Kinder- und Jugendmedizin 2021; 21(03): 147-148
DOI: 10.1055/a-1491-7398
Editorial

Kinder- und Jugendmedizin

Wieland Kiess
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Endlich ein Deutsches Zentrum für Kinder- und Jugendgesundheit

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Prof. Dr. med. Wieland Kiess

Liebe Leserinnen und Leser,

nach vielen Jahren der Diskussion und der Vorbereitung hatte die Bundesregierung im vergangenen Jahr beschlossen, neben den bestehenden sechs deutschen Zentren der Gesundheitsforschung zwei weitere deutsche Zentren, nämlich eines für Kinder- und Jugendgesundheit und eines für psychische Gesundheit unter Hoheit des Bundesministeriums für Bildung und Forschung einzurichten. Wie auch die bisherigen Deutschen Zentren für Gesundheitsforschung, wie z. B. das Deutsche Krebsforschungszentrum oder das Diabetes- und das Lungenzentrum, umfassen auch die beiden neuen Zentren für Kinder- und Jugendgesundheit und für psychische Gesundheit jeweils mehrere Standorte mit beteiligten Hochschulen, Universitätsklinika und außeruniversitären Forschungseinrichtungen, die über ganz Deutschland verteilt sind. Das Ziel auch des Deutschen Zentrums für Kinder- und Jugendgesundheit ist es, neue medizinische Forschungsergebnisse schneller für Kinder und Jugendliche und ihre Familien in Anwendung zu bringen, insbesondere auch Volkskrankheiten, aber auch seltene Erkrankungen besser bekämpfen zu können. Die Finanzierung der Gesundheitsforschungszentren wird gemeinsam vom BMBF und den jeweiligen beteiligten Bundesländern gefördert.

Wie Frau Bundesforschungsministerin Anja Karliczek am 17.03.2021 auf einer Pressekonferenz in Berlin bekanntgab, wurden sieben Standorte des nationalen Zentrums für Kinder- und Jugendgesundheit auf Basis von Exzellenz ausgewählt: Zu den sieben Standorten gehören Berlin (Charité), die Unikliniken in Göttingen, Greifswald-Rostock, Hamburg, Leipzig-Dresden, München und Ulm . Aufgabe der sieben Standorte für das neue Zentrum für Kinder- und Jugendgesundheit ist es, binnen sechs Monaten ein gemeinsames Konzept zu erarbeiten und vorzustellen. Das Forschungsministerium fördert diese Konzeptphase bereits mit € 500 000,00.

Mit den beiden neuen Gesundheitsforschungszentren will der Bund die Spitzenforschung stärker voranbringen. Laut der Bundesministerin zeigt die Corona-Pandemie, wie wichtig es ist, Forschung und Praxis miteinander zu verweben. Es brauche mehr wirksame und vor allem personalisierte Präventionsforschung so Karliczek. Das gelte gerade in und mit Blick auf die Kinder- und Jugendgesundheit. Individuelle Besonderheiten von Erkrankungen bei jungen Menschen fänden noch viel zu selten in der breiten Bevölkerung und in der Gesellschaft Beachtung. „Wir wissen aber, dass die Gesundheit gerade in den frühen Lebensphasen Auswirkungen auf den gesamten Lebensverlauf hat.“

Einzelne Kollegen aus den in der Zukunft miteinander noch enger kooperierenden Kliniken formulierten, dass es nun endlich möglich sei, an den führenden Forschungsstandorten der Kinder- und Jugendmedizin einen „nationalen Masterplan“ zu Kinder- und Jugendgesundheit zu entwickeln. Es wurde von den beteiligen Sprechern darauf hingewiesen, dass auch international zum Thema Kinder- und Jugendmedizin weniger geforscht werde als zu Erkrankungen im Erwachsenenalter. Insbesondere auch kontrollierte, randomisierte und prospektive Studien zur Wirksamkeit und Sicherheit von Arzneitherapien im jungen Kindesalter sind nach wie vor Mangelware.

Die beiden Universitätsklinika in Leipzig und Dresden und ihre Kliniken für Kinder- und Jugendmedizin freuen sich besonders über die Tatsache, dass sie als Doppelstandort nun Teil des neuen Deutschen Zentrums für Kinder- und Jugendgesundheitsforschung sein werden. Neben den beiden Universitätskinderkliniken in Sachsen sind das Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung Leipzig (UFZ), das Max-Planck-Institut für Evolutionäre Anthropologie in Leipzig (MPI-EVA), das Helmholtz-Institut für Metabolismus, Adipositas und Gefäßforschung (HI-MAG) in Leipzig und das Robert Koch-Institut in Berlin am sächsischen Antrag und der Beteiligung am Forschungszentrum unter dem Namen SaxoChild beteiligt. Sachsens Wissenschaftsminister Sebastian Gemko freut sich besonders über die Entscheidung des Gutachtergremiums für SaxoChild als ein Standort des Zentrums für Kinder- und Jugendgesundheit und sieht die exzellente Medizinforschung im Freistaat Sachsen bestätigt. Er machte deutlich, dass Grundlage und Begründung für den Erfolg von SaxoChild der mit Bedacht verfolgte Aufbau hoher wissenschaftlicher Kompetenz im Bereich Kinder- und Jugendmedizin in Leipzig und Dresden sei. Insbesondere auch die Gebiete Adipositas- und Metabolismusforschung unter Berücksichtigung von Umweltaspekten sowie die Initiierung und Beteiligung an relevanten und nationalen Patientenkohorten hob der Wissenschaftsminister hervor. SaxoChild wird von Frau Professorin Dr. med. Antje Körner, Universitätskinderklinik Leipzig, und ihrem Co-Coordinator, Herrn Professor Reinhard Berner, von der Technischen Universität Dresden koordiniert: SaxoChild bietet nun ideale Möglichkeiten, neue Ansätze zur Erkennung sowie Prävention von Risiko- und Schutzfaktoren für die kindliche Gesundheit zu erforschen und damit auch innovative Therapiestrategien für Kinder zu entwickeln, indem auch das Zusammenspiel von Psyche und Soma integriert ist. Außerdem sollen die sich verändernde Umwelt, wie Schadstoffbelastung, gesellschaftlicher Wandel, die Veränderungen im unmittelbaren Lebensumfeld und bei Bezugspersonen untersucht und gemessen werden, beginnend von der Entwicklung im Mutterleib bis ins Adoleszenten- und sogar Erwachsenenalter.

Wir alle in SaxoChild freuen uns, mit unserem interdisziplinären Team aus universitären und außeruniversitären Forschungseinrichtungen auf die gemeinsame Arbeit im neuen Deutschen Zentrum für Kinder- und Jugendgesundheitsforschung.



Publikationsverlauf

Artikel online veröffentlicht:
17. Juni 2021

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