Zeitschrift für Phytotherapie 2023; 44(04): 180
DOI: 10.1055/a-2032-1262
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Natural Poisons and Venoms

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Wer sich mit der Thematik Arzneipflanzen, Phytotherapie und Naturheilkunde ganz allgemein beschäftigt, kommt an toxikologischen Fragestellungen nicht vorbei. Solide Daten zu Produzenten, Strukturen, Wirkungen und Hilfsmaßnahmen bei Vergiftungen mit biogenen Giften sind daher unbedingt notwendig. Eine verlässliche Informationsquelle dazu war bisher das Buch „Biogene Gifte“ vom Autorenteam Eberhard Teuscher und Ulrike Lindequist, das bis zur 3. Auflage 2010 bei der WVG Stuttgart erschien. Nun liegt mit gleichem Anspruch und ähnlicher inhaltlicher Struktur von beiden Autoren der erste Band eines Sammelwerkes mit dem Titel „Natural Poisons and Venoms“ Plant Toxins: Terpenes and Steroids vor. Im Unterschied zu den „Biogenen Giften“ als kompaktes Nachschlagewerk wird das jetzt von De Gruyter in englischer Sprache herausgegebene Werk in 5 Bänden erscheinen. Der erste Band beschäftigt sich neben einer allgemeinen Einleitung zu biogenen Giften mit zwei Naturstoffklassen, die durch gemeinsame Biogenesewege einen logischen inneren Zusammenhang aufweisen, den Terpenen und Steroiden. In bewährter Weise werden den speziellen toxischen Stoffen Kapitel zur Chemie, Terminologie, Biogenese und allgemeiner Bedeutung vorangestellt. Entsprechend der Biogenesewege gliedert sich der vorliegende erste Band in Mono-, Sesqui-, Di-, Tri- und Tetraterpene, Steroide und Saponine.

Vor allem relevante Arznei- und Giftpflanzen werden mit einer Farbabbildung sowie ihren toxikologisch bedeutsamen Inhaltsstoffen einschließlich der entsprechenden chemischen Strukturformeln in den einzelnen Kapiteln beschrieben. Neben weiteren Aspekten zur Pharmakologie und Toxikologie in der Humanmedizin wird auch auf die veterinärtoxikologische Bedeutung einzelner Pflanzen eingegangen. Soweit bekannt, werden Symptome einer Intoxikation und Hinweise für deren Behandlung bei einzelnen Pflanzen bzw. Giften farblich hervorgehoben und erleichtern den schnellen Überblick. Für die Verbindlichkeit der getroffenen Aussagen und zum weiteren Studium eventuell spezifischer Inhalte zu einzelnen Pflanzen oder chemischen Verbindungen steht in bewährter Weise wieder ein umfangreiches Literaturverzeichnis am Ende jedes Kapitels. Hier hätte sich der Rezensent allerdings eine etwas größere Schrift gewünscht, zumal genug freier Platz dafür vorhanden ist. Für den eiligen Leser ist das Sachwortverzeichnis ein wichtiges Hilfsmittel, um ohne phytochemische Kenntnisse relevante Inhalte schnell zu finden. Es ist zu hoffen, dass unter diesem Aspekt am Ende des fünfbändigen Sammelwerks ein Gesamtregister verfügbar ist.

Auch in Erwartung der noch kommenden vier Bände kann allen an toxikologischen Fragestellungen interessierten Naturwissenschaftlern und Medizinern dieser erste Band des neuen Sammelwerks aus der Feder von Teuscher & Lindequist nur empfohlen werden. Aktuelle und verlässliche Informationen werden in kompakter Art und Weise, gut verständlich präsentiert, wobei die englische Sprache als auch die Fassung als E-Book zusätzliche Leser außerhalb des deutschen Sprachraumes ansprechen dürfte.

Matthias F. Melzig, Berlin



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Article published online:
30 August 2023

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