Rehabilitation (Stuttg) 2022; 61(06): 366
DOI: 10.1055/a-1969-6262
Aktuelles

Corona und Energiekrise bedrohen Gesundheitswesen und soziale Dienste

Krankenhäuser, Reha-Kliniken, Pflege- und andere medizinische Einrichtungen stehen aufgrund der Corona-Pandemie in Kombination mit der aktuellen Inflation vielen Stimmen zufolge vor erheblichen Herausforderungen. Der bayerische Gesundheitsminister Klaus Holetschek warnte laut aerzteblatt.de Ende Oktober vor einem „Black Out“ des Gesundheitswesens, sollten die bereits durch die Pandemie gefährdeten Strukturen nicht rasch vom Anstieg der Energie- und Sachkosten entlastet werden; die Bundesregierung müsse nun unbürokratisch Unterstützung leisten. Nach Einschätzung der Deutschen Gesellschaft für Medizinische Rehabilitation (DEGEMED) drohen Versorgungsengpässe in der Reha-Branche. Sie verweist auf die Probleme im Gefolge der COVID-19-Pandemie – hoher Krankenstand bei wieder steigenden Patientenzahlen, Entfall der Mehraufwandskompensation für Infektionsschutzmaßnahmen seit Juli 2022 – und den unvorhergesehenen, massiven Energiekostenanstieg. Einer Blitzumfrage des Bundesverbands Deutscher Privatkliniken (BDPK) vom September 2022 zufolge sind bei seinen Mitgliedseinrichtungen die Kosten für Sachmittel, Lebensmittel und medizinischen Bedarf im ersten Halbjahr 2022 um bis zu 30% gegenüber dem Vorjahr gestiegen, die Energiekosten um ca. 50%. Prospektiv sei eine Vervierfachung der Strom- und Gaskosten zu erwarten. Da die mit den Krankenkassen und der Rentenversicherung ausgehandelten Vergütungssätze langfristig fixiert seien, könnten Vorsorge- und Reha-Kliniken in eine existenzielle Krise geraten. Als weitere Belastungsfaktoren führt auch der BDPK Pandemie-Effekte an: Je nach Fachabteilung seien die Belegungen gegenüber 2019 um bis zu 19% zurückgegangen. Die meisten Ausgleichsleistungen für Reha- und Vorsorgeeinrichtungen aufgrund der Corona-Pandemie seien im Juni 2022 ausgelaufen. Erschwerend käme hinzu, dass derzeit viele Einrichtungen aufgefordert werden, einen großen Teil der Corona-Hilfen an die Rentenversicherung zurückzuzahlen. Zwei Drittel der vom Verband im September befragten Einrichtungen rechneten mit großen Zahlungsschwierigkeiten, 2% sogar mit drohender Insolvenz. Der BDPK warnt in der Folge auch vor einem Versorgungsengpass in den Akutkrankenhäusern, wenn Patienten aus Akutkliniken wegen kollabierender Strukturen im Reha-Bereich nicht mehr in die Anschluss-Reha entlassen werden könnten.



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Article published online:
14 December 2022

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