Handchir Mikrochir Plast Chir 2008; 40(6): 377-385
DOI: 10.1055/s-2008-1039186
Originalarbeit

© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Ein Behandlungsalgorithmus zur Weichteilrekonstruktion am Fuß und Sprunggelenk unter Berücksichtigung anatomischer und biomechanischer Gesichtspunkte

Anatomically and Biomechanically Based Treatment Algorithm for Foot and Ankle Soft Tissue ReconstructionM. D. Haug1 , V. Valderrabano2 , U. M. Rieger1 , G. Pierer1 , D. J. Schaefer1
  • 1Abteilung für Plastische, Rekonstruktive und Ästhetische Chirurgie, Klinik für Wiederherstellende Chirurgie, Universitätsspital Basel, Schweiz
  • 2Orthopädie, BZB, Universitätsspital Basel, Schweiz
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Publikationsverlauf

eingereicht 12.1.2008

akzeptiert 23.10.2008

Publikationsdatum:
08. Dezember 2008 (online)

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Zusammenfassung

Fragestellung: Die funktionell und ästhetisch erfolgreiche Wiederherstellung bei Haut- und Weichteildefekten am Fuß und der Knöchelregion bleibt eine Herausforderung für den rekonstruktiven Chirurgen. Kombinierte Knochen- und Weichteildefekte erfordern ein interdisziplinäres Management unter Berücksichtigung der eng beieinander liegenden und voneinander abhängigen anatomischen Strukturen zum Erhalt der Mobilität und Vermeidung fortschreitender Deformierung und Behinderung. Die besondere Anatomie des Fußes und die distale Lage zum Körper limitiert die Verfügbarkeit von lokalem Gewebe zur Weichteilrekonstruktion. Die Erfordernisse am Fuß verlangen einen sinnvollen und vor allem zeitgerechten Einsatz der möglichen Verfahren zur funktionellen, anatomiegerechten und ästhetischen Wiederherstellung der Hautweichteile und schlussendlich von Sensibilität und Motorik. Methode: Basierend auf der bekannten statischen und dynamischen plantaren Druckverteilung, welche im Rahmen von Messungen bei pedobarografischen Ganganalysen bestimmbar sind, wurde von den Autoren in den vorhandenen anatomischen Einheiten und deren Grenzen (Scherzonen) am Fuß und Knöchel unterschiedliche biomechanische Belastungsprofile erarbeitet und definiert. Unter Berücksichtigung dieser, der anatomischen Gegebenheiten und der Lokalisation häufiger Weichteildefekte wurde eine Zoneneinteilung des Fußes und der Knöchelregion als Grundlage für die rekonstruktive Planung erstellt. Diese wurde mit einer Synopsis der etablierten lokalen, regionalen und freien Rekonstruktionsverfahren zu einem Algorithmus der Weichteilrekonstruktion des Fußes und der Knöchelregion koordiniert. Ergebnisse: Es wird ein Algorithmus zur Rekonstruktion von Hautweichteildefekten unterschiedlicher Größe am Fuß vorgeschlagen. Retrospektiv wird dieser anhand der Aufarbeitung von zwei klinischen Fallbeispielen aus dem Patientengut der Autorenklinik angewendet und diskutiert unter Miteinbezug der aktuellen Literatur. Die Notwendigkeit der Unterteilung in anatomisch-funktionelle Zonen unter Miteinbezug der gängigen rekonstruktiven Optionen und die praktische Anwendbarkeit des Behandlungsalgorithmus wird hierbei dargestellt und untermauert. Schlussfolgerung: Die Rekonstruktion bei Haut- und Weichteildefekten am Fuß und Knöchel sollte unter Berücksichtigung der spezifischen anatomischen und funktionellen Gegebenheiten dieser Region und vor allem zeitgerecht erfolgen. Ziel ist die sensible, motorische und ästhetische Wiederherstellung. Der vorgeschlagene Behandlungsalgorithmus ermöglicht die Auswahl der geeigneten und Ziel führenden rekonstruktiven Technik bei Defekten unterschiedlicher Lokalisation und Größe.

Abstract

Introduction: Successful soft tissue foot and ankle reconstruction is still challenging and needs subdivision into different, interdependent zones due to the limited amount of surrounding skin and soft tissue and the specific functional and anatomic requirements. Interdisciplinary support is often needed if composite defects (skin, soft tissue, bone) are present. However, there is still no coherent concept for treatment in cases of severe skin and soft tissue damage at the foot that meets the aforementioned requirements. Method: Using common data of pedobarographic gait analysis for assessment of plantar pressure distribution, we ascertained zones of different load profiles. Based on these data we propose a functional and anatomic subdivision of the foot and ankle region with regard to pressure distribution, soft tissue quality, shear zones between thick and thin skin regions and underlying vital structures. Because of these zones of different anatomic and functional needs, we developed a treatment algorithm that includes the common and well established local, regional and microsurgical reconstructive options. Results: We demonstrate the need for subdividing anatomically and functionally based areas at the foot and ankle region and the practicability of the proposed treatment algorithm. Two clinical cases are discussed with an update on the present literature. Conclusion: Skin and soft tissue reconstruction of the foot and ankle should incorporate the specific functional and anatomic needs of the regions and should be accurately timed. The aim of plastic surgeons is the restoration of sensibility, motor function and aesthetic aspects. The proposed treatment algorithm can help by using the most effective operative technique for reconstruction of defects of varying size and localisation.

Literatur

Dr. med. Martin D. Haug

Abteilung für Plastische, Rekonstruktive und Ästhetische Chirurgie
Klinik für Wiederherstellende Chirurgie
Universitätsspital Basel

Spitalstraße 21

4031 Basel

Schweiz

eMail: mhaug@uhbs.ch