Zeitschrift für Phytotherapie 2008; 29(3): 133-136
DOI: 10.1055/s-2008-1082552
Praxis
Behandlungsprobleme
© Sonntag Verlag in MVS Medizinverlage Stuttgart GmbH & Co. KG

Chronische Obstipation

Karin Kraft
Further Information

Publication History

Publication Date:
24 July 2008 (online)

Klinische Vorbemerkungen

Etwa 30% der deutschen Bevölkerung leiden an einer chronischen Obstipation, dabei sind Frauen etwa doppelt so oft betroffen wie Männer. Eine chronische Obstipation liegt vor, wenn über mehr als 3 Monate der Stuhlgang regelmäßig 4 Tage ausbleibt, starkes Pressen wegen harten Stuhls erforderlich ist und ein Gefühl der unvollständigen Darmentleerung bestehen bleibt. Der Stuhlgang kann sehr schmerzhaft sein, zudem können die Patienten unter Appetitlosigkeit und Zungenbelag leiden.

Die chronische Verstopfung wird in die kologene, die anorektale und die idiopathische Obstipation eingeteilt. Bei der kologenen Obstipation wird der Darminhalt durch mangelnde Beweglichkeit des Darms nur langsam vorwärts bewegt. Da dem Darminhalt ständig Wasser entzogen wird, entsteht harter Stuhl. Die Ausscheidung kann dadurch um bis zu 2 Wochen verzögert sein. Häufige Ursachen sind:

ballaststoffarme Ernährung neurologische Erkrankungen Diabetes mellitus muskuläre Störungen und Bindegewebserkrankungen hormonelle Einflüsse, z.B. Hypothyreose Nebenwirkungen von Medikamenten, z.B. Opioide.

Bei der anorektalen Obstipation liegen Veränderungen oder Störungen im Bereich des Enddarms und des Anus vor, wie z.B. Analstenose, Rektumprolaps, gestörte Motorik von Rektum und After, gestörte Koordination der inneren und äußeren Schließmuskeln.

Bei der idiopathischen Obstipation (80–90% der Fälle) lassen sich keine pathologischen funktionellen oder anatomischen Veränderungen feststellen. Man unterscheidet zwischen einer sogenannten Slow-Transit-Constipation (gestörte Stuhlpropagation durch das Kolon) und einer Beckenbodendysfunktion (Störung der Stuhlentleerung aus dem Rektum, sogenannte Outlet Obstruction). Häufige Ursachen sind willkürlich unterdrückter Stuhldrang, Stressfaktoren und Reizdarmsyndrom (bei schmerzhafter Obstipation), aber auch Mangel an physikalisch wirksamen Nahrungsreizen, abgeschwächte Zwerchfellatmung, Bewegungsmangel, geschwächte Rumpfmuskulatur, vertebragene Reizzustände, psychische Einflüsse, Abführmittelmissbrauch, Zustände nach Bauchoperation, Fettansammlung oder Lymphstauungen im Bauchraum, toxische Nervenschädigung durch Alkohol, Nikotin oder Drogen, Kolitis, Adnexitis und Cholezystitis.

Prof. Dr. med. Karin Kraft

Lehrstuhl für Naturheilkunde der Universität Rostock

Klinik und Poliklinik für Innere Medizin

Ernst-Heydemann-Str. 6

18057 Rostock

Email: karin.kraft@med.uni-rostock.de