Zahnmedizin up2date 2023; 17(02): 78
DOI: 10.1055/a-2080-9889
Studienreferate

Vorhersagbarkeit der Nivellierung der Spee’schen Kurve mittels Invisalign

Contributor(s):
Britta A. Jung

Fragestellung: Im Rahmen einer retrospektiven Studie wurde die Vorhersagbarkeit der Nivellierung der Spee’schen Kurve mittels Invisalign (Align Technology, Santa Clara, Californien) analysiert. Die Nullhypothese lautete, es gibt keinen Unterschied zwischen ClinCheck und dem erreichten Behandlungsergebnis in Bezug auf die Nivellierung der Spee’schen Kurve.

Material und Methoden: Dazu wurden der initiale Scan (T1) vor Behandlungsbeginn, der ClinCheck (T2) sowie das erreichte Behandlungsergebnis per Scan von insgesamt 42 Patienten überlagert (Geomagic Control X Software [Version 2017.0.3; 3D systems, Rock Hill]). Bei allen erwachsenen Patienten (Durchschnittsalter: 31,6 Jahre) handelte es sich um eine orthodontische Erstbehandlung. Im Rahmen der Behandlung wurden gesunde Patienten mit Angle Klasse I oder II, leichtem bis mittelgradigen Engstand eingeschlossen, deren Behandlungen eine Mindestanzahl von 14 Alignern und keine zusätzlichen Hilfsmittel wie intermaxilläre Gummizüge oder Bite Ramps benötigten. Attachments zur Nivellierung wurden genutzt. Patienten mit ausgedehnten okklusalen Restaurationen, Unterkieferextraktion sowie Kreuzbisse oder mit einem kieferorthopädischen-kieferchirurgischen Behandlungskonzept oder notwendiger approximaler Schmelzreduktion (ASR) wurden ausgeschlossen. Folgende Parameter wurden analysiert:

  • vertikaler Abstand zwischen der Eckzahnspitze, bukkalen Höckerspitze des ersten und zweiten unteren Prämolaren sowie der mesiobukkalen Höckerspitze des ersten und zweiten unteren Molaren zu einer konstruierten Okklusionsebene nach Braun [1],

  • Angulation der zentralen unteren Schneidezähne.

Ergebnisse: Die Nullhypothese wurde verworfen. Der ClinCheck zeigte eine stärkere Nivellierung als das tatsächliche Behandlungsergebnis. Insgesamt zeigte sich eine durchschnittliche Genauigkeit der Übertragung von 35%. Die ersten Molaren zeigten die größte Differenz zwischen ClinCheck und Behandlungsergebnis und damit die geringste Übertragungsgenauigkeit. Die zweiten Molaren dagegen zeigten eine Genauigkeit von 52%. Die zentralen unteren Schneidezähne zeigten eine um 1,39° geringere Proklination gegenüber der prognostizierten Zahnbewegung. Das entsprach einer Übertragungsgenauigkeit von 64%.

Kommentar

Die Studie zeigt, dass vertikale Bewegungen, die im Rahmen der Nivellierung der Spee’schen Kurve benötigt werden, grundsätzlich schwierig in der klinischen Umsetzung mit Invisalign sind. Deutliche Überkorrekturen in Kombination mit Attachments sollten eingeplant werden, um in der Klinik eine größere Übertragungsgenauigkeit zu erreichen. Ein besonderer Fokus sollte dabei auf der Überkorrektur der unteren ersten Molaren liegen.



Publication History

Article published online:
16 May 2023

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