PiD - Psychotherapie im Dialog 2023; 24(02): 103
DOI: 10.1055/a-1879-0926
Backflash

Kommunikation ist alles

Zoom Image
(Quelle: © michelle/stock.adobe.com)

Das Licht ist sanft, der Morgen noch kühl. Wir fahren irgendwo in Zimbabwe durch den Hwange Nationalpark. Unsere Tage sind angefüllt von einer seltsam anmutenden Struktur: Aufstehen gegen 5, Abfahren gegen 6 Uhr, Tiere beobachten, die Landschaft kennenlernen, Pause etwa 9:30 Uhr, zurück im Camp zur frühen Mittagszeit; es folgt eine lange Siesta bis zum Afternoon Tea und dann geht es noch einmal in den Busch. Sehr britisch, ziemlich kolonial und alles, nur eines nicht: wild und unberechenbar.

Abgesehen von dem, was sich in dieser Struktur dann ereignet: Heute Morgen treffen wir an einer vergleichsweise engen Stelle der sandigen Piste auf eine Gruppe von Elefanten. Mütter mit ihren heranwachsenden Kindern, teilweise auf der einen Seite der Piste, teilweise auf der anderen. Ihr Weg erschließt sich uns nicht eindeutig und wir hoffen, dass wir ihn, mit etwas Geduld, nicht durcheinanderbringen. Eine Elefantenkuh versucht uns verständlich zu machen, dass wir doch gefälligst umkehren mögen, weil sie nun diesen Weg benutzen wollen. Sie tut dies mit wedelnden Ohren, erhobenem Rüssel, etwas Getöse und tänzelnden Schritten auf unser Auto zu. Ihre Stoßzähne sind gut „in Schuss“ und wir möchten uns mit ihr nicht anlegen. Inzwischen versucht eine ältere Kuh in der Herde, zwei kleine Elefantenkinder mit ihrem Rüssel zum Überqueren der Piste zu bewegen, scheitert jedoch an deren Neugier: Sie wollen lieber genauer sehen, was es mit diesem Gefährt auf sich hat, das die Wege der Herde stört.

Unser Guide weicht keinen Zentimeter zurück, bedeutet uns, leise zu sein und zeigt sehr klar mit seinem rechten Arm, ruhig, aber mehrfach, rechts auf die andere Seite der Piste. So als wollte er sagen: „Da lang bitte! Wir möchten diese Piste passieren, und zwar nachdem ihr sie passiert habt.“

Inzwischen sind die meisten Tiere auf der rechten Seite der Piste angekommen – außer der Leitkuh und einem heranwachsenden Bullen. Die alte Elefantenkuh kommt auf den jungen Bullen zu und bedeutet auch ihm mit dem Rüssel, nun endlich die „Straßenseite“ zu wechseln, als sich die Leitkuh schließlich, nach einer erneuten Einlage von tänzelnden Schritten, auf uns zu und dann, mit einer erhabenen Präsentation ihres Rüssels, zügig auf die Büsche rechts der Piste zubewegt und langsam in ihnen verschwindet. Nun ist der Weg frei und unser Guide startet das Auto – allerdings unter lautstarkem Protest des jungen Elefantenbullen, der hinter uns herläuft und sehr deutlich macht, wer aus seiner Sicht hier das Sagen hat.

Dr. Bettina Wilms, Querfurt



Publication History

Article published online:
31 May 2023

© 2023. Thieme. All rights reserved.

Georg Thieme Verlag KG
Rüdigerstraße 14, 70469 Stuttgart, Germany