Nervenheilkunde 2023; 42(06): 356-364
DOI: 10.1055/a-2067-2303
Schwerpunkt

Migräne: Kinderwunsch, Schwangerschaft, Stillzeit

Migraine: desire for children, pregnancy, lactation
Askan Schultze-Mosgau
1   Universitätsklinikum Schleswig-Holstein, Campus Lübeck
,
Dagny Holle-Lee
2   Westdeutsches Kopfschmerzzentrum, Klinik für Neurologie, Universitätsklinikum Essen
,
Christoph Keck
1   Universitätsklinikum Schleswig-Holstein, Campus Lübeck
,
Sabine Segerer
4   amedes MVZ Hamburg
,
Stefan Evers
5   Klinik für Neurologie, Krankenhaus Lindenbrunn, Coppenbrügge
6   Medizinische Fakultät, Universität Münster
› Institutsangaben

ZUSAMMENFASSUNG

Meist bessert sich die Migräne in der Schwangerschaft von allein. Sollte eine Akuttherapie der Migräne in der Schwangerschaft notwendig sein, sind Paracetamol und Ibuprofen (letzteres bis Woche 28) Mittel der Wahl. Alle vorliegenden Daten sprechen gegen ernsthafte Hinweise auf Teratogenität oder Embryotoxizität beim Menschen. ASS ist in der Schwangerschaft Analgetikum der zweiten Wahl. Eine „Low-dose“-Behandlung kann bei entsprechender Indikation in der ganzen Schwangerschaft durchgeführt werden. Auf die Verwendung von Metamizol sollte während der Schwangerschaft möglichst verzichtet werden. Sumatriptan ist Mittel der Wahl aus der Gruppe der Triptane zur Therapie von Migräneattacken, falls ein Triptan verwendet werden muss. Es ersetzt nicht die medikamentöse Migräneprophylaxe. Wenn eine medikamentöse Prophylaxe während einer Schwangerschaft notwendig ist, sind Betablocker Substanzen der ersten Wahl (mit der geringsten Gefährdung des Embryos oder Fötus). Amitriptylin ist Mittel der zweiten Wahl in dieser Situation, insbesondere bei komorbiden Depressionen. Alle anderen prophylaktischen Substanzen sollten nur mit äußerster Zurückhaltung eingesetzt werden.

ABSTRACT

Migraine improves most often during pregnancy. If an acute attack treatment is needed during pregnancy, paracetamol and ibuprofen (the latter one until week 28) are drugs of choice. All available data do not show any evidence for human teratogenicity or embryotoxicity. ASA can be used during pregnancy as drug of second choice. A low dose treatment with ASA is possible during the whole pregnancy if an indication is given. Metamizol should not be used during pregnancy. Sumatriptan is drug of choice within the group of triptans if triptans are needed. This does not replace prophylactic treatment. If a prophylactic treatment of migraine is needed during pregnancy, betablockers are drugs of first choice (with the lowest risk for the embryo or the fetus). Amitriptyline is drug of second choice, in particular with comorbid depression. All other prophylactic drugs should be used only exceptionally.



Publikationsverlauf

Artikel online veröffentlicht:
31. Mai 2023

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