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DOI: 10.1055/s-2008-1074564
Erkrankungen in der Schwangerschaft: Bessere Prognose durch frühe Diagnose
Publication History
Publication Date:
10 June 2008 (online)
Liebe Leserinnen,
brauchen wir einen Kreißsaalführerschein bzw. wer braucht ein solches Zertifikat? Was verbirgt sich hinter einer Fortbildung, die unter diesem Begriff firmiert? Auf diese Fragen gibt unsere Pro- und Contra-Diskussion (s. S. 74f) Antworten aus ärztlicher und aus Hebammensicht.
Um es vorweg zu nehmen: beim „Kreißsaalführerschein” handelt es sich nicht um eine Lizenzvergabe im eigentlichen Sinne, sondern um die Möglichkeit einer effektiven und schnellen Wissensvermittlung. Theoretisches Wissen und praktische Erfahrungen zu wichtigen geburtshilflichen Themen werden von erfahrenen ärztlichen Geburtshelfern präsentiert und demonstriert. Vorträge und vertiefende „hands on”-Workshops bilden dabei die komprimierte und kompakte Grundlage für die Auffrischung des Wissens. Gedacht ist diese Fortbildung sowohl für junge als auch erfahrene Geburtshelfer und Hebammen.
Im ärztlichen Bereich hat sich die praktische Ausbildung gerade für die Jüngeren aufgrund der veränderten Rahmendienstpläne und der allgemeinen Arbeitsverdichtung und -belastung deutlich verschlechtert. Die große Nachfrage nach dieser Veranstaltung zeigt das ungebrochene Interesse an praxisnahen Fortbildungen. Unter den TeilnehmerInnen befanden sich in der Vergangenheit auch immer wieder Hebammen mit unterschiedlicher Berufserfahrung. - Egal wie man über den „Kreißsaalführerschein” denken mag, den Gedanken an gemeinsame Fortbildungen von Geburtshelfern und Hebammen mit ReferentInnen aus beiden Berufen halte ich für zukunftsweisend.
Die gesellschaftlichen Veränderungen in den vergangenen zwei Jahrzehnten wirken sich erheblich auf die „geburtshilfliche” Epidemiologie aus. Wir beobachten eine deutliche Altersverschiebung bei den (Erst-) Gebärenden hin zu einem höheren Alter sowie eine Zunahme von Schwangeren mit reproduktionsmedizinischem Hintergrund. Bei beiden Phänomenen ist mit einer Erhöhung der schwangerschaftsbedingten Erkrankungen zu rechnen. Das betrifft u. a. das Auftreten eines Gestationsdiabetes sowie einer Präeklampsie/Eklampsie bzw. eines HELLP-Syndroms.
Aus diesem Grund wollen wir Ihnen in unserem Schwerpunktheft über Erkrankungen in der Schwangerschaft einen Überblick über den aktuellen Wissens- und Forschungsstand dieser wichtigen Erkrankungen geben.
Die Häufigkeit eines unerkannten Gestationsdiabetes beträgt je nach Literaturangaben bis zu 10%. Eine frühe Diagnose und ein gut eingestellter Gestationsdiabetes bedeuten für die Mutter eine Verminderung der gesundheitlichen Probleme während der Schwangerschaft und vor allem auch danach. Beim Kind geht es um eine Risikominderung bei der Geburt, eine Reduktion von postnatalen Entwicklungsstörungen und ebenfalls um eine „Prophylaxe” der Morbidität im Erwachsenenalter.
Als Ursache für das Auftreten einer Präeklampsie bzw. eines HELLP-Syndroms werden verschiedene Pathomechanismen diskutiert. Die entscheidenden Vorgänge spielen sich vermutlich in den Gefäßwandinnenseiten und in der mütterlichen Immuntoleranz bzw. -intoleranz ab. Auf S. 78f finden Sie die heute diskutierten Erklärungsmodelle, auf S. 84f die aktuellen Therapieempfehlungen.
Aufgrund des zunehmenden Alters der schwangeren Frauen steigt auch die Häufigkeit des Mammakarzinoms in der Schwangerschaft. Die Prognose dieser häufigsten bösartigen Erkrankung bei Frauen hängt entscheidend von einer frühen Diagnose ab. Lesen Sie dazu den Beitrag über das „MammaCare-Projekt” auf S. 98. Die Hebamme besitzt als die „Fachfrau” für die laktierende Mamma sowohl das notwendige Feeling als auch die Erfahrung, um außerhalb von Schwangerschaft, Geburt und Wochenbett die Beschaffenheit der weiblichen Brust zu beurteilen und bei Auffälligkeiten die Frau bzw. Mutter einer weiterführenden ärztlichen Diagnostik zuzuführen. Deshalb könnte die Durchführung von „MammaCare-Kursen” eine sinnvolle zusätzliche Aufgabe für Hebammen werden.
Ich wünsche Ihnen viel Spaß beim Lesen und viele Anregungen für Ihre tägliche Arbeit!