Zeitschrift für Palliativmedizin 2022; 23(06): 327-344
DOI: 10.1055/a-1675-0747
CME-Weiterbildung

Palliativversorgung bei Herzinsuffizienz

Daniel Schick
,
Sam Straw
,
Klaus K. Witte
,
Andreas Napp

Fortgeschrittene chronische Herzinsuffizienzen stellen ein großes Versorgungsproblem im Gesundheitswesen dar und eine palliativmedizinische Versorgung erfolgt häufig zu spät und unzureichend. Die Schwierigkeiten der Versorgung von Patient*innen mit Herzinsuffizienz am Lebensende, spezielle medikamentöse, geräteinterventionelle und institutionelle Optionen im palliativmedizinschen Kontext sowie Screeningtools zum frühzeitigen Beginn einer Palliativbehandlung werden vorgestellt.

Fazit

Take Home Message

Herzinsuffizienz ist eine immer häufiger auftretende Erkrankung, die mit einer Verkürzung der Lebenserwartung einhergeht und trotz optimaler Therapie häufig mit anhaltenden, wenn auch variablen belastenden Symptomen verbunden ist.

Fazit

Take Home Message

Entscheidend, aber wenig überraschend, übertraf die Surprise Question die NYHA-Klassifikation und die Ejektionsfraktion in der Prognosevorhersage in dieser kranken, stationär behandelten Population. Die Surprise Question ist in Deutschland als Screeningverfahren aktuell nicht etabliert, wohingegen andere Länder (Vereinigtes Königreich) dies als ersten Schritt und Goldstandard empfehlen, um zu erkennen, ob sich Patient*innen dem Lebensende nähern.

Fazit

Take Home Message

Es gibt wenig Belege für spezifische Maßnahmen, sodass in den meisten Fällen die Standardtechniken und -praktiken der Palliativversorgung angewendet werden sollten. Trotz des zunehmenden Bewusstseins und der Anzeichen dafür, dass Palliativteams und Kardiolog*innen begonnen haben, die komplexen Bedürfnisse dieser wachsenden Patient*innengruppe zu erkennen, gibt es nur begrenzte Fortschritte bei der Integration von kardiologischen und spezialisierten Palliativleistungen.

Fazit

Take Home Message

Die allgemeine Palliativversorgung kann von allen Mitgliedern des medizinischen Teams angeboten werden und sollte sich auf psychosoziale Unterstützung, Aufklärung und einen einfachen Zugang zur Weiterleitung an eine speziellere Palliativversorgung konzentrieren.

Fazit

Take Home Message

Das Management der Symptome bei HF erfordert eine Bewertung dieser Symptome, gefolgt von einer auf jedes einzelne Symptom zugeschnittenen Therapie. Das Absetzen von krankheitsmodifizierenden Medikamenten ist eine kritische, aber selten durchgeführte Maßnahme bei Patient*innen mit HF am Ende ihres Lebens.

Fazit

Take Home Message

Die Deaktivierung von Herzschrittmachern und CRTs ist nicht erforderlich, wenn die Patient*innen das Lebensende erreichen. Die Möglichkeit der Deaktivierung von ICD-Schocktherapien und die Szenarien, in denen dies geschehen könnte, sollten vor der Implantation und bei jeder routinemäßigen Nachsorgeuntersuchung besprochen werden. Alle Ärzt*innen, die eine ICD-Nachsorge durchführen, sollten mit dem rechtlichen Rahmen für die Deaktivierung der Schocktherapie vertraut und in der Lage sein, die Wünsche der Patient*innen kompetent und innerhalb einer angemessenen Unterstützungsstruktur zu erfüllen.

Fazit

Take Home Message

Patient*innen, die sich dem Ende ihres Lebens nähern, werden in Akutpflegeeinrichtungen häufig überbehandelt. Die häusliche Palliativversorgung wird zu wenig angeboten, ist aber wahrscheinlich mit besseren patientenorientierten Ergebnissen verbunden und kosteneffektiv.

Die Verschreibung von pflegerischen und medizinischen Maßnahmen sowie physiotherapeutischen und psychosozialen Unterstützungsangeboten sollte aktiv betrieben werden.

Kernaussagen
  • Chronische Herzinsuffizienz ist ein großes Problem im Gesundheitswesen und trotz moderner Therapien ist die Sterblichkeit nach wie vor hoch.

  • Die Versorgung von Patient*innen mit chronischer Herzinsuffizienz am Lebensende ist eine Herausforderung, da die Prognose oft schwer vorherzusagen ist.

  • Gerätegestützte Therapien machen die Sache noch komplizierter.

  • Die Palliativversorgung sollte ein frühzeitiger, integraler Bestandteil der Behandlung der chronischen Herzinsuffizienz sein und darauf abzielen, Krankenhausaufenthalte und belastende Behandlungen zu vermeiden.

  • Die Palliativversorgung kann am besten von Herzinsuffizienz-Teams geleistet werden, die eng mit kommunalen und spezialisierten Palliativdiensten zusammenarbeiten.

  • Fokussiert werden sollte – neben lebenserhaltender Therapie – auf den Erhalt der Lebensqualität. So kommt eine spezialisierte ambulante palliativmedizinische Versorgung (SAPV) den Wünschen vieler Patient*innen entgegen, die im häuslichen Umfeld sterben wollen, und steigert nachweislich deren Zufriedenheit und ihrer Angehörigen.



Publication History

Article published online:
11 November 2022

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