Nephrologie aktuell 2023; 27(06): 251
DOI: 10.1055/a-2046-0207
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Diabetes und Niere

Gunter Wolf
1   Jena
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Prof. Dr. med. Gunter Wolf, MHBA; Jena

Obwohl die Prävalenzen und Inzidenzen von Typ-1- und Typ-2-Diabetes mellitus in Deutschland leicht zurückgegangen sind, entwickeln bis zu 40 % der Patienten eine diabetische Nephropathie und diese Erkrankung stellt weiterhin in Deutschland die häufigste Ursache für ein chronisches Nierenversagen dar. Nachdem über Jahrzehnte ACE-Hemmer (ACE: Angiotensin Converting Enzyme) bzw. Sartane die einzigen Medikamente mit nachgewiesener nephroprotektiver Wirkung bei diabetischer Nephropathie waren, sind in den letzten Jahren neue Medikamente, wie SGLT-2-Hemmer (SGLT-2: „sodium glucose linked transporter 2“) oder auch GLP1-Rezeptor-Antagonisten (GLP1: „glucagon-like peptide 1“) eingeführt worden, die über ihre blutzuckermodulierende Wirkung hinaus direkt nephroprotektive Effekte an der Niere haben können. Weitere hoch interessante Medikamente, die zur Blockierung des insulinotropen Peptids (GIP) und Tirzepatid (GLP1) führen, befinden sich kurz vor der Einführung.

Deshalb ist es absolut wichtig, eine Ausgabe von „Nephrologie aktuell“ zum Thema „Diabetes und Niere“ vorzulegen. Im ersten Beitrag beschreiben PD Dr. rer. nat. med. habil. Ivonne Löffler, Jena, und ich die komplexe Pathophysiologie der diabetischen Nephropathie und legen dar, welchen Effekt das Geschlecht bzw. Geschlechtshormone auf die Entwicklung dieser Erkrankung haben. Im zweiten Beitrag geben PD Dr. rer. nat. med. habil. Nicolle Müller et al., Jena, eine Übersicht über die neuen effektiven antidiabetischen Therapien zur Vorbeugung der Entwicklung einer diabetischen Nephropathie bei bereits bestehendem Diabetes mellitus. Auch der Journal-Club widmet sich einer aktuellen Studie zu SGLT-2-Hemmern.

Nach Organtransplantation entwickeln etwa 10–40 % einen sogenannten Posttransplantationsdiabetes mellitus (PTDM). Risikofaktoren sind hierbei neben der Art der Immunsuppression (Calcineurininhibitoren und Steroide) auch Alter, Übergewicht sowie ein präexistenter Prädiabetes. Dieses wichtige Krankheitsbild, was neben der Niere natürlich auch kardiovaskuläre Auswirkungen haben kann (nach ca. 8 Jahren tritt bei bis zu 20 % der Patienten mit PTDM ein schweres kardiovaskuläre Ereignis auf), wird von PD Dr. med. habil. Undine Ott, Jena, dargestellt.

Wir hoffen, mit den vorliegenden 3 Schwerpunktartikeln und dem Journal-Club den praktisch tätigen Kolleginnen und Kollegen einige aktuelle Informationen zur Pathophysiologie, Prävention und Behandlung der diabetischen Nephropathie bei Diabetes mellitus geben zu können. Sollte dies zu einem besseren Erhalt der Nierenfunktion bei Patienten mit Diabetes mellitus führen, hat dieses Heft seine Funktion mehr als erfüllt.



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Article published online:
20 July 2023

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