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DOI: 10.1055/s-2008-1044407
© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York
Schauspieler mimen Patienten - "Krankenhaus für Simulanten" in Münster
Publication History
Publication Date:
18 February 2008 (online)
Thomas Fischer hat ein Problem. Der 43-jährige Straßenarbeiter ist Alkoholiker - allerdings nur bei seinen Auftritten im Studienhospital Münster. Im Hauptberuf ist Fischer, der eigentlich Volker Kuhlhüser heißt, Diplompädagoge und arbeitet als Simulationspatient für das im letzten Jahr eröffnete "Studienhospital Münster" - eine Einrichtung mit der die dortige Medizinische Fakultät die ärztliche Ausbildung reformieren will.
#Mehr Praxisnähe in der Arztausbildung
"Es geht um das situative Lernen", erläuterte Studiendekan Dr. Bernhard Marschall, Münster, das Konzept des Studienhospitals. Denn der Lernerfolg sei dann am größten, wenn das Lernen in einem realistischen Umfeld erfolge. Für die Studierenden hat er deshalb ein Krankenhaus konzipiert, mit allem was zu einem solchen Gebäude üblicherweise dazugehört. Krankenbetten, Mobiliar, Bodenbeläge oder Türklinken - bis ins Detail entspricht die Ausstattung dem Standard. So entsteht eine typische Krankenhausatmosphäre, in die die Studierenden eintauchen.
Es gibt jedoch einen großen Unterschied: Zwischen zwei Patientenzimmern, versteckt hinter einer Wand aus Spiegelglas ist ein hoch technisierter Beobachtungsraum, aus dem Kommilitonen, eine Psychologin und der betreuende Professor das Geschehen nebenan mitverfolgen und im Anschluss kommentieren können. Zudem wird das gesamte Vorgehen gefilmt, die Studierenden erhalten die Aufzeichnung und können die Lehrveranstaltung dann zu Hause in Ruhe nachbereiten. Woran die "Simulanten" leiden, wissen die Studierenden noch nicht, wenn sie in deren Zimmer treten, denn dies ist fachgerecht herauszufinden.
Neben Fischer stehen noch weitere 15 Schauspieler des Theaterzentrums Münster als Simulationspatienten zur Verfügung. Sie beherrschen insgesamt sechs Krankheitsbilder, neben der Leberzirrhose infolge von Alkoholmissbrauch beispielsweise eine chronische Darmentzündung oder eine Angina pectoris. In den nächsten Semestern werden weitere Simulanten und Krankheiten hinzukommen. Schon im nächsten Jahr sollen ein Intensivtrakt und eine Ambulanz die bestehenden sechs Patientenzimmer, drei Beobachtungsräume und acht Untersuchungsräume ergänzen. Als dritten Ausbauabschnitt sieht das Konzept die Errichtung eines Operationssaals vor.
#Sponsoring als Säule der Finanzierung
Billig ist das Ganze natürlich nicht, für die nächsten beiden Stufen veranschlagt Marschall ein Investitionsvolumen von rund 480000 Euro. Er hofft dabei erneut auf die Unterstützung aus der Wirtschaft. Hersteller aus dem Baubereich und der Medizintechnik sollen - wie schon im Patiententrakt - die Möglichkeit erhalten, das Projekt zu unterstützen.
Quelle: Pressemitteilung "Eröffnung des münsterschen 'Krankenhauses für Simulanten': Europaweit erstes Studienhospital nimmt Betrieb auf", herausgegeben von der Medizinischen Fakultät der Universität Münster