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DOI: 10.1055/s-2008-1081412
© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York
Akutes Knietrauma - Wie müssen künftige MR-Studien aussehen?
Publication History
Publication Date:
18 June 2008 (online)
Patienten mit akutem Knietrauma könnten von einer sofortigen MR-Untersuchung profitieren. Ist diese jedoch zusätzlich in der Akutdiagnostik bei Patienten mit Knieverletzungen wirklich angeraten? Wie müsste das Studiendesign aussehen, um eine optimale Kosten-Nutzen-Analyse durchzuführen? Diese Fragen beschäftigten Koerkamp et al. in ihrer aktuellen Studie. Radiology 2008, 246: 420-425
Das Budget für klinische Studien ist begrenzt, das Geld sollte dort investiert werden, wo die Studien den größtmöglichen Nutzen versprechen. Außerdem sind Studien nur gerechtfertigt, wenn der zu erwartende finanzielle Vorteil die anfallenden Kosten übersteigt. Rentierten sich zum Beispiel die initialen Mehrkosten einer MRT durch geringere Folgekosten im Sinne von schnellerer medizinischer und sozialer Rehabilitation und dadurch geringeren Gesamtkosten? Kostenaufwendige größere Studien zur Klärung einer solchen Fragestellung rechtfertigen sich nur, wenn der mögliche finanzielle Vorteil die anfallenden Kosten übersteigt.
MRT einer Salter-III-Fraktur bei einem 15-jährigen Jungen nach einem Sportunfall (Bild: Schneidmueller D, Marzi I. Zentralbl Chir 2007; 132: W60-W71).
Das Teilnehmerkollektiv der hier vorliegenden Studie von 123 männlichen und 66 weiblichen Patienten mit einem akuten Knietrauma (Durchschnittsalter: 33,4 Jahre) wurde zufällig einer von 2 Gruppen zugeteilt. Bei der ersten Gruppe (n = 93) wurde lediglich eine Projektionsradiografie des Knies angefertigt, während bei den Probanden aus Gruppe 2 (n = 96) zusätzlich zur konventionellen Röntgenaufnahme eine MRT durchgeführt wurde. Während einer Follow-up-Periode von 6 Monaten wurden Daten zur Lebensqualität und zu verschiedenen Kostenparametern gesammelt.
Mithilfe eines analytischen Werkzeugs, der sogenannten Value-of-Information-Analyse, schätzten Koerkamp et al. den möglichen zukünftigen Nutzen der Studie ab. Des Weiteren identifizierten sie diejenigen Parameter, die für die Unklarheiten der Ausgangsfrage verantwortlich sind. Hier sind vor allem 3 Parameter zu nennen: zum einen die Zahl der qualitätsgleichen Lebensjahre, die Kosten der Krankenhausübernachtungen und die Friktionskosten. Weitere 37 gesammelte Kostenparameter erbrachten nahezu keinen zusätzlichen Nutzen. Die Autoren kommen zu dem Schluss, dass eine zukünftige Studie unter optimaler Einbeziehung dieser 3 Parameter ein Patientenkollektiv von 3500 Probanden pro Studienarm einschließen müsste und einen geschätzten Netto-Nutzen von 5,6 Mio. € bzw. 70 qualitätsgleiche Lebensjahre haben würde.