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DOI: 10.1055/s-2008-1081446
© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart ˙ New York
Titelbild Caspar Kulenkampff (1922-2002)
Publication History
Publication Date:
14 July 2008 (online)
Kulenkampff hatte als Psychiater in Heidelberg begonnen, wechselte 1952 zu Jürg Zutt nach Frankfurt am Main, habilitierte dort und baute ab 1962 die erste deutsche Tagesklinik auf. Wenig später folgten eine Nachtklinik und ein Übergangsheim. Beeinflusst von der französischen Reformpsychiatrie und seinen Freunden und Weggefährten Häfner und Kisker sowie erschüttert angesichts der unmenschlichen psychiatrischen Verwahranstalten waren dies die ersten sichtbaren Schritte, die seinem Bemühen um den Aufbau einer rehabilitativ orientierten gemeindenahen Versorgung Ausdruck verliehen. 1967-1971 als Direktor der Düsseldorfer Universitätspsychiatrie, also des Großkrankenhauses in Grafenberg, baute er sofort die ambulante Therapie aus und enthospitalisierte die Langzeitpatienten. Trotz der Pulsschläge, die im Zuge der 68er-Bewegung auch die Psychiatrie belebten, machte Kulenkampff die Erfahrung, dass sie nur aus sich selbst heraus nicht grundsätzlich zu reformieren sei. Deswegen wechselte er ab 1970 in die Politik. Als Leiter der Abteilung Gesundheitspflege des Landschaftsverbandes Rheinland hatte er Zugriff auf alle rheinischen Großkliniken und verkleinerte sie. 1971 wurde er, der im Schulterschluss mit einigen Verbündeten eine Initiative zur Reform der Psychiatrie an den Bundestag geleitet hatte, von der Bundesregierung beauftragt, den Vorsitz einer Enquetekommission über die Versorgung psychisch Kranker zu übernehmen und einen Bericht zu erstellen. Und seiner Persönlichkeit ist es zu verdanken, dass es 1975 zur Verabschiedung der Empfehlungen, der sogenannten Psychi„atrieenquete, kam. Kaum jemand hat wie er einen solch herausragenden unmittelbaren Verdienst um die Humanisierung der deutschen Psychiatrie der zweiten Hälfte des 20.Jahrhunderts.
Holger Steinberg