Pneumologie 2008; 62(2): 62
DOI: 10.1055/s-2008-1040363
Pneumo-Fokus

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Schlafapnoe - Hohe Prävalenz bei Patienten mit Herzinsuffizienz

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Publication Date:
15 February 2008 (online)

 
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Patienten mit fortgeschrittener Herzinsuffizienz leiden vielfach unter schlafbezogenen Atemstörungen (SBA). Eine der häufigsten Atemstörungen stellt neben dem obstruktivem Schlafapnoe-Syndrom (OSAS) dabei die Cheyne Stoke’sche Atmung (CSA) dar. R. Schulz und Mitarbeiter untersuchten in einer prospektiven Multicenter-Studie Patienten mit Herzinsuffizienz auf eine bestehende SAB hin. Eur Respir J 2007; 29: 1201-1205

Insgesamt schloss die Arbeitsgruppe "Kreislauf und Schlaf" der Deutschen Gesellschaft für Schlafforschung und Schlafmedizin (DGSM) 203 Patienten (152 Männer, 65 ± 1 Jahre, Body-Mass-Index, BMI = 28 ± 1 kg/m2) in die Studie ein. Die Patienten litten an einer stabilen Herzinsuffizienz nach der New-York-Heart-Association-Klassifizierung II (n = 112) und III (n = 91) und jeder der Teilnehmer zeigte eine linksventrikuläre Ejektionsfraktion (LVEF) von weniger als 40%. Unabhängig von Symptomen, die auf eine SAB hindeuten könnten, wurden die Patienten mittels Polygraphie auf eine SBA hin untersucht.

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Routinemäßiges SBA-Screening bei Herzinsuffizienz empfohlen

Die Patienten litten in der Mehrzahl (71%, n = 145) an einer SBA mit einem Apnoe-/Hypopnoe-Index (AHI) von über 10/h, im Mittel lag der AHI bei 34 ± 3/h. An einem OSAS litten 88 Patienten (43%) und an einer CSA 57 Patienten (28%). Aufgrund dieser hohen beobachteten Prävalenz der SBA bei Patienten mit chronischer Herzinsuffizienz schlussfolgerten die Autoren, dass es sinnvoll wäre, grundsätzlich alle Patienten mit Herzinsuffizienz und einer LVEF von weniger als 40% auf eine schlafbezogene Atemstörung hin zu untersuchen, da eine SBA einen negativen Einfluss auf die Prognose bei Patienten mit Herzinsuffizienz besitzt.

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Bewertung

Die vorliegende Studie zeigt anhand einer der größten bisher durchgeführten Untersuchungen von Patienten mit chronischer Herzinsuffizienz die hohe Prävalenz von schlafbezogenen Atemstörungen (SBA) in diesem Patientenkollektiv. Leider wurde bei den Patienten keine Polysomnographie durchgeführt, sodass keine Aussage über die Schlafqualität gemacht werden konnte. Ebenso ist bei dieser Studie kritisch zu bewerten, dass nur ein relativ geringer Anteil weiblicher Studienteilnehmer rekrutiert werden konnte. Die Notwendigkeit eines Screenings von Patienten mit Herzinsuffizienz auf eine schlafbezogene Atemstörung ist jedoch, wie die Autoren vorschlagen, sehr sinnvoll. Allerdings ist zu beachten, dass im Bereich der SBA bei diesem Patientenkollektiv die Therapieform der SBA noch nicht hinreichend validiert ist. Neben Studien zu einer reinen Sauerstoffgabe liegen Studien über den erfolgreichen Einsatz einer CPAP-Therapie bei bestehendem OSAS, über die „adaptive Servo-Ventilation“ bei der Cheyne Stoke’schen Atmung bis hin zum Einsatz einer nichtinvasiven Beatmung vor. Allerdings besteht aktuell noch keine Einigkeit über einen eindeutigen Therapiealgorithmus bei diesem Patientenkollektiv, sodass weitere kontrollierte Studien über die richtige Therapieform der SBA notwendig sind.

Referiert und bewertet von Jan H. Storre, Freiburg