Flugmedizin · Tropenmedizin · Reisemedizin - FTR 2022; 29(06): 251-252
DOI: 10.1055/a-1952-4096
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Unn Klare
1   Behnkenhagen
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Großer Ebolaausbruch in Uganda

Nachdem es bereits im April und im August 2 Ebolaausbrüche in der Demokratischen Republik gegeben hatte, wurde Mitte September nun ein weiterer Ausbruch aus Uganda gemeldet. Im Gegensatz zu den beiden vorherigen, die durch das Zaire-Virus hervorgerufen wurden und relativ schnell (nach 5 bzw. einem bestätigten Todesfall) beendet werden konnten, wird der Ausbruch in Uganda durch das seltenere Sudan-Virus verursacht und konnte bisher (Stand Anfang November) noch nicht eingedämmt werden.

Aktuelle Verbreitung durch Sudan-Virus

Gegen das Sudan-Virus gibt es – anders als gegen das Zaire-Virus – bis jetzt weder einen zugelassenen Impfstoff noch geprüfte Virostatika. Dies ist mit ein Grund dafür, dass sich das Virus in den letzten Wochen in 6 ländlichen Distrikten der Zentralregion ausbreiten konnte und schließlich – trotz eines Lockdowns mit Reiseverboten in zweien dieser Distrikte – auch Ugandas Hauptstadt Kampala erreichte.

Bis Anfang November wurden landesweit 136 Infektionen bestätigt, 53 der Erkrankten verstarben bisher. Hierzu kommen noch einmal 21 Todesfälle vom Beginn des Ausbruchs, für die keine labordiagnostische Bestätigungen vorliegen.

Besonders besorgniserregend bei dem momentanen Ausbruch sind die bisher 17 Fälle aus Kampala. In dieser dichtbesiedelten Millionenstadt mit ihren Slums und überfüllten Märkten ist die Gefahr für weitere Übertragungen natürlich besonders hoch. Auch das Risiko einer Ausbreitung in andere Landesteile ist groß, da Kampala durch ein Netz von (meist übervollen) Buslinien mit allen Großstädten des Landes und der Nachbarländer verbunden ist. Hinzu kommt, dass die Kontaktverfolgung hier wegen der Menge möglicher Kontakte, Personalmangel und unzureichender Ausstattung an ihre Grenzen stößt.

All dies führt dazu, dass in die Stimmen, die einen Lockdown auch in Kampala fordern, immer lauter werden. Allerdings leidet die Bevölkerung hier nach wie vor unter den Folgen des Coronalockdowns – einem der strengsten weltweit (die Schulen Ugandas beispielsweise waren 83 Wochen am Stück geschlossen). Die Regierung zögert daher noch, diesen Schritt zu gehen; auch weil es eine sehr unpopuläre Entscheidung wäre und die Akzeptanz der Eindämmungsmaßnahmen bei Teilen der Bevölkerung ohnehin gering ist.

So handelte es sich beispielsweise bei dem Indexfall in Kampala um einen Mann, der aus einer Isoliereinrichtung im Landesinneren geflohen und dann in die Hauptstadt gereist war, um sich dort bei Familienangehörigen zu verstecken. Außerdem gibt es Berichte darüber, dass Gräber von Verstorben wieder geöffnet werden, um rituelle Beerdigungen vorzunehmen, nachdem die Teams, die eine sichere Bestattung vornehmen, abgereist sind. Im Oktober erkrankten beispielsweise allein 23 Menschen in dem Distrikt Kassanda nach einer solchen illegalen Exhumierung.


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Erste klinische Studien mit Impfstoffkandidaten

Um den Ausbruch einzudämmen, muss daher vor allem an 2 Problemen gearbeitet werden: Zum einen müssen wirksame Impfstoffe und Medikamente gegen das Sudan-Virus gefunden und zugelassen werden – hier gibt es bereits Hoffnung: Mitte November starteten erste klinische Studien mit 3 verschiedenen Impfstoffkandidaten. Und zum anderen muss die Bevölkerung besser über die Gefahren des Virus aufgeklärt werden, ein Punkt, der sich auch schon bei früheren Ausbrüchen als entscheidend erwiesen hat.


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Publikationsverlauf

Artikel online veröffentlicht:
07. Dezember 2022

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