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DOI: 10.1055/a-2057-2846
Virushepatitiden
Viral hepatitisLiebe Kolleginnen und Kollegen,
etwa 0,7% der deutschen Bevölkerung sind chronisch mit einem Hepatitisvirus infiziert. Mit ihren Langzeitkomplikationen Leberzirrhose und hepatozelluläres Karzinom (HCC) tragen die Virushepatitiden nach wie vor wesentlich zur Morbidität und Mortalität in Deutschland bei. Erklärtes Ziel der WHO ist es, die Virushepatitiden bis 2030 weltweit weitgehend zu eliminieren. Hierzu trägt in Deutschland das 2022 eingeführte Screening auf eine Hepatitis B und C im Rahmen des „Check-Up 35“ bei. Dieses Dossier fasst den aktuellen Stand von Epidemiologie, Klinik, Diagnostik, Therapie und Prävention der Virushepatitiden zusammen und gibt einen Ausblick auf zukünftige Entwicklungen.
Die akute Virushepatitis stellt eine besondere Herausforderung in der Diagnostik und Therapie dar. Die akute Hepatitis A und E heilt bei Immunkompetenten immer ohne antivirale Therapie aus. Auch die akute Hepatitis B heilt beim Erwachsenen meist aus, allerdings kann bei schwerem Verlauf eine antivirale Therapie erforderlich werden, um einen fulminanten Verlauf zu verhindern. Die akute Hepatitis C nimmt häufig einen persistierenden Verlauf, sodass in der Regel eine frühe antivirale Therapie sinnvoll ist. Das konkrete Vorgehen bei der akuten Virushepatitis wird von Frau Privatdozentin Dr. Deterding von der Medizinischen Hochschule Hannover anschaulich dargestellt.
Eine chronische Hepatitis-B-Virus- (HBV) Infektion kann entweder niedrig-replikativ ohne wesentliche Leberpathologie verlaufen oder über eine chronische Leberentzündung zu Leberzirrhose und HCC führen. Diese progredienten Verläufe können über eine langfristige hoch-effektive antivirale Therapie zuverlässig verhindert werden. Therapieziel zukünftiger Therapie ist jedoch die Ausheilung der chronischen HBV-Infektion. Einen großen Fortschritt stellt das 2020 eingeführte Bulevirtid dar, das den Zelleintritt von HBV und Hepatitis-D-Virus (HDV) hemmt und die erste zugelassene antivirale Therapie der unbehandelt schwer verlaufenden chronischen HBV/HDV-Koinfektion darstellt. Diese neuen Entwicklungen werden von Herrn Dr. Rusignuolo und uns vom Universitätsklinikum Freiburg zusammengefasst.
Die Einführung der direkt antiviralen Substanzen (DAA) hat die Therapie der chronischen Hepatitis C in den letzten 10 Jahren revolutioniert. Bei nahezu vollständigen Heilungsraten lassen sich die zuvor gefürchteten Komplikationen der chronischen Hepatitis C sicher vermeiden. Umso bedauerlicher ist es, dass noch immer die Diagnosestellung und Therapieeinleitung gerade in Risikogruppen nicht ausreichend ist. Frau Dr. Schmitt und Herr Prof. Dr. Sarrazin vom St. Josefs Hospital Wiesbaden stellen Diagnostik, Klinik und aktuelle Therapie der chronischen Hepatitis C übersichtlich dar und gehen dann auf gezielte Strategien zur verstärkten Diagnostik und Therapie in Risikogruppen ein.
Wir wünschen Ihnen viel Freude beim Lesen dieses für Praxis und Klinik relevanten Dossiers und verbleiben mit herzlichen Grüßen aus Freiburg!
Ihre
Christoph Neumann-Haefelin und Robert Thimme
Publication History
Article published online:
02 August 2024
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