Hochkonzentrierte intravenöse Immunglobuline (IVIg) sollten Patienten mit neurologischen Erkrankungen nicht vorenthalten werden, betonten internationale Experten auf einem Symposium der Firma Baxter. Die Wirksamkeit von IVIg ist in zahlreichen Indikationen durch Studien der Evidenzklasse I belegt und für viele Erkrankungen stehen keinerlei Alternativen zur Verfügung. Neben bewährten Indikationen berichteten die Experten über neue Studienergebnisse, die an einen Einsatz von IVIg bei zahlreichen weiteren Erkrankungen denken lassen. Dank der vielfältigen Wirkmechanismen eröffnen sie eine Behandlungsoption für zahlreiche Erkrankungen und sind oft selbst dann wirksam, wenn sich andere Medikamente als nicht erfolgreich erwiesen haben, erläuterte Prof. Martin Stangel, Hannover.
Tab. 1 Immunglobuline werden sehr erfolgreich bei vielfältigen neurologischen Erkrankungen eingesetzt
Klasse-I-Empfehlung: Höchste Evidenz für die Wirksamkeit von IVIg
Klasse-I-Empfehlung: Höchste Evidenz für die Wirksamkeit von IVIg
Immunglobuline haben sich in zahlreichen Indikationen bewährt. Sowohl bei Guillain-Barré-Syndrom (GBS), der chronisch inflammatorischen demyelinisierenden Polyneuropathie (CIDP) als auch der multifokalen Neuropathie mit Leitungsblöcken (MMN) werden Immunglobuline wie Kiovig 100 mg/ml Infusionslösung den aktuellen Empfehlungen zufolge als Mittel der ersten Wahl eingesetzt, berichtete Prof. Hans-Peter Hartung, Düsseldorf. Für die Behandlung von GBS sind IVIg zugelassen. Die Wirksamkeit wurde in randomisierten, placebokontrollierten und doppelblinden Studien der Evidenzklasse I belegt [1]. Bei einer vergleichbaren Wirksamkeit zeichnen sich IVIg gegenüber der Plasmapherese durch eine deutlich bessere Praktikabilität und eine höhere Therapietreue aus.
Auch in der Initialbehandlung von Patienten mit CIPD werden IVIg seit längerem erfolgreich eingesetzt. Prof. Ralf Gold, Bochum, berichtete über neue Studienergebnisse, die die Wirksamkeit von IVIg in der Langzeittherapie von CIDP belegen. Diese neuen Daten bilden die Basis dafür, IVIg nun auch in der Langzeittherapie von CIDP als Mittel der 1. Wahl einzusetzen. In der Behandlung von MMN stehen abgesehen von IVIg keinerlei Therapiealternativen mit nachgewiesener Wirksamkeit zur Verfügung. Auf IVIg sprechen bis zu 90% aller Patienten mit dieser seltenen, ausschließlich die Motorik betreffenden Immunneuropathie an.
IVIg als Mittel der 2. Wahl bei breitem Spektrum neurologischer Indikationen
IVIg als Mittel der 2. Wahl bei breitem Spektrum neurologischer Indikationen
Immunglobuline werden derzeit bei einem immer größer werdenden Spektrum weiterer seltener neurologischer Erkrankungen erfolgreich eingesetzt. So sind Immunglobuline alternativ zur Plasmapherese bei Patienten mit einer sich rasch verschlechternden Myasthenia gravis indiziert. Bei Dermatomyositis gelten IVIg aufgrund der nachgewiesenen Wirksamkeit bei mangelndem Ansprechen auf Steroide oder andere Immunsuppressiva als Mittel der 2. Wahl. Ebenso werden sie bei Polymyositis und Einschlusskörperchenmyositis mit Erfolg eingesetzt. Viel versprechend ist auch der Einsatz zur Reduktion der postpartalen Schubrate bei MS-Patientinnen. Positive Daten zu IVIg liegen auch bei Stiff-Person-Syndrom vor. Aufgrund der gut belegten Wirksamkeit eröffnen Immunglobuline eine Therapiealternative zur hoch dosierten Steroidtherapie. Zusätzlich zu diesen bewährten Indikationen mehren sich derzeit aktuelle Studiendaten, die für eine Wirksamkeit von IVIg in neuen und innovativen Indikationen wie Alzheimer Demenz oder Post-Polio-Syndrom sprechen (siehe Interview).
Quelle: Symposium "Immunglobulintherapie in der Neurologie im 21. Jahrhundert", veranstaltet von Baxter am 28. und 29. September in Köln