PPH 2021; 27(05): 257
DOI: 10.1055/a-1525-5890
Rund um die Psychiatrie

Für Sie gelesen: Aktuelle Studien

Ponte L, Jerome L, Hamilton S et al. Sleep Quality Improvements After MDMA-Assisted Psychotherapy for the Treatment of Posttraumatic Stress Disorder. J Trauma Stress 2021; Jun 10. doi:10.1002/jts.22696. Epub ahead of print

Hintergrund: Schlafstörungen gehören zu den Symptomen, die Menschen mit einer Posttraumatischen Belastungsstörung (PTBS) am meisten belasten und von denen sie am häufigsten berichten. Die Assoziationen zwischen Schlafstörungen und PTBS sind komplex und Forschungsergebnisse deuten auf einen kausalen Zusammenhang hin. Hinzu kommt, dass Schlafstörungen kein einheitliches Konstrukt sind und verschiedene Aspekte von Schlafstörungen auftreten können.

Die vorliegende Studie konzentrierte sich auf den Zusammenhang zwischen der Schlafqualität und der Schwere der PTBS-Symptome. Die Hypothese beschreibt, dass eine MDMA-unterstützte Psychotherapie (MDMA = 3,4-Methylendioxy-N-methylamphetamin) die Schlafqualität bei Personen mit PTBS verbessern kann und mit abnehmenden PTBS-Symptomen verbunden ist.

Methode: Es wurden Sekundäranalysen (n = 63) von bereits 4 randomisierten und placebokontrollierten Forschungsarbeiten durchgeführt, die den Zusammenhang von Schlafqualität und Schwere der PTBS-Symptome untersuchten. Die Standorte befanden sich in den USA, Kanada und Israel. Die Schlafqualität und -störungen wurden über einen definierten Zeitraum mit dem Pittsburgh Sleep Quality Index (PSQI) gemessen.

Ergebnis: Die vorliegenden Ergebnisse belegen die positive Korrelation der MDMA-unterstützten Psychotherapie bei der Behandlung von Schlafstörungen bei Personen mit PTBS. Am Ende der Behandlung berichteten die Probanden der MDMA-Gruppe im Vergleich zu den Kontrollteilnehmern, dass sich ihre Schlaf- und PTBS-Symptome signifikant verbessert habe. Dies deutet auf einen klinischen Nutzen der MDMA-unterstützten Psychotherapie in beiden Bereichen hin.

Fazit: Die Ergebnisse der randomisierten kontrollierten Doppelblindstudien belegen, dass die MDMA-unterstützte Psychotherapie bei der Behandlung von Schlafstörungen bei Personen mit PTBS vorteilhaft wirkt.

Dr. Jörg Kußmaul

Visser RC, MacInnes D, Parrott J et al. (2021) Growing older in secure mental health care: the user experience. Journal of Mental Health 2021; 30 (1): 51–57. Doi:10.1080/09638237.2019.1630722

Hintergrund: In der forensischen Psychiatrie werden Menschen mit psychischen Störungen, die in der Regel wegen einer Straftat angeklagt wurden, klinisch beurteilt und behandelt. Der Anteil älterer Erwachsener, die forensische psychiatrische Dienste in Anspruch nehmen, steigt. Weiterer Forschungsbedarf ist notwendig, um zu belegen, wie sich bestehende forensische Dienste an die Bedürfnisse ältere Straftäter anpassen können. Das Ziel dieser Studie war es, die Erfahrungen älterer Erwachsener in geschlossenen forensischen Diensten zu untersuchen.

Methode: Diese qualitative Studie wurde in einer geschlossenen forensischen Einrichtung im englischen Gesundheitsdienst (NHS) mit weiblichen und männlichen Erwachsenen, die über 50 Jahre alt sind, durchgeführt. Es wurden Interviews und strukturiere Beobachtungen von den wöchentlichen Routinen der Probanden erhoben.

Ergebnis: Die Erfahrungen von älteren Menschen mit psychischen Störungen in der forensischen Psychiatrie wurden in 5 Themen eingeteilt: altersbezogene Identitäten, soziale Umgebung, Teilnahme an Aktivitäten, Management der eigenen körperlichen Gesundheit sowie die eigene Zukunft im Alter.

Ältere Erwachsene, die mit Gleichaltrigen zusammenleben, fühlten sich besser sozial integriert als diejenigen, die in Bereichen leben, die von jüngeren Erwachsenen dominiert werden. Die meisten Probanden wollten ihre körperlichen Gesundheitsbedürfnisse und ihre Gesundheitsversorgung mit der Unterstützung des Personals selbst managen. Ältere Erwachsene zögerten, sich als „alt“ oder „verletzlich“ zu identifizieren und manche spielten ihre sich ändernden Pflegebedürfnisse herunter.

Fazit: Die Unterbringung älterer Menschen in der forensischen Psychiatrie erfordert ein Bewusstsein für die Altersverteilung in den Bereichen und die altersgerechte Versorgung. Dazu gehört eine Kultur der Inklusion, Sensibilität und des Respekts für die Handlungsfähigkeit älterer Menschen.

Dr. Jörg Kußmaul



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Article published online:
22 September 2021

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