PiD - Psychotherapie im Dialog 2008; 9(3): 265-271
DOI: 10.1055/s-2008-1067483
Aus der Praxis

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Migration

Kulturelle Besonderheiten bei somatoformen StörungenJulia  Göbber, Harald  Gündel, Stefan  Henniger, Wielant  Machleidt, Ahmet  Kimil
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Publication Date:
05 September 2008 (online)

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Zusammenfassung

Migration und multikulturelles Zusammenleben sind in Deutschland zunehmend ein selbstverständliches Phänomen, dabei stellt Migration besondere Anpassungsanforderungen an das Individuum. Im Kontext interkultureller Unterschiede und Konflikte zeigen MigrantInnen ein höheres Risiko an einer seelischen Störung zu erkranken. Somatoforme Beschwerden stellen eine niederschwellige und universelle Ausdrucksform seelischen Leids. Kulturspezifische Erklärungsmodelle beeinflussen die Krankheitswahrnehmungen und Behandlungserwartungen. Somit wird eine Verständigung in der Arzt-Patienten-Beziehung, die entscheidenden Einfluss auf den Behandlungsverlauf und -erfolg hat, mitunter schwierig. Gerade im Kontext seelischer Störungen ist eine ausreichende Kenntnis des kulturellen Bezugsrahmens Voraussetzung für eine verlässliche Einschätzung eines Phänomens. Erfolgreiche therapeutische Arbeit mit MigrantInnen setzt eine stabile positive Haltung, sowie Offenheit und Wertschätzung gegenüber dem Anderen und seinem jeweiligen Bezugssystem voraus. Es bleibt eine wichtige Aufgabe des Gesundheitssystems, adäquate Strategien zur Behandlung einer wachsenden Bevölkerungsschicht zu entwickeln.