Zusammenfassung
Ziel der Studie: Es sollte geprüft werden, wie die aktuellen ASCO-Praxisleitlinien zur Prophylaxe und Therapie venöser Thromboembolien (VTE) bei Tumorpatienten von Ärzten eingeschätzt werden.
Methoden: Die ASCO-Leitlinie wurde im Januar 2015 publiziert. Zwei Fachexperten haben daraufhin Argumenten für oder gegen die jeweilige Empfehlung zusammengestellt. Die ASCO-Empfehlungen und die Pro- & ContraArgumente wurden auf drei Weiterbildungsveranstaltungen zum Thema Hämostase bei Tumorerkrankungen vorgestellt. Anschließend konnte jeder Teilnehmer in einem Fragebogen ankreuzen, welche der Argumente seine Zustimmung finden.
Ergebnisse: Insgesamt haben 89 Ärzte an den drei Weiterbildungsveranstaltungen teilgenommen und 56 Fragebogen wurden ausgefüllt. Die Empfehlung mit der höchsten Zustimmung war, dass Patienten mit großen Tumoroperationen eine perioperative Thromboseprophylaxe erhalten sollten, bei Operationen im Abdomen und Becken und bei anderen Risikofaktoren sogar bis zur 4. postoperativen Woche (84 % Pro). Die Empfehlung mit der geringsten Zustimmung war, dass Antikoagulanzien nicht als Anti-Tumorwirkstoffe gegeben werden sollten (56 % Pro = Indifferenz). Argumente aus den Themenbereichen A) wissenschaftliche Evidenz, B) Erwägungen zur klinischen Praktikabilität und Patientenpräferenz/Adhärenz, C) Vermeidung von Nebenwirkungen, haftungsrechtlichen Konsequenzen und Kosten wurden als in etwa gleich stark bewertet.
Zusammenfassung: Die Zustimmung zu den ASCO-Empfehlungen ist variabel. Für einige Empfehlungen ist sie sogar indifferent. Die einer Empfehlung zugrunde liegende wissenschaftliche Evidenz ist nur einer von mehreren Entscheidungsfaktoren. Diese Untersuchung zeigt, dass Weiterbildungen zum Thema Tumor-assoziierter VTE bei allen Ärzten, die Tumorpatienten betreuen, unterstützt werden sollten.
Schlüsselwörter
Tumor-assoziierte venöse Thromboembolien - VTE - ASCO-Leitlinie