Orthopädie und Unfallchirurgie up2date 2008; 3(5): 317-344
DOI: 10.1055/s-2008-1077699
Systemerkrankungen

© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Maligne Tumoren des muskuloskelettalen Systems

P.-U.  Tunn1
  • 1Department Tumororthopädie, Sarkomzentrum Berlin-Brandenburg, Klinik für Orthopädie und orthopädische Rheumatologie, HELIOS Klinikum Berlin-Buch
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Publication Date:
29 October 2008 (online)

Zu den malignen Tumoren des muskuloskelettalen Systems gehören
die primär malignen Knochen- und Weichgewebetumoren (Sarkome),
die Knochenmetastasen,
die malignen Systemerkrankungen (z. B. multiples Myelom, Lymphom des Knochens).

Die Knochen- und Weichgewebesarkome sind per definitionem nichtepitheliale Malignome und machen nur einen Anteil von 2 % aller malignen Neubildungen aus. Dementsprechend selten werden Orthopäden, Unfallchirurgen, Kinderärzte, Allgemeinmediziner usw. mit dieser Krankheitsentität konfrontiert. Treten die primär hochmalignen Knochensarkome vorwiegend im Kindes- und Jugendalter auf, so werden Weichgewebesarkome insbesondere in der 2. Lebenshälfte diagnostiziert. Die Schwellung, begleitet von mehr oder minder ausgeprägten Schmerzen, ist die führende klinische Symptomatik. Vor jeder chirurgischen Intervention ist ein standardisiertes diagnostisches Konzept zu verfolgen, um den hohen Anteil an „ungeplanten” Resektionen oder falsch durchgeführten Biopsien bei Patienten mit Knochen- und Weichgewebesarkomen zu reduzieren. Erst nach Abschluss des Stagings kann eine stadien- und damit prognoseorientierte Therapie, stets interdisziplinär abgestimmt, eingeleitet werden.

Die primär malignen Knochentumoren wie das Osteosarkom und die Gruppe der Ewing-Sarkome werden in sog. Therapieoptimierungsstudien behandelt, beim Chondrosarkom (eher 2. Lebenshälfte) ist mit Ausnahme des dedifferenzierten Chondrosarkoms die Behandlung meist chirurgisch. Die chirurgische Therapie von Weichgewebesarkomen ist im Erwachsenenalter im nichtmetastasierten Stadium der Erkrankung (Stadium I – III, UICC) die Therapie der Wahl unter kurativer Intention. Die R0-Resektion in Kombination mit einer adjuvanten Radiotherapie gilt hierbei als Standard bei primär resektablen Weichgewebesarkomen. Sollte die Resektion nur mit einem mutilierenden oder ablativen Verfahren möglich sein, sind neoadjuvante Therapieoptionen (z. B. isolierte hypertherme Extremitätenperfusion mit TNF-alpha und Melphalan, Strahlentherapie, systemische Chemotherapie mit/ohne Hyperthermie) in das interdisziplinäre Behandlungskonzept einzuschließen. Unter Vorhaltung dieser Konzeption und Anwendung von rekonstruktiven Verfahren können mehr als 80 % der Patienten mit Knochen- und Weichgewebesarkomen extremitätenerhaltend behandelt werden.

Sekundär maligne Knochentumoren – Knochenmetastasen (epithelialer Ursprung) – stellen bei Weitem die häufigste Manifestationsform von Malignomen am Bewegungsapparat dar. Vor allem bei Bronchial-, Mamma-, Schilddrüsen-, Nierenzell- und Prostatakarzinomen treten je nach Stadium in bis zu 80 % der Fälle ossäre Metastasen auf. Gerade durch die Verbesserung der Primärtumorbehandlung und systemischer Optionen erleben immer mehr Patienten das Stadium der ossären Metastasierung und der daraus resultierenden Probleme, die geprägt sind durch den Schmerz, die pathologische Fraktur und neurologische Komplikationen. Gerade hier ist ein standardisiertes therapeutisches Vorgehen unter Berücksichtigung der Prognose, der Tumorart, der Metastasenlokalisation usw. zu fordern. Besteht die Indikation zur operativen Knochenmetastasentherapie, so ist diese so zu wählen, dass operative Folgeeingriffe bei meist limitierter Lebenserwartung vermieden werden sollten. Eine primär belastungsstabile Rekonstruktion des betroffenen Skelettabschnittes ist das definierte Ziel, um die Lebensqualität positiv zu beeinflussen.

Auf die gesonderte Darstellung der Diagnostik und Therapie des multiplen Myeloms und des Lymphoms des Knochens wurde bewusst verzichtet, da es sich um internistische Krankheitsbilder aus orthopädisch-unfallchirurgischer Sicht handelt. Die operativen Richtlinien sind mit denen der Knochenmetastasentherapie vergleichbar.

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Dr. med. Per-Ulf Tunn

Leiter Department Tumororthopädie
Sarkomzentrum Berlin-Brandenburg
Klinik für Orthopädie und orthopädische Rheumatologie
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