Z Orthop Unfall 2008; 146(2): 167
DOI: 10.1055/s-2008-1076665
Für Sie gelesen

© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Postoperative Fremdblutgaben - Mehr Bluttransfusionen mit intraoperativem Cellsaver

Further Information
#

Korrespondierender Autor:

Dr. med. Dorothea Daentzer

Orthopädische Klinik der Medizinischen Hochschule Hannover

Anna-von-Borries-Str. 1-7

30625 Hannover

Email: dorothea.daentzer@annastift.de

Publication History

Publication Date:
05 June 2008 (online)

 
Table of Contents

Trotz moderner Screeningmethoden sind Fremdblutgaben nicht ganz ohne Risiko. Die bisherige Literatur berichtet über einen möglichen Benefit bei Verwendung des intraoperativen Cellsavers (CS) bei diversen chirurgischen Eingriffen. In der vorliegenden Studie wird eine Serie von Patienten mit elektiv instrumentierter posteriorer lumbaler Fusion (PLF) analysiert, um herauszufinden, ob der intraoperative Einsatz des Cellsavers Fremdblutgaben senken kann. The efficacy of intraoperative cell saver in decreasing postoperative blood transfusions in instrumented posterior lumbar fusion patients, Spine 2008, 33: 571-575

Bei einer postoperativen Bluttransfusion sind u. a. allergische Reaktionen, Hämolysen und Infektionen (HIV, Hepatitis) mögliche Risikofaktoren. Autologe Bluttransfusionen nach vorheriger Eigenblutspende können das Risiko für Fremdblutgaben in bis zu 50 % nach Wirbelsäulenoperationen senken. Gause et al. haben in Ihrer Studie die Wirksamkeit des intraoperativen Cellsavers zur Senkung von postoperativen Bluttransfusionen getestet. Auch diese Technik ist nicht frei von Komplikationen wie paradoxem vermehrten Blutverlust, Elektrolytverlust, metabolische Azidose und Hämaturie.

#

Studiendesign

In einer retrospektiven Datenerhebung wurden die Ergebnisse von 188 Patienten nach geplanter instrumentierter PLF aufgrund degenerativer Erkrankungen ausgewertet. Neben den Patientendaten wurden insbesondere Angaben zur Operation selbst (Anzahl operierter Segmente, Dauer, Primär- oder Revisionseingriff) sowie zum intraoperativen Einsatz des CS, intraoperativen Blutverlust, zur Anzahl der autologen und allogenen Bluttransfusionen, Menge des vom CS gesammelten reinfundierten Blutes und zum Hämatokrit- und Hämoglobinwert prä- und postoperativ und bei Entlassung erhoben.

#

Ergebnisse

Von den 188 Patienten wurde bei 141 (75 %) der CS benutzt, bei 47 (25 %) nicht. Der Blutverlust war in der mit CS operierten Gruppe mit 1476 ml signifikant größer als in der Gruppe ohne Einsatz des CS (766 ml). Folglich benötigten die Patienten mit CS signifikant mehr Bluttransfusionen als die Gruppe ohne CS (2,7 vs. 1,5 Einheiten). Der Hämatokrit-Wert bei Entlassung war in beiden Gruppen gleich.

#

Kommentar

Obwohl der Einsatz des CS theoretisch nützlich zu sein scheint, werden die Wirksamkeit und die Kosteneffektivität in der Literatur kontrovers diskutiert. Einige Studien haben günstige Ergebnisse gezeigt, aber es sind auch Komplikationen bekannt geworden. In der vorliegenden Untersuchung wurde ein signifikant höherer Blutverlust mit signifikant mehr Bluttransfusionen in der Gruppe mit intraoperativem CS festgestellt. Damit kann nicht mehr von einem generellen Nutzen des CS ausgegangen werden. Trotzdem weisen die Autoren auf die beiden Schwächen der Studie hin, nämlich zum einen ihr retrospektives Design. Zum anderen könnte der Operateur hinsichtlich der Blutstillung davon beeinflusst gewesen sein, ob der CS eingesetzt worden war oder nicht. Deshalb sind weitere Studien mit prospektivem, randomisiertem Design erforderlich, um definitiv die Wertigkeit des CS herauszufinden. Ein genereller Verzicht des CS bei Operationen mit zu erwartenden größeren Blutverlusten ist anhand der vorliegenden Daten sicherlich nicht gerechtfertigt.

Dr. med. Dorothea Daentzer

#

Korrespondierender Autor:

Dr. med. Dorothea Daentzer

Orthopädische Klinik der Medizinischen Hochschule Hannover

Anna-von-Borries-Str. 1-7

30625 Hannover

Email: dorothea.daentzer@annastift.de

#

Korrespondierender Autor:

Dr. med. Dorothea Daentzer

Orthopädische Klinik der Medizinischen Hochschule Hannover

Anna-von-Borries-Str. 1-7

30625 Hannover

Email: dorothea.daentzer@annastift.de