Nervenheilkunde 2023; 42(08): 524-528
DOI: 10.1055/a-2086-2443
Schwerpunkt

Die Diagnose einer funktionellen Bewegungsstörung vermitteln

Communicating the diagnosis of a functional movement disorder
Rosa Michaelis
1   Klinik für Neurologie, Universitätsklinikum Knappschaftskrankenhaus Bochum, Ruhr-Universität Bochum
,
Stoyan Popkirov
1   Klinik für Neurologie, Universitätsklinikum Knappschaftskrankenhaus Bochum, Ruhr-Universität Bochum
› Institutsangaben

ZUSAMMENFASSUNG

Die Diagnose einer funktionellen Bewegungsstörung sollte innerhalb neurologischer Behandlungsstrukturen anschlussfähig vermittelt werden. Erfahrungsgemäß gelingt dies am besten, wenn spezifische Untersuchungszeichen, aus denen sich neben der Diagnose auch Störungsmodell und Therapieprinzipien ableiten lassen, demonstriert und reflektiert werden. Dem kommt dabei ein größeres Gewicht zu als der Benennung der unauffälligen apparativen Ausschlussdiagnostik. Die bewusste Anerkennung funktioneller motorischer Symptome als Ausdruck einer originären neuropsychiatrischen Störung der Bewegungskontrolle stellt dabei die gebotene Haltung gegenüber Betroffenen als Grundlage für eine gelingende Diagnosevermittlung dar. Diagnosestellung und Diagnosevermittlung können – insbesondere bei knapp bemessenem Gesprächszeitrahmen – auch ohne die Erhebung psychischer Belastungen erfolgen. Mitunter kann es allerdings zielführend sein, häufige Begleitbeschwerden wie z. B. Schmerzen, Ängste, Fatigue und Schlafstörungen mit zu erheben und deren Behandlungsmöglichkeiten anzusprechen. Methoden der motivierenden Gesprächsführung helfen bei der Förderung der Therapiemotivation.

ABSTRACT

The diagnosis of a functional movement disorder should be communicated effectively within neurological treatment settings. Experience has shown that this works best when specific clinical signs, from which the diagnosis, a mechanistic model and the principles of therapy can be derived, are demonstrated, and reflected upon. This is more important than naming the inconspicuous instrument-based exclusion diagnostics. The successful diagnostic communication requires an attitude of full recognition of functional motor symptoms as the manifestation of a true neuropsychiatric disorder of movement control. Making the diagnosis and communicating it can be made without assessing psychological stress, especially if the available time is limited. It can be expedient, however, to assess for common accompanying complaints such as pain, anxiety, fatigue, and sleep disorders, also to address respective treatment options. Motivational Interviewing techniques can help facilitate treatment motivation.



Publikationsverlauf

Artikel online veröffentlicht:
02. August 2023

© 2023. Thieme. All rights reserved.

Georg Thieme Verlag KG
Rüdigerstraße 14, 70469 Stuttgart, Germany