Geburtshilfe Frauenheilkd 2007; 67(12): 1345-1350
DOI: 10.1055/s-2007-989310
Originalarbeit

© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Was hilft Eltern bei der Bewältigung des Todes ihres extrem frühgeborenen Kindes? Eine qualitative Untersuchung

What Helps Parents to Cope with the Death of their Extremely Premature Child? A Qualitative StudyR. Schweizer1 , S. Büchi1 , J. C. Fauchère2 , H. P. Mörgeli1 , J. Jenewein1
  • 1Psychiatrische Poliklinik, Universitätsspital, Zürich, Schweiz
  • 2Klinik für Neonatologie, Universitätsspital, Zürich, Schweiz
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Publication History

eingereicht 5.9.2007

akzeptiert 16.10.2007

Publication Date:
20 December 2007 (online)

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Zusammenfassung

Hintergrund und Fragestellung: Der perinatale Tod eines Kindes ist für die betroffenen Eltern ein belastendes Ereignis, das häufig mit psychopathologischen Symptomen und erhöhter psychiatrischer Morbidität einhergeht. Weniger bekannt ist hingegen, was den Eltern hilft, diese Ereignisse besser zu bewältigen. Ziel der vorliegenden Untersuchung war eine Analyse hilfreicher Faktoren bei der Bewältigung dieses Ereignisses. Methoden: 26 Mütter (M) und 25 Väter (V) verstorbener, extrem frühgeborener Kinder (22 bis 26 Schwangerschaftswochen) wurden 2 - 6 Jahre nach dem Tod ihres Kindes befragt. Die transkribierten Antworten wurden mittels qualitativer Inhaltsanalyse ausgewertet. Ergebnisse: Anhand inhaltsanalytischer Kriterien ließen sich insgesamt 4 Hauptfaktoren finden. Am häufigsten wurde eine gute soziale Unterstützung (M = 33,6 %, V = 34,7 % Nennungen) als hilfreich erwähnt. Bei den Müttern waren eigene psychische Ressourcen ebenfalls sehr wichtig und wurden im Vergleich zu den Vätern signifikant häufiger genannt (M = 32,7 %, V = 25,3 %) Die professionelle Unterstützung war ein weiterer Faktor, der allerdings von Vätern häufiger angegeben wurde (M = 21,5 %, V = 29,3 %). Interessanterweise zeigte sich, dass nicht nur die fachliche Unterstützung, sondern vor allem Empathie und Anteilnahme durch Spitalmitarbeiter sowie die Art und Weise der Kommunikation als hilfreich erlebt wurden. Die Betreuung von anderen, eigenen Kindern oder Folgeschwangerschaften/-geburten im Anschluss an den Verlust (M = 12,2 %, V = 10,7 %) wurde als vierter relevanter Aspekt gefunden. Schlussfolgerungen: Nach dem Tod ihres frühgeborenen Kindes ist die soziale Unterstützung der subjektiv bedeutungsvollste Faktor für die Eltern. Die Unterstützung durch professionelle Helfer im Spital hat insbesondere für die Väter bei der Verarbeitung des Verlustes eines Kindes eine zentrale Bedeutung. Kommunikative Fähigkeiten des Spitalpersonals sollten daher besonders beachtet werden.

Abstract

of the persons questioned (M = 33.6 %, F = 34.7 %) considered good social support to be very helpful. Mothers felt that their personal coping abilities were also very important and mentioned them significantly more often compared to fathers (M = 32.7 %, F = 25.3 %). Professional support by the hospital staff was found to be another helpful factor and was cited more often by fathers than by mothers (M = 21.5 %, F = 29.3 %). Support by staff in this context did not only refer to medical support but also to empathy and sympathy offered by staff and the manner in which this was communicated. The fourth factor found to be relevant was the existence of other children or the birth of a further child after the loss (M = 12.2 %, F = 10.7 %). Conclusions: Good social support appears to be the most important factor helping parents to cope successfully with the loss of their preterm child. Professional support by hospital staff was found to be a very important factor for fathers in helping them to cope with the death of their child. In clinical practice, therefore, special attention should be paid to the communication skills of hospital staff.

Literatur

med. pract. Ruedi Schweizer

Psychiatrische Poliklinik
Universitätsspital Zürich

Rämistrasse 100

8091 Zürich

Email: ruedischweizer@bluewin.ch