterbildungsangebote misst sich zwar nicht nur, aber auch an den damit verbundenen Kosten. Für die MBA-Studiengänge belaufen sich diese stets im fünfstelligen Eurobereich. Der erfolgreiche Abschluss qualitativ hochwertiger Fort- und Weiterbildungen wird sich jedoch auszahlen. Fort- und Weiterbildung sind - und dies gilt für jedes Berufsbild im Gesundheitswesen - eine Investition in die eigene Zukunft. Sie dienen auch der Sicherung des Arbeitsplatzes, eröffnen aber vor allem sehr interessante und lukrative Karriereperspektiven.

Hoch qualifiziertes, interdisziplinär ausgebildetes Personal ist gefragt, nicht nur heute, sondern auch in der Zukunft. Aus diesem Grund beteiligen sich häufig auch die Arbeitgeber an den Gebühren. Für den genannten Bachelor-Studiengang beispielsweise übernimmt Sana die Kosten, die dem Teilnehmer entstehen würden. Die Chance zur Weiterbildung aber sollte jeder nutzen, dem sie sich bietet.

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Dr. Reinhard Schwarz

Sana Kliniken GmbH & Co. KGaA

Gustav-Heinemann-Ring 133

81739 München

Email: r.schwarz@sana.de

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