Zusammenfassung
Ziel der Studie: In der internationalen Literatur sind umfassende Ernährungsinterventionen für Kinder
und Jugendliche sowie Empfehlungen für das Projektdesign beschrieben. Für Deutschland
liegen hingegen nur wenige diesbezügliche Studien vor; insbesondere Daten zu Umsetzung,
Akzeptanz und Auswirkungen von Ernährungsinterventionen fehlen. Ziel der Studie war
darum die Erfassung von Ernährungsinterventionen auf Landes- und regionaler Ebene
in Deutschland sowie die Bewertung von Projektdesign und Evaluationsqualität. Anhand
dessen sollen Aussagen zu Umsetzung, Akzeptanz und Effektivität getroffen werden.
Methodik: Anhand internationaler Literatur und übergreifenden Ansätzen zur Qualitätssicherung
wurden zunächst Qualitätsindikatoren für Projektdesign sowie für Prozess- und Ergebnisevaluation
entwickelt. Es wurden dann die zuständigen Landesministerien, -gesundheitsämter, Landesvereinigungen
für Gesundheit und die Gesunden Städte (gesamt n=105) mittels standardisiertem Fragebogen
zu angebotenen Ernährungsinterventionen für Kinder und Jugendliche sowie deren Evaluation
befragt. Die Maßnahmen wurden anhand der aufgestellten Qualitätskriterien bewertet.
Ergebnisse: Die Rücklaufquote betrug 70,5%. 42 primärpräventive Ernährungsprojekte wurden erfasst.
Die Qualitätskriterien für das Projektdesign wurden nur teilweise erfüllt. Positiv
war u. a., dass 54,8% der Projekte verhaltens- und verhältnisorientierte Maßnahmen
kombinierten, 90,5% in Kindergarten bzw. Grundschule begannen, 88,1% die Eltern einbezogen,
85,7% mit weiteren Institutionen kooperierten und 73,8% Ernährungsfachkräfte einbezogen.
77,8% der Projekte führten eine Prozessevaluation durch (n=28), die bei 60,7% eine
gute Qualität hatte. Umsetzungsprobleme traten v. a. bei verhältnisorientierten Maßnahmen
auf. Die Akzeptanz bei den Kindern und Jugendlichen war gut. Ergebnisevaluationen
wurden von 61,1% der Projekte durchgeführt (n=22), davon war die Evaluationsqualität
bei 27,2% (sehr) gut. Bei diesen Projekten konnten Ernährungswissen, Umweltbedingungen
und Ernährungsverhalten bei jeweils 3 Projekten verbessert werden. Veränderungen medizinischer
Parameter waren nicht nachweisbar.
Schlussfolgerungen: Ernährungsinterventionen für Kinder und Jugendliche sind in Deutschland verbreitet.
Es werden aber von den in der Literatur beschriebenen Qualitätskriterien für das Projektdesign
nur fünf Kriterien von über 75% der Projekte erfüllt. Valide Aussagen zu Umsetzung,
Akzeptanz und Effektivität liegen aufgrund eingeschränkter Evaluationsqualität nur
für wenige Projekte vor. Es müssen darum mehr Projekte wissenschaftlich evaluiert
werden, um zukünftige Maßnahmen besser planen, implementieren und bewerten zu können.
Abstract
Purpose: The international literature describes comprehensive nutrition interventions for
children and adolescents, and gives recommendations for successful program planning.
For Germany, only few studies on these issues are available, and there is a particular
scarcity of data on implementation, acceptance and effectiveness of nutrition interventions.
Thus the aim of this study was to record nutrition interventions at state and regional
levels in Germany, and to assess their project design and evaluation quality. On the
basis of these data, conclusions about implementation, acceptance and effectiveness
of interventions are made.
Methods: Quality indicators for project design, process and outcome evaluation were developed
according to international literature and related quality assurance models. State
ministries, public health departments, non-governmental institutions for health at
state level and “Healthy Cities” (n=105) were surveyed about their nutrition interventions
for children and adolescents including evaluation with a standardised questionnaire.The
interventions were assessed using the developed quality criteria.
Results: The response rate was 70.5%. 42 primary preventive nutrition interventions were recorded.
The quality criteria for program planning were only partly fulfilled. Encouraging
results were, among others, that 54.8% of the projects combined behaviourally focused
and environment focused criterions, 90.5% started in kindergarten or primary school,
88.1% involved parents, 85.7% cooperated with other institutions and 73.8% integrated
nutrition specialists. 77.8% of the projects conducted a process evaluation (n=28),
60.7% of those had a good evaluation quality. Changing the environmental context proved
to be the greatest challenge. The projects were well accepted by the target group.
An outcome evaluation was conducted by 61.1% of the projects (n=22), 27.2% of those
evaluations had a (very) good quality. Among these projects, 3 could improve nutrition
knowledge, 3 environmental context and 3 nutrition behaviour. Improvements of medical
parameters have not been recorded.
Conclusion: In Germany, a high number of nutrition interventions for children and adolescents
is being conducted. However, only five quality indicators were fulfilled by more than
75% of the projects. Because of inadequate evaluation quality, only little evidence
for implementation, acceptance, and effectiveness could be found. More evaluation
studies are needed to more successfully plan, implement and assess future interventions.
Schlüsselwörter
Ernährungsintervention - Projektdesign - Evaluation - Qualitätskriterien - Kinder
und Jugendliche
Key words
nutrition intervention - program planning - evaluation - quality criteria - children
and adolescents