intensiv 2022; 30(05): 273
DOI: 10.1055/a-1888-2641
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Wie kann professionelle und würdevolle Pflege im Corona-Herbst gelingen?

Wissenschaft, Politik und Gesellschaft sind besorgt angesichts der voraussichtlich steigenden Corona-Infektionszahlen im Herbst 2022. Ist Deutschland auf eine mögliche vierte Welle gut vorbereitet?

Um die Bewältigung der Pandemie zu gewährleisten, berät regelmäßig der „Expert:innenrat der Bundesregierung“, dem 19 Experten aus unterschiedlichen wissenschaftlichen Disziplinen angehören. In einer Veröffentlichung vom Mai 2022 werden erneut Wege zur zukünftigen Pandemiebekämpfungen in Pflegeeinrichtungen aufgezeigt. Mit Blick auf das Pflegesystem sei allerdings noch Luft nach oben, sagt Margareta Halek, Pflegewissenschaftlerin und Dekanin der Gesundheitsfakultät an der Universität Witten/Herdecke.

Ende Juni präsentierte der Deutsche Pflegerat (DPF), dem auch Margareta Halek angehört, einen Zehn-Punkte-Plan, um ein gemeinsames Handeln und eine zeitnahe Vorbereitung zwischen Politik und Gesundheitswesen mit Blick auf die herausfordernde Situation in der Pflege zu ermöglichen. Darin empfiehlt der DPR beispielsweise, dass im Rahmen der stationären Langzeitpflege alle Einrichtungen durchgehend geöffnet bleiben und nur dann Einschränkungen greifen sollten (etwa in den Besuchszeiten), wenn die Pandemielage am Ort der Einrichtung es nicht anders zulässt. Und dies nur „vor dem Hintergrund der einrichtungsbezogenen und lokalen Impfquote sowie der vorherrschenden Virusvariante“ und somit keine Pauschalschließungen mehr.

Mit Blick auf die Pflegesituation im Krankenhaus empfiehlt das Experten-Gremium, dass Angehörige von pflegebedürftigen Personen unbedingt fester Bestandteil des Behandlungskonzeptes sein sollten – auch in Zeiten der Pandemie. Zudem wünscht sich der DPR, dass Pflege- und Hebammenforschung gefördert werden, um bessere Entscheidungsgrundlagen zum Umgang mit SARS-CoV-2 zu schaffen. „Im nunmehr dritten Jahr der Pandemie findet die internationale Forschung zu adäquaten Interventionen weitestgehend ohne Beteiligung der deutschen Pflege- und Hebammenwissenschaft statt. Dieser Mangel steht im Gegensatz zur Bedeutung der Pflege- und Hebammenpraxis zur Bewältigung der Pandemie. Es fehlt grundlegendes Wissen, etwa zu Wirksamkeit und unerwünschten Wirkungen von Infektionsschutzmaßnahmen bei pflegebedürftigen oder vulnerablen Personen“, heißt es in der Stellungnahme.

Alle Handlungsempfehlungen des DPR finden Sie im Internet unter bit.ly/3vVUO6e.



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Article published online:
14 September 2022

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