Flugmedizin · Tropenmedizin · Reisemedizin - FTR 2020; 27(04): 198
DOI: 10.1055/a-1204-1517
Gesellschaft
DFR
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Deutsche Fachgesellschaft für Reisemedizin e. V.

Burkhard Rieke
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Publikationsverlauf

Publikationsdatum:
26. Oktober 2020 (online)

Sehr geehrte Kolleginnen und Kollegen in der DFR!

Auch reisemedizinisch gesehen ist die Coronapandemie natürlich das zentrale Thema dieses Jahres. Neue Impfstoffe oder andere Innovationen gehen da fast unter. Auch die Malariaempfehlungen in diesem Heft wirken etwas aus der Zeit gefallen, wenn nicht einmal klar ist, wer denn die zu beratenden Reisenden hinfliegen sollte, wie die Gefährdung durch SARS-CoV-2 im Zielland „wirklich“ ist und wie gut das lokale Gesundheitswesen in der Lage wäre, COVID-19 zu diagnostizieren und zu behandeln. In peruanischen Krankenhäusern, so höre ich, entwenden sich die Angehörigen gegenseitig die Sauerstoffflaschen, da es nicht genug für alle gibt.

Daher stellen sich auch für Reisende – und die gibt es ja auch aus beruflichen Gründen noch – ganz neue Fragen: Gilt meine Auslandskrankenversicherung auch im Pandemiefall? Kann und will ich zurückgeholt werden, wenn ich im Ausland schwer erkranke und keine Kostenübernahme habe? Wie gut ist die medizinische Versorgung im Zielgebiet? Und gelten frühere Indikatoren guter Qualität auch heute noch, in der Situation heilloser Überforderung? Es scheint mir, dass große Bevölkerungsanteile z. B. Indiens nur mit einiger Verzögerung in das Infektionsgeschehen einbezogen werden, sodass wir dort erst am Anfang der Entwicklung stehen. Und doch werden jetzt schon Nothospitäler in Eisenbahnwagen erforderlich.

Und auch die Langzeitperspektive bleibt unklar. Ob wir Behandlung und Impfung zur Verfügung haben werden, ist im Moment noch völlig offen. Über 30 Jahre nach Entdeckung des HI-Virus etwa haben wir zwar Prävention und Behandlung, aber weder Impfung noch Aussicht auf Heilung.

Auch wenn in vielen Beratungsstellen der Betrieb also fast zum Erliegen gekommen ist und wir noch nicht genau wissen, wie es mit der Reisemedizin weitergehen wird, mit Fernreisen und Kreuzfahrten, mit weltwärts-Aufenthalten und Auslandsfamulaturen, ist das Interesse an unserer Gesellschaft ungebrochen. Wir wollen auf unserer Jahrestagung in Coburg das 1000. Mitglied begrüßen und einen illustren Exponenten der Reisemedizin zur Wahl als Ehrenvorsitzenden vorschlagen. Wir freuen uns, dort auch rund 30 Studenten begrüßen zu können. Die von der Bundesärztekammer nach immerhin 16 Jahren initiierte und von uns begleitete Überarbeitung des Curriculums „Reisemedizinische Gesundheitsberatung“ ist mit dem BÄK-Vorstandsbeschluss vollzogen worden. Die DFR hat ein neues Zertifikat „Primärversorgung in den Tropen“ aus der Taufe gehoben, da immer mehr Kollegen sich für eine ehrenamtliche Tätigkeit vorbereiten wollen und es ein strukturiertes, allgemein zugängliches Angebot dafür bislang nicht gibt. Wir hoffen, Kursveranstalter so auf diesen Bereich aufmerksam machen zu können.

Die Coronaspielregeln werden auch die Abläufe auf unserer Jahrestagung in Coburg prägen. Wegen der Maximalzahl von Teilnehmern im Raum können Anmeldungen aktuell nur auf die Warteliste gesetzt werden. Das bedeutet aber auch, dass sich schon jetzt jemand freut, wenn er nachrücken kann. Sagen Sie daher also rechtzeitig ab, wenn Sie absagen müssen! Ansonsten aber: kommen Sie! Gerade in Zeiten ständiger Onlinemeetings und Webinare ist uns der Wert einer Präsenzveranstaltung erst wieder richtig deutlich geworden, mit Reaktionen eines Auditoriums, mit spontanen Fragen und informellen Pausengesprächen. Auch wenn wir Registrierung, Händedesinfektion, Masken auf allen Wegen und Abstand brauchen, ist es der Austausch wert, meine ich.

Bis dahin einen schönen, vielleicht ja auch erholsamen Sommer!

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