Der Klinikarzt 2007; 36(10): 571
DOI: 10.1055/s-2007-993073
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Chronische myeloische Leukämie

Susanne Saußele
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Publication Date:
31 October 2007 (online)

Die diagnostischen und therapeutischen Fortschritte im Rahmen der Therapie der chronischen myeloischen Leukämie (CML) der letzten Jahre haben das Management der Patienten deutlich komplexer gemacht. Um die bestmögliche Therapieoption für den Einzelnen zu finden, künftige Verbesserungen der Therapie der chronischen myeloischen Leukämie ohne Verzögerungen zu belegen, sinnvolle neue therapeutische Standards zu definieren und darüber hinaus Langzeitresultate verschiedener Therapien vergleichen zu können, ist die Einbringung aller neudiagnostizierten Patienten in klinische Therapieoptimierungsstudien zu empfehlen. Ziel ist ein risikoorientiertes Therapiemanagement für den einzelnen Patienten. Weiterhin kann durch die Beteiligung an prospektiven Studien der Zugang zu modernen standardisierten Methoden der Verlaufskontrolle gesichert werden, deren Ergebnisse in die individuelle Therapieplanung zu jedem Zeitpunkt des Krankheitsverlaufes einfließen können.

Die CML-Studie IV der Deutschen CML-Studiengruppe soll dazu beitragen, die zurzeit diskutierten offenen Fragen zum Stellenwert der medikamentösen Therapie und Stammzelltransplantation bei der chronischen myeloischen Leukämie zu beantworten. Außerdem werden für Patienten, die nicht ausreichend auf die derzeitige Standardtherapie mit dem Tyrosinkinaseinhibitor Imatinib ansprechen, Phase-II-Studien angeboten, die - nach dem aktuellen Stand des Wissens - den Einsatz höherer Dosierungen der Substanz oder zusätzlicher Signaltransduktionsinhibitoren bzw. anderer, bei der CML wirksamer Medikamente überprüfen. Auskünfte zur Diagnostik und Therapie der CML und zu aktuellen Studien sind erhältlich über die CML-Studienzentrale in Mannheim (E-Mail: cml.studie@urz.uni-heidelberg.de) und das Kompetenznetz Leukämie (www.kompetenz netz-leukaemie.de).

Das „Kompetenznetz akute und chronische Leukämien” umfasst die führenden Leukämiestudiengruppen, angefangen bei der akuten myeloischen Leukämie (AML) über die akute lymphatische Leukämie (ALL), die chronische myeloische Leukämie (CML), dem myelodysplastischen Syndrom (MDS) bis hin zu den chronischen myeloproliferativen Erkrankungen (CMPE) und ihre interdisziplinären Partner in Diagnostik, Therapieforschung und Biometrie in Kooperation mit Grundlagenforschung und pharmazeutischer Industrie, um Fortschritte in der leukämiebezogenen Forschung und der bevölkerungsbezogenen Gesundheitsversorgung zu fördern.

Gemeinsam haben die Wissenschaftler seit der Gründung des Kompetenznetzes im Jahre 1999 viel erreicht: So haben sie zentrale Informations-, Kommunikations- und Managementstrukturen etabliert, die sogenannte AML-Intergroup aus fünf sowie die Deutsche MDS-Studiengruppe aus zwei Studiengruppen gegründet und Kooperationseinheiten für Diagnostik, Genomik und Proteomik und medizinische Informatik geschaffen. Dabei geht es nicht nur um die Erforschung der Leukämie und ihrer Therapie, sondern auch um den Transfer des wissenschaftlichen Fortschritts in die klinische Praxis. Sowohl der Informationstransfer als auch der wissenschaftliche Austausch erfolgen primär über Intra- und Internet, dazu kommen halbjährliche Rundbriefe, regelmäßige Projektgruppentreffen und die jährlichen Netzwerksymposien, die mehr als 1700 Teilnehmer aus etwa 400 Universitätskliniken, wissenschaftlichen Instituten, Krankenhäusern und Fachpraxen erreichen.

Auf der Grundlage der Erfahrungen im deutschen Netz konnte zwischenzeitlich die Förderung für das „European LeukemiaNet” (ELN), im sechsten Forschungsrahmenprogramm der Europäischen Union eingeworben werden, in dem 92 europäische Leukämie-Studiengruppen mit ihren 86 interdisziplinären Partnergruppen integriert sind. Trotz dieser Fortschritte bleibt aber noch immer viel Raum für weitere Forschung - vor allem, da Leukämien als Modell für verschiedenartigste Krankheiten dienen und einen exemplarischen Charakter für Grundlagenforschung und Versorgung aufweisen.

Dr. Susanne Saußele

Mannheim

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