Flugmedizin · Tropenmedizin · Reisemedizin - FTR 2023; 30(01): 30-32
DOI: 10.1055/a-1988-0109
Gesellschaft
BExMed

Deutsche Gesellschaft für Berg- und Expeditionsmedizin e. V.

Raimund Lechner

Liebe Mitglieder und Interessierte der BExMed,

nach einem kurzen, aber heftigen Winterstart mit idealen Frühwinterbedingungen war der Jahresübergang so warm, dass man meinte, der Winter sei schon wieder Vergangenheit. Felsklettern und Skitouren unter teils Frühjahrsbedingungen waren angesagt. Dass die Schneeverhältnisse über Weihnachten und Neujahr insgesamt nicht trivial waren, zeigt exemplarisch auch die Mehrfachverschüttung von Pistenskifahrern am Trittkopf in Lech/Zürs am Arlberg. Auf der anderen Seite des Atlantiks sorgte der historische Wintersturm Elliot für vermutlich mehr als 50 Todesopfer über Weihnachten, großflächige Stromausfälle und Extremtemperaturen. Menschen erfroren teilweise in ihren Autos, die aufgrund der Neuschneefälle stecken geblieben waren. Häuser waren von Eispanzern überzogen, wie man es nur aus Endzeitfilmen kennt.

Was haben diese beiden Ereignisse nun mit Alpinismus zu tun, mit dem eigenverantwortlichen Bewegen im freien Gelände der Bergwelt? Die Gemeinsamkeit ist meines Erachtens, dass die Grenzen eben nicht exakt gezogen werden können. Der freie Skiraum beginnt nicht an einer imaginären Linie im Gelände. Die Extremwetterereignisse nehmen in ihrer Häufigkeit zu, hochalpine oder in diesem Fall eher arktische Bedingungen sind somit auch an unüblichen Orten möglich. Dass der Schneedeckenaufbau am Arlberg heikel war, wurde vom Lawinenwarndienst klar kommuniziert. Dass die zu erwartenden Wetterereignisse in Kanada und den USA ein historisches Ausmaß annehmen, wurde ebenso vom US-Wetterdienst klar prognostiziert. Allein die Übertragung dieser Gegebenheiten auf die eigene Situation, da man sich in einer vermeintlich sicheren hochtechnisierten Umgebung befindet, ist oftmals herausfordernd.

Dies soll keine Schwarzmalerei sein. Es soll vielmehr sensibilisieren, auch über den (Pisten-)rand zu blicken und nicht zu vergessen, dass auch außerhalb der alpinen Bergwelt Schnee, Eis und Kälte mitunter lebensbestimmend sein können. Vielleicht ist dies ein Anlass, sich einmal die Homepage der International Hypothermia Registry (https://hypothermia-registry.org) anzusehen, die auch mit Geldern der BExMed unterstützt wurde. Und noch besser wäre es natürlich, die Datenbank mit eigenen klinischen Fällen zu füttern. Denn Hypothermie ist ein weltweites Problem, auch außerhalb des alpinen Lebensraums.

Doch genug der philosophischen Betrachtungen. Hinweisen möchte ich auf das reichhaltige Kursangebot der BExMed für 2023. Auch wenn der Kälte- und Lawine-Refresher zum Zeitpunkt der Drucklegung bereits Vergangenheit sein wird, so gibt es noch einige freie Kursplätze beim Expeditionskurs Winter im Wallis ([ Abb. 1 ]). Auch für den Expeditionskurs Sommer und den Sommer-Refresher gibt es noch freie Plätze.

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Abb. 1 Im Aufstieg zum Breithorn beim Expeditionskurs Winter.Quelle: Dr. Ulrich Steiner

Die BExMed-Onlinekurse des Herbstes 2022 sind wieder sehr gut angenommen worden. Thematisiert wurden dieses Mal „Return to play nach COVID Infektion“, „Angst und Blockierung – psychologische Aspekte des Bergsports“ und „Versorgung von Weichteilverletzungen im (alpinen) Gelände“. Die Vorstandschaft bedankt sich sehr für das Interesse und plant schon eifrig an der nächsten BExMed-Onlineserie für das Frühjahr 2023. Detailinfos werden per E-Mail über das BExMed-Sekretariat in bewährter Weise verteilt werden.

Es grüßt die gesamte Vorstandschaft!

Euer/Ihr

Raimund Lechner

VERANSTALTUNGEN

BExMed-Veranstaltungen

Winterkurs Expeditionsmedizin für Alpinärzte 2023

16.–23.04.2023 im Wallis/Schweiz

Sommerkurs Expeditionsmedizin für Alpinärzte 2023

17.–24.06.2023 im Trentino

Refresher und Update: Notfallversorgung im Felsgelände 2023

13.–17.09.2023 auf dem Kreuzeckhaus

Weitere Infos und Anmeldung: www.bexmed.de

Weitere Veranstaltungen

28. Internationale Bergrettungsärztetagung 2023, mit Diplomprüfungen

03./04.11.2023 in Innsbruck, Infos: https://www.bergrettungsaerztetagung.at

Trailrunning, Skibergsteigen, Bergwandern – sportmedizinische Weiterbildung

20.–22.09.2023 im Pitztal, Infos: sporttraumatologie@sozialstiftung-bamberg.de

ALPINMEDIZINISCHES ALLERLEI

Pulsoxymetrie in der Höhe – Praxistipps

In der Höhe führt der reduzierte barometrische Druck zu einem Abfall der arteriellen Sauerstoffsättigung (SaO2). Der resultierende Sauerstoffmangel, der als Ursache für Höhenerkrankung gilt, kann einfach und nicht invasiv mittels Pulsoxymetrie quantifiziert werden. Daher wird die pulsoxymetrisch Bestimmung der Sauerstoffsättigung (SpO2) häufig bei Höhenaufenthalten verwendet, um eine Höhenerkrankung zu diagnostizieren oder den Akklimatisationsstatus zu beurteilen. Dies wird von Experten kontrovers diskutiert, weil diese Messungen häufig von medizinischen Laien durchgeführt werden, die Pulsoxymetrie in der Höhe aber viel komplexer und fehleranfälliger als in Meereshöhe ist. Uneingeschränkter Konsens besteht hingegen für die Verwendung der Pulsoxymetrie zum Monitoring kranker oder verletzter Personen. Im Folgenden wird speziell auf die Besonderheiten der Pulsoxymetrie in der Höhe eingegangen.

Autor

PD Dr. med. Markus Tannheimer, ADK-Klinik Abt. Allgemein- und Visceralchirurgie 89143 Blaubeuren



Publikationsverlauf

Artikel online veröffentlicht:
07. Februar 2023

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