Senologie - Zeitschrift für Mammadiagnostik und -therapie 2007; 4(3): 153
DOI: 10.1055/s-2007-990745
Für Sie referiert und kommentiert
Endokrinologie
© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Raloxifen ohne Einfluss auf kardiovaskuläres Risiko

Weitere Informationen

Publikationsverlauf

Publikationsdatum:
26. September 2007 (online)

 

Raloxifen, ein nichtsteroidaler, selektiver Östrogenrezeptor-Modulator, kann die Serumspiegel von Cholesterin, Fibrinogen und Homocystein senken und bei Tieren das Wachstum östrogenstimulierter Mammakarzinome hemmen. Nun wurde untersucht, wie sich eine Therapie damit auf die koronare Herzkrankheit (KHK) und Brustkrebs auswirkt. N Engl J Med 2006; 355: 125-137

E. Barrett-Connor et al. nahmen 10 101 postmenopausale Frauen mit einem durchschnittlichen Alter von 67,5 Jahren in die randomisierte, placebokontrollierte Multicenterstudie auf. Alle hatten entweder bereits eine manifeste KHK oder ein erhöhtes kardiovaskuläres Risiko. Die Studienteilnehmerinnen erhielten täglich 60 mg Raloxifen (n = 5 044) bzw. Placebo (n = 5 057) und wurden über einen medianen Zeitraum von 5,6 Jahren beobachtet. Primäre Endpunkte der Untersuchung waren koronare Ereignisse wie Tod aus kardiovaskulärer Ursache, Myokardinfarkte oder akute Koronarsyndrome und das Auftreten von Mammakarzinomen.

Im Vergleich zu Placebo zeigte Raloxifen keinen signifikanten Einfluss auf koronare Ereignisse. Dagegen reduzierte der Wirkstoff das Risiko invasiver Mammakarzinome (40 vs. 70 Fälle in der Studienpopulation), was hauptsächlich auf einer Verminderung östrogenrezeptorpositiver Tumoren beruhte. Die absolute Risikoreduktion betrug 1,2 Fälle pro 1 000 über ein Jahr behandelter Frauen. Bezüglich der Gesamtmortalität unterschieden sich beide Gruppen nicht, auch nicht im Hinblick auf das Gesamt-Schlaganfallrisiko. Bei den mit Raloxifen behandelten Frauen traten jedoch mehr tödliche Schlaganfälle auf als in der Kontrollgruppe (59 vs. 39 Ereignisse). Ebenso kam es unter dem Medikament vermehrt zu venösen Thromboembolien (103 vs. 71). Das Risiko von Wirbelkörperfrakturen verringerte sich dagegen (64 vs. 97). Bezüglich Endometriumkarzinomen oder anderen malignen Tumoren, ausgenommen Mammakarzinome, unterschieden sich beide Gruppen nicht.