Subscribe to RSS
DOI: 10.1055/s-2007-991577
© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York
Verhaltensstörungen rechtzeitig behandeln - Memantine bei moderater bis schwerer Alzheimer Demenz
Publication History
Publication Date:
08 October 2007 (online)
Bei nachlassender Gedächtnisleistung im Alter und Befürchtungen einer beginnenden Demenzerkrankung sollte umgehend eine diagnostische Abklärung erfolgen, forderte Dr. Andreas Fellgiebel, Leiter der Gedächtnisambulanz an der Universität Mainz auf einer Pressekonferenz. Dabei können die meisten Patienten, die sich mit Befürchtungen über eine herannahende Alzheimer-Erkrankung in der Gedächtnisambulanz vorstellen, nach ausführlicher Untersuchung beruhigt werden und erhalten nicht die Diagnose Alzheimer Demenz.
Häufig wird dagegen die Diagnose einer Altersdepression gestellt, auch ein Vitamin-B12-Mangel kann zu kognitiven Problemen führen. Liegt aber eine Alzheimer Demenz vor, ist frühes Handeln erforderlich. Eine frühe medikamentöse Therapie plus psychosoziale Intervention sind notwendig, um Selbständigkeit und Lebensqualität möglichst lange zu erhalten. In frühen Stadien ist auch die Einsichtsfähigkeit des Patienten noch vorhanden. Die Familie kann auf die Erkrankung vorbebreitet werden und so einer Überbelastung der Angehörigen entgegengewirkt werden.
Zur Therapie sind heute bereits kausal wirksame Medikamente in der Untersuchung wie die Sekretasehemmung oder die Immunisierung. Zugelassen sind bereits Acetylcholinesterasehmmer und der N-Methyl-D-Aspartatantagonist Memantine, mit denen die Symptomatik der Erkrankung verbessert und das Fortschreiten verzögert werden kann.
#Metaanalyse zu Memantine
Bengt Winblad und Mitarbeiter bestätigten jetzt in einer aktuellen Metaanalyse von sechs kontrollierten, randomisierten Phase-III-Studien in Europa und den USA, dass die Behandlung mit Memantine Betroffene und pflegende Angehörige durch Memantine signifikant entlastet und alle Kernsymptome der Alzheimer Demenz verbessert [2].
Sie analysierten dazu die Daten von 1 826 Patienten mit einem Wert im Mini-Mental Status Test (MMST) < 20, d.h. in moderatem bis schwerem Demenzstadium. Besonders die Bereiche Wahnvorstellungen, Halluzinationen, Agitiertheit/Aggression sowie Reizbarkeit/Labilität verbesserten sich unter Memantine im Vergleich zu Placebo [3]. Eine Subanalyse konnte außerdem belegen, dass Memantine bei Patienten, die bei Studienbeginn noch keine Verhaltensauffälligkeiten aufwiesen, das Auftreten solcher Störungen im späteren Krankheitsverlauf im Vergleich zu Placebo deutlich häufiger verhindern konnte [3]. Die Verträglichkeit war in dieser multimorbiden Population gut, die Abbruchrate der Therapie geringer als unter Placebo.
#Memantine dämpft die Progression
Eine Metaanalyse der Daten von David Wilkinson konnte außerdem zeigen, dass sich unter Memantine signifikant weniger Patienten verschlechtern als unter Placebo ("Any Clinical Worsening") (18 % vs. 28 %)(4). Eine deutliche Verschlechterung ("Marked Clinical Worsening") beobachteten die Untersucher in der Placebogruppe fast doppelt so häufig auf wie in der Memantinegruppe (21 % vs. 11 %). Diese Ergebnisse waren unabhängig von der Schwere der Demenz in allen untersuchten Studien konsistent.
Dr. Katrin Wolf, Eitorf
Fachpressegespräch: Noch behandlungswürdig? Alzheimer-Therapie: Nutzen in der Praxis" am 26. Juni in Mainz, veranstaltet von Lundbeck GmbH
#Quellen:
-
01 Alzheimer Europe (226): Who cares? The state of dementia care in Europe (http://www.alzheimer-europe.org/upload/SPTUNFUYGGOM/downloads/BAF644C16E7D.pdf).
- 02 Winblad B . et al . Memantine in moderate to severe Alzheimer's Disease (AD): a meta-analysis of randomised clinical trials. Dement Geriatr Cogn Disord. 2007; 20-27
-
03 Gauthier S . Cooper J . Loft H . Memantine Improves Behavioural Symptoms in Patients with Moderate to Severe Alzheimer's Disease. 10th International Conference on Alzheimer's Disease and Related Disorders 2006, Poster.
-
04 Wilkinson D . Andersen HF . Prevention of the Worsening of Clinical Symptoms in Mod to Sev Alzheimers's Disease in Patients Treated with Memantine. 10th International Conference on Alzheimer's Disease and Related Disorders 2006, Poster.
Quellen:
-
01 Alzheimer Europe (226): Who cares? The state of dementia care in Europe (http://www.alzheimer-europe.org/upload/SPTUNFUYGGOM/downloads/BAF644C16E7D.pdf).
- 02 Winblad B . et al . Memantine in moderate to severe Alzheimer's Disease (AD): a meta-analysis of randomised clinical trials. Dement Geriatr Cogn Disord. 2007; 20-27
-
03 Gauthier S . Cooper J . Loft H . Memantine Improves Behavioural Symptoms in Patients with Moderate to Severe Alzheimer's Disease. 10th International Conference on Alzheimer's Disease and Related Disorders 2006, Poster.
-
04 Wilkinson D . Andersen HF . Prevention of the Worsening of Clinical Symptoms in Mod to Sev Alzheimers's Disease in Patients Treated with Memantine. 10th International Conference on Alzheimer's Disease and Related Disorders 2006, Poster.