ergopraxis 2021; 14(10): 12-14
DOI: 10.1055/a-1420-9139
Wissenschaft

Internationale Studienergebnisse

Psychische Gesundheit stärken – Kinder und Jugendliche mit physischen Einschränkungen

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Die im Rahmen der KiGGS-Studie befragten Eltern von insgesamt 11 830 Kindern und Jugendlichen im Alter von 3 bis 17 Jahren berichten von psychischen Auffälligkeiten ihrer Kinder in verschiedenen Bereichen.

Kinder und Jugendliche mit einer Behinderung und/oder krankheitsbedingten Einschränkungen haben eine erhöhte Wahrscheinlichkeit für psychische Auffälligkeiten. Damit geht eine niedrigere gesundheitsbezogene Lebensqualität einher. Zu diesem Ergebnis kommt ein Forschungsteam um Stephanie Karg von der Hochschule Fulda.

Es wertete die vom Robert Koch-Institut erhobenen Daten der Kinder- und Jugendgesundheitsstudie (KiGGS, Welle 2) unter dem Fokus der psychischen Gesundheit aus. KiGGS ist Teil der Gesundheitsberichterstattung des Bundes und liefert repräsentative Daten für die deutsche Bevölkerung.

Insgesamt bezogen die Forschenden in ihre Auswertung 11 830 Mädchen und Jungen im Alter von 3–17 Jahren mithilfe einer Elternbefragung ein sowie 5222 Mädchen und Jungen im Alter von 11–17 Jahren mittels Selbsturteil. Die Daten erhoben sie im Zeitraum von 2014 bis 2017. 1,3 % der Befragten hatten sowohl eine anerkannte Behinderung als auch eine dauerhafte Erkrankung. 3,8 % hatten entweder eine Behinderung oder eine krankheitsbedingte Einschränkung.

Die Forschenden erfassten die psychischen Auffälligkeiten mit dem Strength and Difficulties Questionnaire (SDQ) und teilten sie anhand von Cut-off-Werten in die Kategorien unauffällig, grenzwertig oder auffällig ein. Die gesundheitsbezogene Lebensqualität erhoben sie mit dem Kidscreen-10. Auch hier nahmen sie eine Einteilung anhand der erreichten Werte in niedrige und hohe gesundheitsbezogene Lebensqualität vor.

Laut Eltern liegt die Prävalenz für psychische Auffälligkeiten unter den 3- bis 17-Jährigen bei 16,5 % der Gesamtstichprobe. Heranwachsende mit einer Behinderung und/oder krankheitsbedingten Einschränkungen zeigten eine fünffach erhöhte Wahrscheinlichkeit für psychische Auffälligkeiten oder emotionale Probleme.

In puncto gesundheitsbezogene Lebensqualität wurden 48,8 % der Gesamtstichprobe der Kategorie „niedrig“ zugeordnet. Auch hier zeigen Heranwachsende mit krankheitsbedingten Einschränkungen und Behinderungen eine 1,5-fach erhöhte Wahrscheinlichkeit für eine geringere Lebensqualität.

Die Forschungsgruppe schlussfolgert, dass die psychische Gesundheit der physisch beeinträchtigten Kinder insbesondere im Setting Kindergarten und Schule gestärkt werden sollte. Sie plädieren für den Ausbau zielgruppenspezifischer Maßnahmen der Verhaltens- und Verhältnisprävention sowie settingbezogener Interventionen.

clcz

Gesundheitswesen 2021; 83: 490–497



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Article published online:
04 October 2021

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