neuroreha 2021; 13(04): 149
DOI: 10.1055/a-1654-6010
Editorial

Die Zeit des Wünschens

Jan Mehrholz
,
Martin Lotze
,
Klaus Starrost

Das Jahr neigt sich dem Ende entgegen, und damit nähert sich die Zeit, in der das Wünschen traditionell Konjunktur hat. Passend dazu halten Sie das neuroreha-Heft mit dem Titel „Wunsch und Wirklichkeit“ in den Händen. Mit der Neurorehabilitation sind viele Wünsche unterschiedlicher Bereiche und Interessengruppen verknüpft, somit kann man das Thema zum Beispiel aus der Perspektive der Prognose, der Versorgung oder der Lehre betrachten. Vor diesem Hintergrund haben wir ein Heft zusammengestellt, das die verschiedenen Sichtweisen berücksichtigt.

Carlos González Blum widmet sich in seinem Beitrag den Themen Clinical Reasoning, Prognose und Zielfestlegung. Er beschäftigt sich mit der Frage, wie man die oftmals hoch angesiedelten Wünsche der Patienten in eine realistische Zielfestlegung moderieren kann, ohne Frustration zu erzeugen. Thematisch passend und ergänzend ist der Beitrag von Alexa von Bosse und Robert Richter. Sie untersuchen Wünsche und Erwartungen von Angehörigen, die es der Realität anzunähern gilt. Sie arbeiten heraus, welche psychosozialen Fähigkeiten Therapeuten haben sollten, um die Therapie zielgerichtet und konfliktarm gestalten zu können.

Jutta Berding und Sabine Brinkmann beleuchten die Akademisierung von Therapieberufen. Angesichts des rasant gestiegenen verfügbaren (Studien-)Wissens ist die Akademisierung in der Therapie eigentlich eine logische Konsequenz. Doch der Weg dahin ist weit und birgt einige Hürden – im Artikel der beiden erfahren Sie mehr darüber! In diesem Zusammenhang ist vielleicht auch interessant, wie wir Therapeuten unser Fachwissen aktuell halten und welches Optimierungspotenzial wir haben. Caroline Stumm und Margret Hund-Georgiadis haben dies untersucht und präsentieren die Ergebnisse ihrer Untersuchung.

Und was hat mansich eigentlich früher von der Zukunft der Neuroreha erhofft, was haben wir bekommen und was hätten wir gerne zurück, das es früher gab? Georg Greitemann und Dolores Claros-Salinas nehmen uns mit auf eine Zeitreise und können uns aufgrund ihrer langen Erfahrung auf diesem Gebietspannende Einblicke geben.

Die meisten Therapeuten dürften bei ihrer täglichen Arbeit einen bestimmten Sektor der Gesundheitsversorgung vor Augen haben: Akutversorgung, Reha oder Ambulanz. Hans Joachim von Büdingen und Jürgen Kurz beschäftigen sich in ihrem Beitrag mit der gesamten Nachsorgekette nach einem Schlaganfall. Sie stellen die verfügbaren Ressourcen, aber auch die Versorgungslücken dar. Dieser Aspekt wird von Jürgen Langemeyer vom Schlaganfall-Ring Schleswig-Holstein e. V. aufgegriffen und erweitert. Er beschreibt die ambulante Versorgungsrealität aus der Patientenperspektive, zeigt klar die Lücken auf und liefert wertvolle Vorschläge, wie sich die Therapielandschaft zugunsten der Patienten verändern sollte.

Sicher sind auch andere Sichtweisen interessant, die in diesem Heft noch keine Berücksichtigung finden konnten. Wenn wir uns etwas wünschen dürfen, dann dies: eine Fortsetzung des Themas – vielleicht in einemweiteren Heft?

Inspirierende Lektüre wünscht

Ihr Herausgeberteam der neuroreha
Martin Lotze, Jan Mehrholz und Klaus Starrost



Publication History

Article published online:
07 December 2021

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